Denkmaldatenbank

Wohnanlage Eisackstraße

Obj.-Dok.-Nr. 09066437
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Eisackstraße
3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40

Traegerstraße 5, 6
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Wohnanlage
Datierung 1924-1928
Entwurf Lassen, Heinz
Bauherr Gemeinnützige Baugesellschaft Berlin-Heerstraße

Die Hauszeilen auf beiden Seiten der Eisackstraße gehören zur Wohnanlage Eisackstraße 3-14, 29-40, Traegerstraße 5-8, die 1924-28 nach Entwurf von Heinz Lassen ausgeführt wurde. (1) Ursprünglich erstreckten sich die viergeschossigen Zeilen in beinahe doppelter Länge entlang der gesamten Eisackstraße bis zur Baumeisterstraße. Hier waren sie torartig, wie heute noch an der Traegerstraße, von sechsgeschossigen Kopfbauten eingefasst. Nach dem Zweiten Weltkrieg, dem auch - wie oben erwähnt - Betriebsbahnhof und Umformerwerk südwestlich der Wohnanlage zum Opfer gefallen waren, wurden die Häuser auf der östlichen Seite der Eisackstraße mit fünf Geschossen und Balkonen neu errichtet und die Häuser auf der westlichen Straßenseite wiederhergestellt; an ihrem südlichen Ende wurden die beiden verkürzten Hauszeilen durch neue fünfgeschossige Kopfbauten mit Walmdächern ergänzt. (2) Somit stellt die Wohnbebauung an der Eisackstraße zum einen ein interessantes Zeugnis für die Baupolitik in der Weimarer Republik dar, als der Bezirk Schöneberg seine Baulandreserven aktivierte und mit Hilfe staatlicher Fördermittel und gemeinnütziger Baugesellschaften eine umfangreiche Bautätigkeit im Siedlungsbau mit hoher Wohnqualität entwickelte; zugleich dokumentiert die heutige Anlage anschaulich die Wiederaufbaumaßnahmen unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg.

Bei der städtebaulichen Gestaltung der Wohnanlage stellte Heinz Lassen vor allem durch die platzartig erweiterte und als Baumallee angelegte Eisackstraße eine deutliche Verbindung zur benachbarten Siedlung Ceciliengärten her. Zwar korrespondierten die flach gedeckten, streng gegliederten Kuben der Kopfbauten im Norden einst auch mit der Bebauung am Innsbrucker Platz (3), aber die langen, mit Satteldächern gedeckten Zeilen, die durch die dichte Reihung dreieckiger Erkervorbauten eine lebhafte Wirkung erhielten, setzten in Verbindung mit der zentralen Grünfläche die Ceciliengärten in einer moderneren Form fort. (4) Die Hauseingänge, die, um die Höhenunterschiede des Geländes auszugleichen, in einem hohen Sockelgeschoss angeordnet sind, werden durch Klinkerverkleidungen ebenfalls besonders hervorgehoben. Allerdings verleihen sparsam eingesetzte Gestaltungsdetails an den sonst schmucklosen Fassaden - Konsolen unter den Erkerachsen, Fensterrahmungen und Gesimse in scharriertem Betonstein - den Bauten hier eine eher dezent-elegante Wirkung. Die Wohnungsgrößen variierten zwischen Ein- und Dreieinhalb-Zimmerwohnungen; alle waren wie in den Ceciliengärten mit Diele, Küche, Kammer und Badezimmer sowie Erker oder Loggia ausgestattet.


(1) BusB IV A, Obj. 170; BusB IV B, Obj. 1008; Meyer-Zürich, Peter: Die Krisis der Architektur. In: Der Baumeister 27 (1929), S. 241; Deutsche Bauhütte 26 (1922), S. 238; Der Städtebau Deutschlands: Heinz Lassen, Barmen 1917, S. 139 f.

(2) Die ursprünglichen Bauten sind demnach nur an der West- und Nordseite der Eisackstraße erhalten (Eisackstraße 3-13, 37-40, wobei das Haus Eisackstraße 37 um ein Stockwerk erhöht wurde); auf der Ostseite wurden die Häuser Eisackstraße 29-36 neu gebaut, ebenso der westliche Kopfbau Eisackstraße 14.

(3) Vor dem Bau der Autobahn war die Eisackstraße als Verlängerung der Innsbrucker Straße über den Platz hinweg noch erlebbar.

(4) Johannes, Heinz: Neues Bauen in Berlin, Berlin 1931 (Reprint Berlin 1998), S. 53.

Literatur:

  • BusB IV B 1974 / Seite Obj. 1008
  • Deutsche Bauhütte 26 (1922) / Seite S. 238
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite S. 253

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen