Denkmaldatenbank

S-Bahnhof Schöneberg

Obj.-Dok.-Nr. 09066434,T
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Ebersstraße 67

Dominicusstraße 56

Sachsendamm 1

Werdauer Weg 2

S-Bhf. Schöneberg
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Bahnhof (S) & Empfangsgebäude & Beamtenwohnhaus
Bauherr Deutsche Reichsbahngesellschaft

In den 1880er und 1890er Jahren wurden im Zuge des viergleisigen Ausbaus der 1877 eröffneten Ringbahn auch neue Stationen eingeplant. (1) Zu diesen gehörte als Schöneberger Ringbahnhaltestelle der ehemalige Bahnhof Ebersstraße, dessen Empfangsgebäude 1896-97 vom renommierten Bahnhofsarchitekten Fritz Klingholz errichtet wurde. (2) Seit dem Bau des S-Bahnhofs Schöneberg, Dominicusstraße 56 u.a., der 1930-33 nach Plänen von Carl-Heinz Schwenneke und Erich Zimmermann als Umsteigebahnhof am Kreuzungspunkt von Wannseebahn und Ringbahn ausgeführt wurde (3), diente das kleine Backsteingebäude an der Eberstraße als Eingang zum oberen Bahnsteig. Die Gesamtanlage des S-Bahnhofs Schöneberg besteht somit aus den beiden sich spitzwinklig kreuzenden Bahnsteighallen, den Bahnbrücken über der Dominicusstraße mit dem in die Brückenwiderlager eingefügten Eingang zum unteren Bahnsteig, den Stütz-, Futter- und Böschungsmauern sowie dem mehr als 30 Jahre älteren Empfangsgebäude in der Eberstraße. Die Bau- und Nutzungsgeschichte der Anlage dokumentiert einen bedeutenden Abschnitt der Berliner Verkehrsgeschichte von den Anfängen der 1877 fertig gestellten Ringbahn und der 1891 eröffneten neuen Wannseebahn bis zur Wiederinbetriebnahme der beiden Strecken in den 1990er Jahren nach der Wiedervereinigung der beiden Stadthälften. (4)

Das zweigeschossige, mit roten Ziegeln verblendete Eingangsgebäude an der Ebersstraße gestaltete Fritz Klingholz mit einer symmetrischen Fassadengliederung und einem hohen Walmdach mit Uhrturm in Formen der märkischen Backsteingotik. Mit dem großen Rundbogenportal an der Straßenfront, das von zwei Seitenrisaliten mit Zinnenkranz flankiert wird, erinnert es an mittelalterliche Torbauten. Im Inneren ordnete der Architekt eine zentrale Halle - umgeben von Diensträumen unten und der Wohnung des Bahnhofsvorstehers oben - an, von der aus eine Treppe und ein Gang zum Ringbahnsteig führt. Das Gebäude ist aus der Straßenflucht leicht zurückgesetzt und bildet einen kleinen Vorplatz aus; es wird von den Nachbarhäusern, die ihre Fassaden sowohl zur Straße als auch zum Platz richten, gerahmt. 1980 wurden Strecke und Gebäude stillgelegt, 1985 der Bahnhofsbau ohne den Uhrturm restauriert und als Begegnungsstätte wieder eröffnet; seit der Betrieb auf der südlichen Ringbahn im Jahr 1993 wieder aufgenommen wurde, wird es wieder als Empfangsgebäude genutzt.

Während der Bahnhof Ebersstraße im typischen historistischen Stil der 1890er Jahre gestaltet ist, repräsentiert die Bahnsteighalle der Ringbahn die klare Sachlichkeit der Architektur um 1930. Die großzügige, lang gestreckte Halle, die 1933 eröffnet wurde, ist als Stahl-Glas-Konstruktion mit Zweigelenkrahmenbindern über einem Mittelbahnsteig ausgeführt und mit verglasten Seitenwänden geschlossen. Breite Treppen in der Mitte führen zum tiefer liegenden Gleis der Wannseebahn, hier ist der Mittelbahnsteig mit einem nach innen geneigten Holzdach überdeckt. Die in zwei Ebenen über die Dominicusstraße führenden Brücken für die Gleise ruhen auf hohen Böschungsmauern, die mit Muschelkalk im unteren Bereich und mit Klinkern oberhalb der Widerlager verblendet sind. Der Zugang zum Gleis des Wannseebahnhofs ist an der Dominicusstraße in das Brückenbauwerk integriert. Die Bahnsteige wurden in jüngerer Vergangenheit den heutigen technischen Erfordernissen angepasst und mit Rolltreppen, Fahrstuhl und erneuerter Tragekonstruktion ausgestattet.


(1) 1877 gab es noch keinen Ringbahnhof zwischen Tempelhof und Grunewald, der erste Bahnhof in Schöneberg wurde 1882 an der so genannten Südringspitzkehre auf Höhe der Kolonnenstraße eröffnet. 1890/91 wurde mit dem Ausbau der Neuen Wannseebahn als Vorortstrecke der Potsdamer Bahn ein neuer Bahnhof an der Großgörschenstraße errichtet, der als Bahnhof Schöneberg bezeichnete Haltepunkt wurde 1891 repräsentativ ausgebaut. Mit dem Bau des Kreuzungsbahnhofs zwischen Ring- und Wannseebahn an der Dominicusstraße 1930-33 ging der Name Schöneberg an diesen über. Der ältere Bahnhof wurde in Kolonnenstraße umbenannt; sein Empfangsgebäude und die Gleise der Südring-Spitzkehre wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1948 abgetragen. Erst 2006-08 wurde an dieser Stelle der neue S-Bahnhof Julius-Leber-Brücke als Haltestelle der Wannseebahn (S1) errichtet. (Informationen aus: Wikipedia/ Stichwort Bahnhof Julius-Leber-Brücke, zuletzt geprüft am 17.02.2017).

(2) Friedrich (Fritz) Klingholz (1861-1921), Studium in Stuttgart und Berlin, 1892-1904 Regierungsbaumeister im Ministerium der Öffentlichen Arbeiten in Berlin, 1905-08 Professor an der TH Aachen, 1908-10 an der TH Hannover, ab 1911 TH Berlin in Charlottenburg. Klingholz baute hauptsächlich Bahnhöfe, seine eigene Villa Lyckallee 6 in Charlottenburg ist erhalten (s. Berliner Denkmalliste). Vgl. Malcher, Robert: Die Bahnhofsbauten von Fritz Klingholz, Diplomarbeit TU Berlin 2006, S. 60 ff.; BusB X B (2), S. 55, Abb. 76, S. 158; Zentralblatt der Bauverwaltung 29 (1909), S. 418 f.; Berliner Architekturwelt 4 (1902), S. 19, Abb. 26

(3) Elektropolis Berlin 2014, Nr. 315, S. 353 f.; BusB X B (2), S. 54 f., 178 f. (dort die ältere Literatur). Zur Elektrifizierung der Ringbahn 1928-29 und Elektrifizierung der Wannseebahn mit Neubau der Bahnhöfe Schöneberg, Feuerbachstraße und Sundgauer Straße 1930-33 siehe: Bley 1993, S. 16 ff.

(4) Zur Geschichte der Ringbahn siehe: BusB X B (2), S. 50 ff.; Bley 1993, S. 16 ff. Chronologie unter www.berliner-bahnen.de/verbindungsbahnen/ringbahn/ (zuletzt geprüft am 17:02.2017). Die Wannseebahn war bereits 1985 wiedereröffnet worden. Vgl. Bley 1993, S. 49 ff.

Literatur:

  • BusB X B 2 1984 / Seite 54, 158, 178 (Bauzeitangaben dort fehlerhaft)
  • Beilage zur Zeitschrift: Die Bautechnik 6 (1933) 14 / Seite 105ff.
  • Der Stahlbau, in: Bautechnik 11 (1933) 14 / Seite .
  • Berliner Architekturwelt 4 (1902) / Seite .
  • Zentralblatt der Bauverwaltung 29 (1909) / Seite 418f.
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 234

Teilobjekt Beamtenwohnhaus der Ringbahn

Teil-Nr. 09066434,T,001
Sachbegriff Beamtenwohnhaus
Datierung 1871
Adressen Werdauer Weg 2

Literatur:

  • Armanski,Gerhard/Hebold-Heinz, Wolfgang (Hrsg.): Züge aus der Vergangenheit. Die Berliner S-Bahn; Berlin 1981 / Seite 41
  • Berliner Bilderbogen, in: "Telegraf" vom 17.08.1958 / Seite .
  • Berlin und seine Bauten, Teil X, Bd. B Anlagen und Bauten für den Verkehr, (2) Fernverkehr, Berlin 1984 / Seite 134
  • Winz, Helmut: Es war in Schöneberg, Berlin 1964 / Seite 97f.

Teilobjekt Empfangsgebäude Ebersstraße 67

Teil-Nr. 09066434,T,002
Sachbegriff Empfangsgebäude
Datierung 1896-1897
Entwurf Klingholz, Fritz
Adressen Ebersstraße 67

Teilobjekt Bahnhofsanlage & Brücke & Mauer Dominicusstraße 56 Sachsendamm 1 S-Bhf. Schöneberg

Teil-Nr. 09066434,T,003
Sachbegriff Bahnhofsanlage & Brücke & Mauer
Datierung 1930-1933
Entwurf Schwenneke, Carl-Heinz & Zimmermann, Erich
Adressen Dominicusstraße 56

Sachsendamm 1

S-Bhf. Schöneberg

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen