Denkmaldatenbank

Schlüter-Brotfabrik

Obj.-Dok.-Nr. 09066447
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Eresburgstraße 24, 25, 26, 27, 28, 29

Alboinstraße 26, 28, 30, 32, 34

Magirusstraße 8, 10
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Fabrik & Fuhrpark

Ebenfalls in den 1920er Jahren entstand auf dem Nachbargrundstück Eresburgstraße 24-29 u.a., die Fabrikanlage für die Schlüter-Brotfabrik. (1) Auf dem Areal, das im Osten bis zur Alboinstraße und im Süden bis zur Magirusstraße reicht, gibt es neben den markanten Klinkerbauten, die 1927-28 nach Entwurf des Architekten Bruno Buch ausgeführt wurden, mehrere Ergänzungsbauten aus den 1950er Jahren, als die Schlüter-Brotfabrik mit der Firma Bärenbrot fusionierte. Die Gebäude der ursprünglichen Anlage sind gekennzeichnet durch ihre rotvioletten Klinkerfassaden mit dezent expressionistischem Baudekor, an die die späteren Bauten in vereinfachten Formen angepasst wurden. Ganz anders zeigt sich hingegen die Eckbebauung an Eresburg- und Alboinstraße mit ein- bis zweigeschossigen Putzbauten. Hier befand sich seit 1912 der Fuhrpark des Ullstein-Verlages mit Stallungen, Garagenhöfen und Wohnhäusern, die Mitte 1930er Jahre von Schlüterbrot übernommen wurden. Die heute noch vorhandenen Bauten waren 1924-26 von Oskar Garbe errichtet worden. Nach der Schließung der Brotfabrik im Jahr 2002 wurden einige Bauteile des Fuhrparks abgerissen und zum Teil durch Neubauten ersetzt. (2) Die Gesamtanlage wird heute als Gewerbehof "Backfabrik Schlüterbrot" genutzt.

Zur Eresburgstraße wendet sich die Brotfabrik mit einem leicht zurückgesetzten Mitteltrakt zwischen zwei niedrigeren Seitengebäuden. Östlich schließt unmittelbar ein Bau der 1950er Jahre an, dessen Fassade Material und Farbigkeit der älteren Bauteile aufnimmt, aber deutlich schlichter gestaltet ist. Bruno Buch entwarf die Geschossbauten aus Mauerwerk mit Betonstützen und -decken, verkleidet mit roten Ullersdorfer Klinkern und geschmückt mit Elementen im Stil des expressionistischen Bauens: Dazu gehören an der Eresburgstraße beispielsweise die vertikalen Streifen aus gegeneinander verdrehten Ziegelsteinen, die Rollschichten und Ziegelstreifen über und unter den weißen Sprossenfenstern oder der Eingang zum Verwaltungstrakt mit abgeschrägter Laibung und dreieckigem Vordach sowie das rautenförmige Ziegelmuster an der Fassade zur Magirusstraße. Hinter dem Mittelbau, der auf drei Geschossen Mehlsilo und Räume für die Teigbereitung enthielt, schließt sich nach Süden im Hof die eingeschossige ehemalige Ofenhalle mit einer Spannweite von 24 Metern als Stahlkonstruktion mit Dreigelenkbindern und Vollwandprofilen an. Im östlichen Seitentrakt waren auf zwei Geschossen Gärräume, im westlichen dreigeschossigen Seitenbau Verwaltung und Wohnungen untergebracht. An der Westseite der Ofenhalle ordnete der Architekt ein dreigeschossiges Sozialgebäude mit Sanitärräumen in den Obergeschossen sowie mit Auszugsöfen im Erdgeschoss an. (3) Das Gebäude an der Magirusstraße, das als Pferdestall errichtet worden war, wurde später als Garage genutzt.

Vom Fuhrpark sind zwei Bauteile an der Ecke Eresburgstraße und Alboinstraße erhalten, die jeweils aus einem Wohngebäude mit anschließendem Hallenbau bestehen. Die zweigeschossigen Häuser mit flachem Pyramidendach, die im oberen Geschoss Wohnungen und im unteren Werkstätten und Lagerräume enthielten, wurden als Mauerwerksbauten mit Betonstützen im Erdgeschoss ausgeführt. In den dazwischen angeordneten Hallen mit einer Spannweite von 14 Metern tragen Eisenfachwerkbinder die flachen Satteldächer. Nach außen sind die Bauten mit glatt verputzten Wandflächen, großen Rundbogentoren und einem schweren Traufgesims auf Konsolen gestaltet, die den Zweckbauten eine klassisch anmutende Wirkung verleihen. An der Alboinstraße ist von einer 1912 errichteten Reparaturwerkstatt nur noch die in ähnlichen Formen gestaltete Seitenwand erhalten.


(1) Möbius, Richard (Hg.): Bruno Buch, Industriearchitekt, Neue Werkkunst, Berlin 1929, S. 17 ff.; Bauwelt 22 (1931), H. 2, S. 14-16; BusB IX, S. 104; Hildebrandt/Lemburg/Wewel 1988, S. 112 f.

(2) Nach der Insolvenz der Schlüterbrot-Bärenbrot GmbH & Co. KG im Jahr 1993 von neuen Eigentümern übernommen, wurde die Fabrik 2002 endgültig geschlossen. 2009 erwarb ein Projektentwickler das Gelände und ließ es bis 2011 sanieren. Vgl. Wikipedia: "Brotfabrik Schlüterbrot-Bärenbrot" (zuletzt geprüft am 17.02.2017.)

(3) Bauwelt 22 (1931), H. 2, S. 14-16.

Literatur:

  • Willner, Gustav, Der kaufmännische Betrieb in Weltreklamekongreß Berlin 1929, hrsg. v. Ullstein-Verlag, 1929 / Seite 223-224
  • Der Lindenhof, 1987 / Seite 117
  • Möbius, Bruno Buch, 1929 / Seite 13, 17-18
  • Bauwelt 22 (1931) 2 / Seite 41-56, besonders S. 54-56 (Schlüterbrotfabrik)
  • Winz/ Es war in Schöneberg, 1964 / Seite 117
  • BusB IX 1971 / Seite 104
  • Paape, Bruno Buch, 1985 / Seite 5
  • Hildebrand, Lemburg, Wewel/ Historische Bauwerke, 1988 / Seite 112-113
  • Baumeister, Architekten, Stadtplaner, 1987 / Seite 605
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite S. 271 f.

Teilobjekt Bärenbrot-Fabrik

Teil-Nr. 09066447,T,001
Sachbegriff Fabrik
Datierung 1927-1928
Entwurf Buch, Carl-Emil Bruno

Teilobjekt Fuhrpark des Ullstein-Verlages

Teil-Nr. 09066447,T,002
Sachbegriff Fuhrpark
Datierung 1924-1926
Entwurf Garbe, Oskar

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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