Denkmaldatenbank

Nathanael-Kirche

Obj.-Dok.-Nr. 09066478
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Grazer Platz
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Kirche ev.
Datierung 1902-1903
Entwurf Kröger, Jürgen
Bauherr Gemeindekirchenrat

Das markanteste Gebäude am Grazer Platz ist die Evangelische Nathanael-Kirche, die 1902-03 nach Entwurf von Jürgen Kröger entstand. (1) Der mächtige Bau in Formen der märkischen Backsteingotik mit einst hoch aufragendem Westturm wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und 1954-55 durch den Architekten Gerhard A. Wolschke vereinfacht wiederaufgebaut. Dabei wurde die spitze Turmhaube durch ein Walmdach über dem Glockengeschoss ersetzt und die Vierung ohne Dachreiter wiederhergestellt; der Innenraum musste mitsamt der Ausstattung erneuert werden. Die beiden verlorenen Elemente Turmspitze und Dachreiter hatten der Kirche ursprünglich einen starken vertikalen Akzent verliehen. Heute wirkt der Bau, der über kreuzförmigem Grundriss in ein breites einschiffiges Langhaus, ein kurzes hohes Querschiff und einen polygonalen Chor mit kapellenkranzartigen Anbauten gegliedert ist, ungewöhnlich gedrungen. Trotzdem stellt die Nathanael-Kirche, die die Stadt Schöneberg mit Unterstützung des Evangelischen Kirchenbauvereins und unter dem Protektorat der Kaiserin Auguste Viktoria am östlichen Rand des damaligen Siedlungsgebiets in Schöneberg-Süd realisiert hat, ein bedeutendes Zeugnis für die Stadtentwicklung und den geplanten Ausbau des Südgeländes um die Jahrhundertwende sowie für den Wiederaufbau der 1950er Jahre dar.

Nach einem Wettbewerb im Jahr 1901 wurde dem zweifachen Preisträger Jürgen Kröger 1902 die Ausführung übertragen; die Weihe fand am 31. Oktober 1903 statt. Die äußere Gestaltung des mit hellroten Ziegeln verblendeten Baukörpers ist geprägt durch helle Putzblenden, durch mit grünen Glasursteinen eingefasste Rund- und Vierpassfelder sowie durch zahlreiche Spitzbogenfenster in unterschiedlichen Formaten. Die Querhausgiebel sind beinahe vollständig in breite spitzbogige Maßwerkfenster mit Rund- und Spitzbogenformen aufgelöst; das Eingangsportal ist durch einen reich dekorierten Rahmen mit Ziergiebel ausgezeichnet. (2) Das Kircheninnere erscheint durch die schlichte Ausstattung der 1950er Jahre mit weiß gestrichenen Wänden und Gewölben, dem farbigen Altarfresko von Klaus Müller-Raabe, mit Glasfenstern von Florian Breuer und einer Orgel von Karl Schuke auf der Empore hell und modern. (3)


(1) Wigger, Annette: Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der Nathanael-Kirche in Schöneberg-Friedenau, Berlin 2003; BusB VI, S. 383; Kühne/Stephani 1978, S. 168 f.; Der Städtebau 2 (1905), Taf. 94; Die Nathanael Kirchengemeinde zu Berlin-Schöneberg, Ein geschichtlicher Überblick zum 75-jährigen Kirchenjubiläum, hrsg. v. GKR der Nathanael-Kirchengemeinde, Berlin 1978. Jürgen Kröger (1856-1928), Architekt und Kaiserlicher Baurat, 1882-88 Mitarbeiter bei Johannes Otzen, dann eigenes Büro, schuf in Berlin zahlreiche Kirchenbauten sowie u.a. den Kaiserbahnhof und das Postamt in Metz (1906-08). Vgl. Wikipedia, "Jürgen Kröger" (zuletzt geprüft am 17.02.2017).

(2) Gemälde in den Supraporten sind verloren.

(3) Die Nathanael Kirchengemeinde zu Berlin-Schöneberg, Ein geschichtlicher Überblick zum 75-jährigen Kirchenjubiläum, hrsg. v. GKR der Nathanael-Kirchengemeinde, Berlin 1978, S. 38.

Literatur:

  • BusB XI 1972 / Seite 282
  • Kühne, Günther; Stephani, Elisabeth: Evangelische Kirchen in Berlin, Berlin 1978 / Seite 168f.
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite S. 261

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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