Denkmaldatenbank

Dienst- und Wohngebäude der ehem. Gasanstalt

Obj.-Dok.-Nr. 09066465
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Fuggerstraße 25
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Dienstwohnhaus
Datierung um 1900
Entwurf & Bauherr Städtische Gaswerke

Mit der Herstellung und Verteilung von Gas für die Straßenbeleuchtung der Stadt Berlin, später auch für private und industrielle Zwecke, beauftragte der Preußische Staat im Jahr 1825 die englische Gasgesellschaft "Imperial Continental Gas Association" (ICGA). (1) Während nach Ablauf des Vertrages 1842 der Berliner Magistrat die Gasversorgung der öffentlichen Beleuchtung selbst übernahm, konnten Privathaushalte und die selbstständigen Gemeinden außerhalb von Berlin weiter von der ICGA beliefert werden. (2) Für den in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts rasant ansteigenden Bedarf bauten die beiden konkurrierenden Unternehmen ihre Kapazitäten im Berliner Raum stetig aus. (3) In diesem Zusammenhang entstand für die Versorgung des Charlottenburger Ostviertels 1896 auf dem ausgedehnten Gelände zwischen Geisberg-, Welser-, Fugger- und Martin-Luther-Straße eine Behälterstation des "Städtischen Gaswerks V" in Schmargendorf. Die aus mehreren Einzelgebäuden bestehenden Anlage wurde bei einem Luftangriff 1943 fast vollständig zerstört. Nur das um 1900 in der Nord-Ost-Ecke des Grundstücks erbaute Dienst- und Wohngebäude der ehemaligen Gasanstalt, heute Fuggerstraße 25, blieb stehen. (4) Da man dem Gelände seine ursprüngliche Bestimmung nicht mehr ansieht, ist das Beamten-Wohnhaus der letzte Markstein einer für die städtische Infrastruktur der Jahrhundertwende bedeutenden Anlage. Der mit rotem Backstein verblendete Bau mit Hausteinsockel über U-förmigem Grundriss wird an der Nordseite von drei gestaffelten Giebeln bestimmt. Schiefer gedeckte Satteldächer und große Rundbogenfenster an den Giebelseiten verleihen dem heute als Wohnhaus genutzten Gebäude eine eindrucksvolle Wirkung, die über das übliche Maß kommunaler Zweckbauten hinausgeht.


(1) Lepiorz 2005, S. 17 ff.

(2) Seit 1871 vom Gaswerk Schöneberg, Torgauer Straße 12-15 (siehe Gebiet 8).

(3) Gasverbrauch: 1827 1.800 Laternen, 8.000 Privatflammen; 1871 10.000 Laternen, 530.000 Privatflammen; 1890 28.000 Laternen, 1,5 Privatflammen. 1910 hatten 98,7 % aller Grundstücke in Berlin einen Gasanschluss (davon 86,5 % von den Städtischen Gaswerken und 11,6 % von der ICGA beliefert). 1914 gab es im Bereich des späteren Groß-Berlin insgesamt 33 Gasanstalten. Vgl. Lepiorz 2005, S.18 ff.

(4) Für das 1892-93 nach Entwürfen von E. Reissner errichtete Gaswerk in Schmargendorf (Forckenbeckstraße 9-17) waren drei Gasbehälter geplant, wobei einer im Gaswerk selbst (1895) und zwei im Abnehmergebiet an der Augsburger Straße aufgestellt werden sollten. 1896 wurden an der Augsburger Straße der zweite Behälter, ein Dampfkesselhaus, ein Druckregulierungsgebäude sowie die Fundamentierung des dritten Gasbehälters, der jedoch wegen geringerer Nachfrage nicht mehr ausgeführt wurde, gebaut. An seiner Stelle errichtete man das Wohnhaus für die Arbeits- und Aufsichtskräfte. Vgl. BusB X A (2), S. 31, 330 f.; Lepiorz 2005, S. 22; Bärthel, Hilmar: Die Geschichte der Gasversorgung in Berlin, Berlin 1997, S. 99, 281, 293.

Literatur:

  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 159

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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