Denkmaldatenbank

Rechenmaschinenfabrik Ludwig Spitz, Co.

Obj.-Dok.-Nr. 09066446
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Eresburgstraße 22, 23

Bessemerstraße 1, 3, 5, 7, 9, 11
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Fabrik
Datierung 1923-1924, 1942
Entwurf Schröder, Otto
Bauherr Ludwig Spitz und Co.

In das lang gestreckte Gebäude Eresburgstraße 22-23, das 1923-24 nach Entwurf des Architekten Otto Schröder für die Rechenmaschinenfabrik Ludwig Spitz & Co errichtet worden war (1), zog 1945 die Berliner Firma Isophon E. Fritz & Co., die in den 1950er Jahren mit der Herstellung von Lautsprechern und Bauteilen für Rundfunkgeräte zu einem der führenden Unternehmen der Branche aufstieg. (2) Von der bauzeitlichen Fabrikanlage sind das Hauptgebäude parallel zur Bessemerstraße und das Pförtnerhäuschen an der Eresburgstraße mit vergleichsweise wenigen Veränderungen erhalten. (3) Der imposante, mit roten Handstrichziegeln verblendete Bau, der im Inneren auf vier Etagen riesige Produktionssäle sowie sämtliche Büro- und Personalräume aufnahm, ähnelt in seiner äußeren Gestaltung eher einem großen Verwaltungsgebäude als einer Produktionsanlage. Das Fabrikgebäude gehört im Schöneberger Industriegelände zu den bedeutenden Beispielen aus den 1920er Jahren.

Von der Einfahrt an der Eresburgstraße, wo das Pförtnerhäuschen mit einem nachträglichen Anbau und vermauerten Fenster- und Türöffnungen deutlichere Spuren der Veränderung zeigt, gelangt man zum Eingang an der Schmalseite des Hauptgebäudes; eine zweiläufige Treppe, eine Doppeltür und hohe Treppenhausfenster markieren den Zugang zum Bürotrakt in den unteren zwei Etagen im nördlichen Teil des Gebäudes. Im südlichen Seitentrakt sowie im höheren risalitartigen Mittelteil waren die bis zu 45 Meter langen, dreischiffigen Fertigungssäle mit Betonstützen und Kappendecken angeordnet, die durch drei Treppenhäuser und Fahrstühle erschlossen wurden. Die etwa 100 Meter lange Straßenfassade ist nicht nur durch die Dreiteilung des Gebäudes, sondern auch durch ein Fensterraster mit unterschiedlich breiten Pfeilern rhythmisch gegliedert. Weiße Sprossenfenster und verkröpfte Gesimsbänder aus grauem Kunststein stehen in einem reizvollen Kontrast zu den changierenden Rottönen der Ziegelmauern. Die hohen Walmdächer waren ursprünglich alle mit den dreieckigen Dachgauben versehen, die heute nur noch über dem Mitteltrakt erhalten sind.


(1) Krüger, Hermann Otto: Rechenmaschinenfabrik Ludwig Spitz & Co. GmbH in Berlin-Tempelhof. In: Der Industriebau 17 (1926), S. 29-35; Hildebrandt/Lemburg/Wewel 1988, S. 172 f.

(2) Die Firma Isophon war 1929 gegründet worden, ihre Fabrik in der Frankfurter Allee wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Nach dem Neuanfang in der Eresburgstraße stieg das Unternehmen bald zu einem der größten und technisch innovativsten Lautsprecherhersteller auf; 1954 kam ein zweites Werk in der Tempelhofer Colditzstraße hinzu. In den 1980er Jahren verkauften die Eigentümer das Unternehmen an die Bosch/Blaupunkt-Gruppe, 1997-2012 wurde der Name von der schwäbischen Lautsprecher Manufaktur Acoustic Consulting GbR genutzt. Vgl. Wikipedia: "Isophon" (zuletzt geprüft am 17.02.2017.) Seit Mitte der 1990er Jahre wird das Gebäude von der Firma TIB Molbiol, einem Biotech-Unternehmen, genutzt.

(3) Ursprünglich gab es darüber hinaus eine Garage und einen Schuppen auf dem rückwärtigen Teil des Grundstücks, wo auch heute flache Nebengebäude stehen. Veränderungen der Nachkriegszeit: Über dem südlichen Gebäudetrakt wurde ein Geschoss mit Flachdach aufgesetzt, am nördlichen Trakt die dreieckigen Dachgauben durch Fenstererker ersetzt und an der Rückseite ein Fahrstuhl angebaut.

Literatur:

  • Krüger, Hermann Otto, Rechenmaschinenfabrik Ludwig Spitz und Co. GmbH in Berlin Tempelhof =Der Industriebau 17 (1926) / Seite S. 29-35
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite S. 271

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