Denkmaldatenbank

Ev. Luther-Kirche

Obj.-Dok.-Nr. 09066429
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Dennewitzplatz
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Kirche ev.
Datierung 1891-1894
Entwurf Otzen, Johannes
Bauherr Gemeindekirchenrat

Nicht allein ihre städtebauliche Dominanz macht die Evangelische Luther-Kirche auf dem Dennewitzplatz zu einem bemerkenswerten Bauwerk. Der 1891-94 von Johannes Otzen errichtete Kirchenbau für damals 1.500 Gläubige repräsentiert darüber hinaus die Entwicklung des kaiserzeitlichen Kirchenbaus in Berlin und das Bevölkerungswachstum dieser Zeit. (1) Die 1863, unmittelbar nach der Eingemeindung des Schöneberger Nordens nach Berlin, neu gegründete Zwölf-Apostel-Gemeinde und ihr 1871-74 an der Kurfürstenstraße errichteter Kirchenbau reichten bereits 20 Jahre später für den rasant gewachsenen Stadtteil nicht mehr aus. Der Neubau, ein aufwendig in neogotischen Formen gestalteter Backsteinbau von einem der großen Kirchenbaumeister Deutschlands, stellt darüber hinaus ein bedeutendes Zeugnis des evangelischen Kirchenbaus unter Kaiser Wilhelm II. und dem Kirchenbauverein seiner Gemahlin Auguste Viktoria dar. (2) Seit 2002 wird die Luther-Kirche von der "American Church Berlin" genutzt. (3) Die kreuzförmige, dreischiffige Hallenanlage mit Polygonalchor bildet einen weiträumigen, von Sternrippengewölben überspannten Innenraum, dessen Emporen 1959-60 bei der Wiederherstellung der kriegsbeschädigten Kirche durch Konrad Sage entfernt wurden. (4) Dabei wurden auch der Altarbereich, das Hauptportal und die Turm-Eingangshalle neu gestaltet. 1967 wurden ein Bronzerelief über dem Altar, neue Fenster und ein Leuchter von Alfred Kothe ergänzt. Der Außenbau aus rotem Backstein ist reich mit grünen Glasursteinen und kleinteiligem Terrakottaschmuck dekoriert. (5) Über dem Haupteingang an der Südseite hat sich der plastische Schmuck des Bildhauers Hermann Kokolsky erhalten: ein griechisches Kreuz, eine Lutherstatue und zwei Terrakottareliefs (rechts: Luther auf dem Reichstag in Worms, links: Joachim II. führt 1539 die Reformation in Brandenburg ein). Der schlanke Turm mit spitzem oktogonalem Helm, der sich an ungewöhnlicher Stelle im Winkel zwischen Chor und westlichem Querarm befindet, ist genau in die Sichtachse entlang der Bülowstraße gerückt.


(1) BusB VI, S. 94 f., 372 f.

(2) Johannes Otzen (1839-1911) kam 1869 als Leiter der Baugesellschaft des Grundstücksspekulanten Johann von Carstenn nach Berlin, 1879-85 Professor an der Technischen Hochschule Berlin in Charlottenburg, ab 1883/84 Vorsteher der Architektur-Abteilung. 1891 mit Pastor Veesemann Ausarbeitung des "Wiesbadener Programms" für den protestantischen Kirchenbau. Werke: Heilig-Kreuz-Kirche, Blücherstraße; Georgenkirche, Alexanderplatz (zerstört), Kirchen in Altona, Wiesbaden und Apolda. Vgl. Kieling 2003, S. 305 f.

(3) Die Ende des 19. Jahrhunderts in Schöneberg gegründete amerikanische Gemeinde ließ 1903 von Otto March ihren ersten Kirchenbau am Nollendorfplatz errichten, der 1944 zerstört wurde. Vgl. BusB VI, S. 383 und Gebiet 3.

(4) 959 wurde auch das gegenüberliegende Gemeindehaus der Luther-Kirche von Erich Ruhtz und Karl Streckebach errichtet. Vgl. Kühne/Stephani 1978, S. 164 f.

(5) Das Dach war ursprünglich ebenfalls mit glasierten Ziegeln gedeckt. Vgl. BusB VI, S. 94.

Literatur:

  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018Kühne, Günther; Stephani, Elisabeth: Evangelische Kirchen in Berlin, Berlin 1978 / Seite 164ff.
  • BusB XI 1972 / Seite 279

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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