Denkmaldatenbank

Siedlung Ceciliengärten

Obj.-Dok.-Nr. 09066419
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Ceciliengärten
2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28,, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53

Baumeisterstraße 4, 5, 6, 7, 8

Rubensstraße
14, 16, 18, 20, 22, 24, 26, 28, 30, 32, 34, 36, 38, 40, 42, 44, 46, 48, 50

Semperstraße 2

Sponholzstraße 40, 41

Traegerstraße 2, 3
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Wohnhausgruppe & Siedlung

Die Wohnhäuser der Siedlung Ceciliengärten, Ceciliengärten 2-53 u. a. entstanden zwischen 1924 und 1928 nach Entwurf von Heinz Lassen für zwei verschiedene Bauherren: Der Block nordöstlich der zentralen Grünanlage an Träger- und Rubensstraße wurde 1924-25 für die Gemeinnützige Heimstättenbau-Gesellschaft der Berliner Straßenbahn (später BVG) errichtet; die restlichen Häuser an der Westseite der Ceciliengärten und der südöstliche Block an Semper- und Rubensstraße wurden 1926-28 im Auftrag der Wohnstätten GmbH ausgeführt. Trotz der unterschiedlichen Auftraggeber sind die Wohnhäuser mit dezent expressionistischen Schmuckelementen an Hauseingängen, Erkern und Wandreliefs weitgehend einheitlich gestaltet. Eine Besonderheit der Anlage ist der hohe Torbau mit kupfernem Turmaufsatz an der Semperstraße, der den südlichen Abschluss der Straße Ceciliengärten bildet. Die Realisierung der 1912 von Paul Wolf konzipierten Siedlung in den 1920er Jahren steht in einem direkten Zusammenhang mit der Einführung der Hauszinssteuer, die zwischen 1924 und 1931 den öffentlich geförderten Wohnungsbau kräftig ankurbelte und auch in diesem Fall erst die Finanzierung ermöglichte. Ein weiterer Antrieb war die dringende Notwendigkeit zur Linderung der Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg. Die Ceciliengärten gehören zu den Siedlungen der frühen 1920er Jahre in Berlin, die in ihrer Gestaltung noch nicht dem Neuen Bauen, sondern den Traditionen der Vorkriegszeit folgten, die aber dennoch zu den bedeutenden Bauleistungen der Weimarer Republik zählen. Wie die Grünanlagen wurden auch die Häuser 1986-87 restauriert und zum Teil die Dachgeschosse ausgebaut, seit 1999 wurden die Wohnungen privatisiert.

Die drei- und viergeschossigen Zeilenbauten fassen die zentrale Grünfläche in der Straße Ceciliengärten als Randbebauung ein und verleihen der Anlage einen wohnlichen Charakter. Die Häuser an der Ostseite bilden mit denen an der Rubensstraße großzügige Wohnhöfe; die westliche Zeile grenzt mit ihrem schmalen Hofstreifen an die ältere Mietshausbebauung in der Sponholzstraße. Diese schon im Bebauungsplan von Paul Wolf vorgegebene Struktur der Anlage nahm Heinz Lassen weitgehend auf , die architektonische Gestaltung und die Ausstattung der Wohnungen passte er jedoch den in mehr als zehn Jahren geänderten Auffassungen an. Nur das Mietshaus Ceciliengärten 1, Ecke Trägerstraße, war nach dem ursprünglichen Planung der Boden-Aktiengesellschaft Berlin-Nord und des Architekten Ludwig Rosin im Sommer 1914 begonnen, aber erst 1920 fertig gestellt worden. Es vermittelt einen Eindruck vom beabsichtigten "herrschaftlichen Charakter" der Siedlung, gehört heute jedoch nicht zur denkmalgeschützten Gesamtanlage.

Bei der Fertigstellung 1928 umfasste die Siedlung in beiden Teilen insgesamt 621 Wohnungen mit einem bis fünf Zimmern sowie Atelierwohnungen; die Ausstattung mit Diele, Kammer, Bad, Balkon und Erker war in allen Wohnungen gleich. Mit den Erkern schuf Heinz Lassen sowohl für die Wohnungen eine gewisse Großzügigkeit als auch Plastizität und Rhythmisierung für die hell geputzten Fassaden, die zudem durch Gesimse über und unter den Fenstern sowie dekorierte Eingänge gegliedert sind. Die Hauseingänge sind jeweils zwischen den Erkerachsen angeordnet und als zurückgesetzte, gegen die Witterung geschützte Nischen gestaltet. Reicher geometrischer und zum Teil figürlicher Stuckdekor mit terrakottafarbenem Anstrich kennzeichnet die Hauseingänge am Bauteil der Straßenbahner, schlichte Reliefs die Nischen in den übrigen Siedlungsteilen.


(1) Diese Zweiteilung ist bis heute geblieben: Der Besitz der Straßenbahner (später BVG) gehört nach wie vor einer Wohnungsbaugesellschaft, während der Rest in Eigentumswohnungen umgewandelt wurde. Die Siedlung war nach der Kronprinzessin Cecilie von Mecklenburg-Schwerin benannt worden. Vgl. Wolf, Paul: Städtebau, Leipzig 1919, S. 169-173 (Abb. 147-159); Die Wohnungsfürsorge der Berliner Straßenbahn, Berlin 1925, S. 12-19; Wedemeyer, A.: Die neuen Wohnungsbauten der Berliner Straßenbahn. In: Deutsche Bauzeitung 60 (1926), Nr. 23, S. 193-199 (Abb. 1, 3-8); Lassen, Heinz: Siedlung Ceciliengärten in Berlin-Schöneberg. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 47 (1927), Nr. 14, S. 157-160; BusB IV A, S. 134, 136, 321 (Abb. 125, 219); BusB IV B, S. 462-465.

(2) Im Turm hatte 1929-33 der Maler Hans Baluschek (1870-1935) sein Atelier.

(3) Wedemeyer, A.: Die neuen Wohnungsbauten der Berliner Straßenbahn. In: Deutsche Bauzeitung 60 (1926), Nr. 23, S. 194 ff.

(4) Das Gelände steigt von der Rubensstraße nach Westen steil an, deshalb sind die Häuser an der Rubensstraße viergeschossig, an den Ceciliengärten dreigeschossig. In den Innenhöfen ist der Höhenunterschied ausgeglichen, auch die jeweils um ein Geschoss höheren Eckbauten vermitteln zwischen den unterschiedlich hohen Zeilen. Vgl. Wedemeyer, A.: Die neuen Wohnungsbauten der Berliner Straßenbahn. In: Deutsche Bauzeitung 60 (1926), Nr. 23, S. 198.

(5) Das Doppelhaus Sponholzstraße 40-41 gehört ebenfalls zur Siedlung Ceciliengärten.

(6) Änderungen gab es vor allem im südlichen Teil der Anlage; hier waren die Häuser in Wolfs Plan zum Teil mit kurzen Seitenflügeln geplant, die Lassen komplett vermied. Der dreieckige Baublock südlich der Semperstraße gehörte 1912 noch zum Planungsgebiet, wurde 1924 nicht einbezogen. Neu gestaltete Lassen auch den südlichen Abschluss der Straße Ceciliengärten mit dem Torgebäude. Im Norden wurden einige der Grundstücke, die Teil der ursprünglichen Planung waren, ebenfalls nicht in die Wohnbebauung einbezogen.

(7) Der erste Bauantrag für das Haus nach Entwurf von dem Architekten W. Rehme wurde von der Boden-Aktiengesellschaft Berlin-Nord bereits 1911 eingereicht. Mehrere Planänderungen und Dispensanträge verzögerten die Baugenehmigung bis 1914. (Bauakte im Bauarchiv Tempelhof-Schöneberg)

Literatur:

  • Wolf, Paul: Städtebau, Leipzig 1919 / Seite 169 - 173
  • Lassen, Heinz, Siedlung Ceciliengärten in Berlin-Schöneberg, in: Zentralblatt der Bauverwaltung 47 (1927) 14 / Seite 457 - 460
  • Wedemeyer, A.: Die neuen Wohnhausbauten der Berliner Straßenbahn, in: Deutsche Bauzeitung 60 (1927) 23 / Seite 193-199
  • BusB IV A 1970 / Seite 134, 136
  • BusB IV B 1974 / Seite 462 - 465
  • Architekturführer Berlin, 1994 / Seite 251
  • Dr. Jacobs & Hübinger 2000 / Seite 10
  • Der Städtebau 21 (1937) 5 / Seite 67
  • Wedemeyer 1926 / Seite 198
  • Schade 2000 / Seite 3ff
  • Bloch 1990 / Seite 239ff
  • Berger 1990 / Seite 80, 92
  • Scheffler 1926 / Seite 297
  • Ethos und Pathos I, II, / Seite 96 ,443
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 250 f.

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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