Denkmaldatenbank
Wohnanlage am Stadtpark Schöneberg
09066457 | |
Bezirk | Tempelhof-Schöneberg |
Ortsteil | Schöneberg |
Adressen | Freiherr-vom-Stein-Straße 11, 11A Ehrwalder Straße 1, 3, 5 Kufsteiner Straße 39, 41, 43, 45, 47, 49, 51, 53, 55, 57, 59 Meraner Straße 38, 40, 42, 44, 46, 48, 50, 52, 54, 56 |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Wohnanlage |
Datierung | 1931 |
Entwurf | Fränkel, Rudolf |
Entwurf | Block, Otto |
Bauherr | Stadtpark Schöneberg (Grundstücksgesellschaft) |
Neben der Wohnsiedlung am Meraner Platz war die Wohnanlage Freiherr-vom-Stein-Straße 11-11A u. a., die 1931 nach Entwurf von Rudolf Fränkel zwischen Ehrwalder, Kufsteiner und Meraner Straße errichtet wurde, eines der bedeutendsten Bauprojekte in der Zeit der Weimarer Republik in diesem Teil Schönebergs. (1) Die sechsgeschossigen Häuser, die die Randbebauung des lang gestreckten Baublocks bildeten, waren mit etwa 400 Wohnungen, einigen Läden an der Meraner Straße sowie einer für die Erbauungszeit ungewöhnlichen Großgarage unter dem begrünten Blockinneren ausgestattet. Nach Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage - architektonisch angepasst, zum Teil jedoch leicht verändert - 1954-58 wieder aufgebaut. (2) Grundstruktur und Gestaltung blieben dabei weitgehend erhalten, sodass die Bauten mit horizontal betonter Fassadengliederung und den gerundeten Ecklösungen an der Südseite zum Rudolph-Wilde-Park noch immer den Gesamteindruck einer modernen Wohnsiedlung der späten 1920er Jahre vermitteln.
Das Gelände an der Westgrenze Schönebergs zu Wilmersdorf, zwischen Stadtpark und Badenscher Straße, war bis dahin weitgehend unbebaut, die heutige Bebauung stammt überwiegend aus der Nachkriegszeit. Somit spielte die für die privatwirtschaftliche Stadtpark Schöneberg Grundstücksgesellschaft errichtete Wohnsiedlung 1931 eine Vorreiterrolle und war mit komfortabel ausgestatteten Zwei- bis Fünfzimmerwohnungen, mit möblierten Junggesellenapartments und mit einer Tiefgarage für etwa 200 Automobile ausgestattet. (3) Dementsprechend modern war die Gestaltung der aus zweispännigen Häusern bestehenden Blockrandbebauung mit großem begrünten Innenhof. Die Walmdächer mit überstehender Traufkante über leicht zurückversetzten Gesimsen waren so flach geneigt, dass sie aus der Nähe wie ein Flachdach wirken. Die hell verputzten Fassaden der Hausreihen sind durch den Wechsel von den horizontalen Streifen der Loggien und Wohnzimmerfenster mit vertikalen Streifen über den Hauseingängen rhythmisch gegliedert. Dabei verläuft die tragende Seitenwand eines Hauses, erkennbar an scharrierten Betonpfeilern, in der Mitte der aus je zwei Loggien und Fenstern zusammengefassten und durch schmale Gesimse gerahmten Einheiten, während die Treppenhäuser, mit ihren Fenstern abwechselnd zur Straße und zum Hof gewandt, jeweils in der Hausmitte liegen. Dadurch sind die Fassaden als Einheit gestaltet, ohne jedoch monoton zu wirken. Zusätzliche interessante Akzente setzen der durchlaufende, mit dunkelbraunen Klinkern verblendete Sockelbereich, die tief eingeschnittenen vertikalen Glasflächen der straßenseitigen Treppenhäuser und die großen Schaufenster der Läden an der Meraner Straße. Die nach Süden zum Park gerichtete Schmalseite des Blocks ist an den Ecken, dem Straßenverlauf der Freiherr-vom-Stein-Straße folgend, dynamisch geschwungen: einmal als konkav eingezogene Rundung mit kleinem Vorgarten und einmal als konvex gewölbte Ecke. Die Nordseite mit der Garageneinfahrt an der Ehrwalderstraße war in den 1950er Jahren nicht wieder aufgebaut worden; bis 2010 flankierten die Eckbauten der Nachkriegszeit den offenen Blick in den begrünten Hof, wo die Glasbausteine in der Garagendecke noch immer zu erkennen sind. Seit 2011 schließt ein Neubau den Block wieder ab.
(1) Rudolf Fränkel (1901-1974), geboren in Oberschlesien (Sohn des Regierungsbaumeisters Louis Fränkel), Schule und Studium in Berlin, 1924-33 freier Architekt in Berlin, dann Emigration nach Bukarest, London und in die USA. Bauten in Berlin u.a Kino "Lichtburg" 1924, Gartenstadt "Atlantic" im Wedding, 1925-28. Vgl. BusB IV B, S. 457 f.; Bauwelt 23 (1932), H. 22, S. 553, Beilage S. 1-8.(2) Kufsteiner Straße 39/41, 47/51 sowie Meraner Straße 38, 42, 56 sind Neubauten der 1950er Jahre (Architekt: Otto Block). Die Häuser Kufsteiner Straße 47/51 sind wegen veränderter Vorschriften für Rettungswege knapp drei Meter flacher. Die zerstörten Bauten an der Ehrwalder Straße sind nicht wieder aufgebaut worden, nur die Kopfbauten Kufsteiner Straße 39 und Meraner Straße 38 waren neu hinzugekommen. Die Dachstühle der Häuser Kufsteiner Straße 43 und 45 wurden 1976 durch einen Brand zerstört und wieder aufgebaut. (3) Entwurf der Möbel von Rudolf Fränkel. Die Einzimmer-Apartments haben wie alle Wohnungen eine eigene Loggia. In der Garage, die aus einer Betonkonstruktion mit frei gespannten Decken bestand, gab es ursprünglich Einrichtungen für Pflege und Wartung der Automobile. (Abb. in: Bauwelt 23 (1932), H. 22, Beilage S. 2.)
Literatur:
- BusB IV B 1974 / Seite Obj. 1006
- BusB IV A 1970 / Seite Obj. 169
- Bauwelt 22 (1931) / Seite S. 553 & Beiheft: S.1ff.
- Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 218 f.
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
- Tel.: (030) 90259-3653
- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
Verkehrsanbindungen
-
U-Bahn
-
Bus
-
Jüdenstr.
- 248
- 300
-
Nikolaiviertel
- 147
- N8
- N40
- N60
- N65
-
Jüdenstr.