Denkmaldatenbank
Apostel-Paulus-Kirche
09066488 | |
Bezirk | Tempelhof-Schöneberg |
Ortsteil | Schöneberg |
Adressen | Grunewaldstraße & Akazienstraße |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Kirche ev. |
Datierung | 1892-1894 |
Entwurf | Schwechten, Franz Heinrich |
Ausführung | Aktiengesellschaft für Bauausführung |
Bauherr | Gemeinde-Kirchenrat |
Die evangelische Apostel-Paulus-Kirche an der Ecke Grunewaldstraße und Akazienstraße wurde 1892-94 nach Entwurf von Franz Schwechten errichtet. (1) Der Architekt ist vor allem bekannt durch sein Hauptwerk, die etwa zeitgleich gebaute und im neoromanischen Stil gestaltete Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Charlottenburg. Die Schöneberger Kirche hingegen schuf Schwechten als einen an den Formen der Märkischen Backsteingotik orientierten roten Ziegelrohbau. Umgeben von einem Schmuckplatz (2) und im Westen flankiert vom Schulgebäude, bildet die Apostel-Paulus-Kirche mit ihrem mächtigen Nordturm, den Chorflankentürmen und ihrer reichen architektonischen Gestaltung eine wirkungsvolle städtebauliche Dominante in diesem Teil Schönebergs.
Erste Planungen für einen Kircheneubau reichen in das Jahr 1887 zurück, als es etwa 30.000 Einwohner in Schöneberg gab, für die nur die alte Dorfkirche zur Verfügung stand. (3) Den Wettbewerb, den der Kirchenbauverein 1890 ausgelobt hatte und an dem neben Schwechten die Architekten Carl Doflein und Friedrich Schulze teilnahmen, entschied Kaiserin Auguste Viktoria im November 1891 zugunsten Schwechtens. Nach Überarbeitung der Pläne erfolgte im Mai 1892 die Grundsteinlegung, im Dezember 1894 wurde die 1.500 Plätze fassende Kirche geweiht. Nach schweren Kriegsschäden wurde das Äußere der Kirche bis 1949 weitgehend wieder hergestellt und das Innere 1960-61 durch Werner Gabler umfassend modernisiert. (4) Von der originalen Innenausstattung sind nach dem Wiederaufbau, bei dem Kanzel und Altar verändert, Glasfenster ersetzt und Leuchter entfernt wurden, noch Teile der originalen Wand- und Glasmalereien sowie Fragmente des Altars erhalten. (5)
Die Formensprache der Neugotik gliedert den roten Backsteinbau vorwiegend vertikal, er wirkt daher aufstrebend und dynamisch: Den schlanken Hauptturm an der Nordseite auf quadratischem Grundriss mit hohen Schallöffnungen schließt eine spitze Haube ab, die Chorapsis an der Südseite ist von zwei kleineren Türmen flankiert und selbst die Lang- und Querhausfassaden sind durch spitzbogige Maßwerk-Fenster, Strebepfeiler, Stufengiebel und Zwerchhäuser deutlich vertikal gegliedert. Neben der architektonischen Gliederung belebt die Gestaltung mit farbigen Glasursteinen und weiß abgesetzten Wandflächen die Fassaden. Im Inneren der dreischiffigen Hallenkirche mit Querarmen und Emporen wird der Charakter des Außenbaus durch hohe ziegelsichtige Stützen, einen Triumphbogen und ein überhöhtes Sterngewölbe über der Vierung wiederholt.
(1) Zu Franz Schwechten (1841-1924): Streich, Wolfgang Jürgen: Franz Heinrich Schwechten. In: Ribbe/Schäche 1987, S. 257-276; Zietz, Peer: Franz Heinrich Schwechten, Kirchen zwischen Zweckmäßigkeit und Repräsentation im Deutschen Kaiserreich, Berlin 1987, S. 273 ff.; Zietz, Peer: Franz Heinrich Schwechten, Ein Architekt zwischen Historismus und Moderne, Stuttgart 1999, S. 61 f. Zur Apostel-Paulus-Kirche: Kühne/Stephani 1978, S. 166 f.; BusB VI, S. 95 f., 374 f.; Beeskow 2005, S. 331 ff.
(2) Der um 1900 angelegte Schmuckplatz an der Apostel-Paulus-Kirche war ursprünglich an der Westseite von der Merseburger Straße begrenzt. Nach dem Wiederaufbau des Gymnasiums wurde die Straße aufgehoben und 1958 von Karl Heinz Tümler neu gestaltet. Die heutige Ausstattung mit Spielplatz und Skattischen entstand 1971 nach Entwurf von Eva Wendel und Wolf Dietrich Karbe. Vgl. BusB XI, S. 290.
(3) Max Otto Vorberg (1839-1900) war 1885-1900 Pfarrer in Schöneberg und Bauherr der Apostel-Paulus-Kirche. Nach ihm wurde die 1902 angelegte Vorbergstraße, die an der Ostseite der Kirche in die Akazienstraße mündet, benannt.
(4) Januar 1944: Brandbomben zerstörten zwei Drittel des Dachstuhls, das Gewölbe über der Orgelempore und Fensterverglasungen. Durch Artilleriebeschuss wurde später der westliche Chorflankenturm getroffen, dessen Haube bis heute zur Hälfte fehlt. Vgl. Zietz, Peer: Franz Heinrich Schwechten. Kirchen zwischen Zweckmäßigkeit und Repräsentation im Deutschen Kaiserreich, Berlin 1987, S. 274; BusB VI, S. 374.
(5) Beeskow 2005, S. 332 f.
Literatur:
- Berliner Architekturwelt 2 (1900) / Seite S. 377
- BusB XI 1972 / Seite S. 290
- Schulte/ Apostel-Paulus-Kirche, 1981 / Seite 1-15
- Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 184
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
- Tel.: (030) 90259-3653
- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
Verkehrsanbindungen
-
U-Bahn
-
Bus
-
Jüdenstr.
- 248
- 300
-
Nikolaiviertel
- 147
- N8
- N40
- N60
- N65
-
Jüdenstr.