Denkmaldatenbank

Straßenbetriebsbahnhof X

Obj.-Dok.-Nr. 09066396
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Belziger Straße 52, 54, 56, 58

Gothaer Straße 9, 10, 11, 12, 13, 14

Wartburgstraße 44, 45, 46
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Straßenbahndepot
Datierung 1898-1900
Entwurf Fischer-Dick, Joseph
Ausführung Held und Franke (Maurermeister & Zimmermeister)
Bauherr Große Berliner Pferdeeisenbahn

Der eingeschossige Backsteinbau, der sich entlang der Gothaer Straße zwischen Wartburg- und Belziger Straße erstreckt, hat seinen Eingang mit Vorplatz an der Belziger Straße und ist ein Relikt aus der Frühzeit des städtischen Nahverkehrs. Es handelt sich um den ehemaligen Straßenbahnbetriebsbahnhof X, Belziger Straße 52/58, Gothaer Straße 9-14, Wartburgstraße 44-46, den die Große Berliner Straßenbahn AG 1898-1900 nach Plänen ihres Oberingenieurs Joseph Fischer-Dick errichten ließ. (1) Das Wagendepot, das als dreischiffige Halle für mehr als 270 Straßenbahnen eingerichtet war, ist 1964 stillgelegt worden; seitdem dient es dem Berliner Senat und der Polizei als Wagenhalle. Während im Inneren Trennwände und Einbauten für die neue Nutzung das ursprüngliche Erscheinungsbild verändert haben, ist der Außenbau weitgehend original erhalten. (2)

Bereits kurz nach Einführung der Pferdestraßenbahn in Schöneberg mit einer Linie vom Potsdamer Tor bis zum Grundstück der Schlossbrauerei an der Hauptstraße im Jahr 1879 hatte Werner von Siemens 1881 in Lichterfelde mit dem Probebetrieb einer elektrisch angetriebenen Straßenbahn begonnen. Aber erst Mitte der 1890er Jahre begann im Berliner Raum ein Umstellungsprozess, der im Dezember 1902 mit der Elektrifizierung des gesamten Straßenbahnnetzes und der Einstellung der letzten Pferdestraßenbahn seinen Abschluss fand. (3) Etwa zeitgleich mit der 1896-1902 durchgeführten Elektrifizierung der Straßenbahnen entstanden um 1900 insgesamt acht neue Betriebsbahnhöfe für die Große Berliner Straßenbahn AG nach Entwurf von Joseph Fischer-Dick, von denen noch sechs erhalten sind. (4) Sie alle haben eine Wagenhalle, deren Schiffe jeweils stützenlos von flachen Satteldächern mit Fachwerkbindern überspannt werden und an der Giebelseite eine Reihe von Rundbogentoren für die Zufahrt der Straßenbahnzüge aufweisen. Bei dem Schöneberger Bau ist die Südfassade mit ihren dreimal acht Toren durch kräftige Pfeiler an den Ecken und zwischen den drei Hallenschiffen sowie durch ein Rundbogenfries an den Giebelgesimsen gegliedert. (5) Nur an der Nordfassade wurde die ursprüngliche Teilung durch neue Fensteröffnungen verändert, die Längsseiten hingegen präsentieren sich noch mit ihren gleichmäßig gereihten gekoppelten Fenstern, Pfeilervorlagen und einem abschließenden Gesims. Die großformatigen Stahlfenster mit niedrigen Brüstungen und die Oberlicht-Raupen in den Hallendächern sorgen für eine gute Belichtung im Inneren. Von den ehemaligen, mehrfach erweiterten Betriebsgebäuden (für Verwaltung, Werkstätten, Geräteschuppen, Dienstwohnungen, Aufenthaltsräume) ist nur der zweigeschossige Backsteinbau an der Ecke Belziger- und Gothaer Straße erhalten.


(1) BusB X B (1), S. 228, 260; Hilkenbach/Kramer 1992.

(2) BusB X B (1), S. 260. Im "Fuhrpark Berlin" werden senatseigene und von der Polizei sichergestellte Fahrzeuge abgestellt.

(3) BusB X B (1), S. 5 ff. Ab 1877 hatte es auch Versuche mit dampfbetriebenen Bahnen gegeben. Zum Nahverkehr in Schöneberg siehe: Winz 1964, S. 98 f.; Simon 1998, S. 46. In der Hauptstraße 10-11 gab es seit 1873 ein Pferdedroschkendepot, das später bis 1901/02 als Pferdeeisenbahndepot genutzt wurde. Ein zweites Pferdebahndepot, seit 1900 von der Neuen Berliner Omnibus AG genutzt, war in der Monumentenstraße 35.

(4) BusB X B (1), S. 228. (Niederschönhausen, Blankenfelder Straße 1-7; Reinickendorf, Pankower Allee 47/53; Moabit, Wiebestraße 29-39 (heute "Meilenwerk"); Tegel, Schlossstraße 7-10; Wedding/Gesundbrunnen, Badstraße 41A.)

(5) Zinnenartige Bekrönungen auf Pfeilern und Giebelspitzen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg entfernt. Vgl. Abb. in: Gympel 2000, S. 15; Röblitz, Michael Thomas/Schmiedecke, Ralf: Berlin-Schöneberg: Nicht nur "wie einst im Mai" (Die Reihe Archivbilder), Erfurt 2005, S. 44.

Literatur:

  • BusB X B 1 1979 / Seite 228-229, 260
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 193 f.
  • Hilkenbach/ Kramer/ Jeanmaire: Straßenbahngeschichte, 1977 / Seite .

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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