Denkmaldatenbank

Prinz-Heinrich-Gymnasium

Obj.-Dok.-Nr. 09066497
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Grunewaldstraße 77
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Direktorenwohnhaus
Datierung 1891-1893
Entwurf Schulze, Friedrich
Bauherr Kultusministerium (?)

Westlich der Kirche steht - heute von Bäumen fast verdeckt - der lang gestreckte Bau der Friedrich-List-Schule an der Klixstraße. Das Schulgebäude entstand nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem 1943 zerstörten und stark verändert wieder aufgebauten ehemaligen "Prinz-Heinrich-Gymnasium" (auch "Königliches West-Gymnasium Schöneberg"). (1) Der 1891 begonnene und ein Jahr vor der Kirche fertig gestellte Bau war vom Ministerium für Öffentliche Arbeiten nach Entwurf von Regierungsbaurat Friedrich Schulze in Formen der märkischen Backsteingotik errichtet worden. Das imposante, frei stehende Gebäude wandte sich mit seiner reich dekorierten Hauptfassade sowie mit Schulhof und Turnhalle nach Osten zum Kirchenbau, sodass sich "ein stattliches Gesamtbild von Kirche und Schule" ergab. (2) Schulze hatte sich ebenfalls am Wettbewerb für die Kirche beteiligt; sein Entwurf hätte die um 90 Grad gedrehte Kirche noch stärker auf den Schulbau bezogen. Aber auch der Entwurf Schwechtens fügte die beiden Bauten zu einem einheitlichen Ensemble zusammen. Einziger Überrest der alten Schulgebäude ist an der Nordostecke des Schulgrundstücks das ehemalige Direktorenwohnhaus, Grunewaldstraße 77, das ursprünglich seitlich des Haupteinganges stand. (3) Der kleine, ebenfalls 1891-93 von Friedrich Schulze errichtete rote Klinkerbau repräsentiert in vereinfachter Version Formgebung und Bauart des neogotischen Schulhauses. (4) Glasur- und Formsteine sowie hell verputzte Felder und Ziergiebel, die die beiden, den Längsseiten vorgelagerten Erker ehemals abschlossen, beleben auch hier die Fassadengestaltung. In zwei unterschiedlich hohen Wohngeschossen über einem Souterrain beherbergte das Haus einst Wirtschaftsräume und Wohnungen für Direktor und andere Bedienstete, heute wird es vom Bezirksamt Schöneberg genutzt.


(1) BusB 1896, II. Teil, S. 296, Abb. 285, 312 f., Abb. 317-320; BusB V C, S. 1, 66, 373 (Abb. 1); Zentralblatt der Bauverwaltung 13 (1893), S. 212 ff.; Zeitschrift für Bauwesen 45 (1895), Sp. 21-26. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Ruine vereinfacht wiederaufgebaut; sie beherbergte seit 1958 die Zweite Berufsbildende Oberschule Schöneberg, seit 1985 die Friedrich-List-Schule Berlin.

(2) Zentralblatt der Bauverwaltung 13 (1893), S. 213.

(3) BusB 1896, II. Teil, S. 312 f. (Abb. 320); Zentralblatt der Bauverwaltung 13 (1893), S. 212, 214; Zeitschrift für Bauwesen 45 (1895), Sp. 24.

(4) Friedrich Schulze (1843-1912): 1864-67 Studium an der Berliner Bauakademie, Architekt im Staatsdienst: 1877 Landbaumeister, Mitarbeiter bei Friedrich Adler im Ministerium für öffentliche Arbeiten, 1880 Bauinspektor der Ministerial-Baukommission, 1891 Baurat, 1897 Geheimer Baurat. Werke u.a.: Erweiterungsbauten Charité und Tierarzneischule (1874), Luisengymnasium Turmstraße (1880-82), altes Rathaus Schöneberg am Kaiser-Wilhelm-Platz (1890-92), Preußischer Landtag 1892-99, Preußisches Herrenhaus (1892-1904). Der ab 1898 vielbeschäftigte preußische Baubeamte Paul Kieschke, der z.T. die Baupläne unterzeichnet hat, war ab 1891 als Bauinspektor in der Ministerialbaukommission tätig, in der Friedrich Schulze seit 1873 wirkte. Vgl. Kieling 2003, S. 286.

Literatur:

  • Zeitschrift für Bauwesen 45 (1895) / Seite Sp. 21-26
  • Zentralblatt der Bauverwaltung 13 (1893) / Seite 212-214
  • BusB II/III 1896 / Seite 296, 312-313
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 185

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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