Denkmaldatenbank

Landespolizeidirektion

Obj.-Dok.-Nr. 09066476
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Gothaer Straße 19

Apostel-Paulus-Straße 9

Grunewaldstraße 69
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Polizeigebäude
Datierung 1911-1914
Wiederaufbau 1954-1956
Entwurf Launer, Oskar & Kern, Walter & Fürstenau, Eduard (Architekt)
Entwurf Grimmek, Bruno (Architekt)
Bauherr Staat Preußen

Das ehemalige Polizeipräsidium Schöneberg, Gothaer Straße 19 u.a. entstand 1911-14 nach Entwurf von Walter Kern und Oskar Launer, die Bauausführung unterstand Eduard Fürstenau. (1) Der vierflügelige Gebäudekomplex, der den halben Baublock zwischen Grunewald- und Apostel-Paulus-Straße einnimmt, war im Blockinneren von Anfang an für Erweiterungen vorgesehen. Nach schweren Schäden im Zweiten Weltkrieg wurden 1953-56 der Nordflügel an der Grunewaldstraße und der südliche Teil des Ostflügels nach Entwurf Bruno Grimmeks von der Hochbauabteilung des Senators für Bau- und Wohnungswesen auf den alten Grundmauern neu errichtet. (2) Grimmek schuf an der Straße ein Gebäude mit zeittypischer Rasterfassade, fügte es aber in seinen Proportionen harmonisch an den Altbau an. Seit 1956 von der Berliner Kriminalpolizei (heute Landeskriminalamt II) genutzt, ist der Gebäudekomplex ein charakteristisches Beispiel für die wilhelminische Staatsarchitektur wie auch für den Wiederaufbau der 1950er Jahre.

Das alte Polizeipräsidium war als viergeschossiger Putzbau mit hohem Mansarddach entworfen und zurückhaltend in barockisierenden Formen gestaltet worden. Der Haupteingang mit Treppenhausanbau an der Gothaer Straße wird durch einen deutlich vortretenden Risalit betont, die Blockecken durch fünfgeschossige Eckpavillons; diese sind vollständig mit Sandstein verkleidet, während die glatt verputzten Fassaden dazwischen nur am Erdgeschoss verblendet und mit in Sandstein ausgeführten Pilastern, Gesimsen und Sohlbänken dekoriert sind. Im Hofraum dient ein viergeschossiges Gebäude an der Nordostseite bis heute als Haftzellentrakt, ein Anbau in der Südwestecke enthielt einst die Wirtschaftsräume der Präsidentenwohnung (3) und ein eingeschossiger Bau an der Südostseite eine Kraftwagenhalle. Dieser Bauteil sowie der gesamte Nordflügel wurden 1954-56 durch Neubauten ersetzt. Während das fünfgeschossige Bürogebäude, das nun den Hof an der Ostseite abschließt, als schlichter Putzbau mit eingeschossigem Garagenvorbau errichtet wurde, gestaltete Bruno Grimmek den sechsgeschossigen Trakt zur Grunewaldstraße als modernen Stahlbetonskelettbau mit Flachdach und einer Fassade mit gleichmäßigem Raster aus Fenstern und gestreiften Brüstungsfeldern. Nur das oberste Geschoss tritt leicht zurück und ist durch ein Gesims, das die Traufhöhe des Altbaus fortführt, abgesetzt. Auch an der Gebäudeecke griff Grimmek mit dem um ein Geschoss höheren risalitartigen Bauteil das Prinzip des Altbaus wieder auf und brachte hier das Treppenhaus unter, das wegen des Übergangs zwischen den unterschiedlich hohen Geschossen von Alt- und Neubau mit separaten Zugängen zu beiden Flügeln versehen war. Trotz unterschiedlicher Gestaltung im Detail bilden die beiden Bauteile eine stimmige Einheit.


(1) BusB III, S. 82 ff., Abb. 104 f., S. 87; Zentralblatt der Bauverwaltung 35 (1915), S. 518 ff. (S. 521: "Polizeidienstgebäude in Berlin-Schöneberg: (.) Der Entwurf ist unter Leitung des verstorbenen Wirklichen Geheimen Oberbaurats Launer von dem Baurat Kern aufgestellt worden. Die Ausführung erfolgte unter der Oberleitung des Geheimen Oberbaurats Fürstenau anfangs durch den jetzigen Regierungs- und Baurat Steinicke, dann durch den Baurat Gilowy. Diesem waren nacheinander der Regierungsbaumeister Hans Paul Hermann und der inzwischen auf dem Felde der Ehre gefallene Regierungsbaumeister Kurt Neumann zur Hilfeleistung beigegeben. Die Aufsicht seitens des Regierungspräsidenten übte Baurat Weiß in Potsdam aus.")

(2) BusB III, S. 85 f.; Dorsemagen 2004, Kat. Nr. 11.

(3) Im südwestlichen Eckpavillon war ursprünglich die Wohnung des Präsidenten mit eigenem Treppenhaus untergebracht. Vgl. Zentralblatt der Bauverwaltung 35 (1915), S. 519 (Grundrisse).

Literatur:

  • N.N./ Polizeidienstgebäude in Berlin-Schöneberg in
    Zentralblatt der Bauverwaltung 35 (1915) 79 / Seite 518-521
  • BusB III 1966 / Seite 82-86
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 195 f.
  • Dorsemagen, Dirk: Büro- und Geschäftshausfassaden der 50er Jahre, Konservatorische Probleme am Beispiel West-Berlin, Diss. Berlin 2004, Kat. Nr. 11.

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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