Denkmaldatenbank

Riesengebirgsschule

Obj.-Dok.-Nr. 09066395
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Belziger Straße 43, 45, 47, 49, 51

Eisenacher Straße 55
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Schule
Datierung 1897-1899
Entwurf Egeling, Paul
Bauherr Magistrat Schöneberg

Die heutige Gustav-Langenscheidt-Schule (1), Belziger Straße 43/51, Eisenacher Straße 55, wurde im Januar 1900 als erstes Städtisches Gymnasium in Schöneberg mit dem Namen Hohenzollernschule eröffnet. (2) Der aufwendig in neogotischer Formensprache gestaltete dunkelrote Klinkerbau, 1897-99 nach Entwurf des Schöneberger Stadtbaurats Paul Egeling ausgeführt, beeindruckte damals unter anderem durch die klare Trennung zwischen dem lang gestreckten Klassenraumtrakt an der Belziger Straße und dem imposanten Kopfbau für Aula und Zeichensaal an der Eisenacher Straße. (3) Durch die asymmetrische Gliederung hatte der Architekt sowohl eine funktionale Aufteilung im Inneren als auch eine besondere Spannung im Außenbau erreicht. Als Bindeglied beider Bauteile diente das Eingangsportal mit dahinterliegendem Vestibül und Treppenhaus. Die drei großen Rundbogenfenster für die Aula im Obergeschoss an der Ostseite und die auffällige Blendrosette an der Belziger Straße sind noch in vereinfachter Form erhalten, ein ehemals hoher Dachaufbau mit Dachreiter und gotischen Staffelgiebeln wurden beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg nicht rekonstruiert. Trotzdem besticht der Bau, der zu den ersten Schulprojekten Egelings in seiner Amtszeit von 1895 bis 1914 gehörte, durch eine starke Plastizität der Fassadengestaltung und seine Dominanz im Straßenraum. (4)

Die Fassade des viergeschossigen Klassenraumtraktes an der Belziger Straße, die durch die zu Dreiergruppen zusammengefassten Bogenfenster rhythmisch gegliedert ist, hat eine eher zurückhaltende Wirkung. Dagegen ziehen das reich dekorierte dreibogige Eingangsportal und der mächtige Kopfbau mit gekuppelten Fenstern, Ecksäulen und Dekorsteinen auch heute noch die Aufmerksamkeit auf sich. Die Inschriften der drei Rundreliefs "Litteris", "Virtuti" und "Patriae" verweisen auf das vom Gymnasium vermittelte humanistische Bildungsideal. (5) Im Inneren sind Vestibül und Treppenhaus mit Säulen und dekorativem Terrazzo-Fußboden weitgehend in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten.


(1) Bis 2010 Riesengebirgs-Schule.

(2) Die erste höhere Schule überhaupt in Schöneberg war das Königliche Prinz-Heinrich-Gymnasium, für das die Stadt das Grundstück zwischen Apostel-Paulus- und Grunewaldstraße zur Verfügung gestellt hatte. Der Bau (1891-93 von F. Schulze) wurde vom Staat finanziert (vgl. Grunewaldstraße 77). Als städtische Einrichtung war die Hohenzollernschule nach dem Reformsystem mit einer dreizügigen Oberstufe geplant, konnte jedoch nur mit zwei Zügen eröffnet werden. Gymnasium und Realgymnasium zogen 1909 in ein neues Gebäude an der Martin-Luther-Straße, im Gebäude an der Belziger Straße blieb die Oberrealschule. Vgl. Winz 1964, S. 128.

(3) BusB V C, S. 85, 377 (Abb. 27, 206); Berliner Architekturwelt 2 (1900), S. 444-447; Erster Verwaltungsbericht des Magistrats der Stadt Schöneberg 1899, S. 263-273 (Bildtafel XIII, XIV); Zweiter Verwaltungsbericht des Magistrats der Stadt Schöneberg 1903, S. 451-452.

(4) Paul Egeling (1856-1937), von 1895 bis 1914 Gemeindebaumeister und Stadtbaurat in Schöneberg, baute insgesamt 17 Schulen und das Auguste-Viktoria-Krankenhaus, zwei Friedhofkapellen, zwei Feuerwachen, die Goerz-Werke und liefert 1908-10 die Vorarbeiten für das neue Rathaus Schöneberg. Vgl. Viergutz 1988, S. 78. Darüber hinaus hat Egeling 1899 das Schöneberger Stadtwappen entworfen. Vgl. Winz 1964, S. 10.

(5) Den Begriffen litteris, virtuti und patriae (den Buchstaben, den Tugenden und der Vaterlandsliebe) waren in dieser Zeit viele Gymnasien gewidmet.

(6) Die ehemals zur Schule gehörende Direktorenvilla, eine Turnhalle, ein Abortgebäude sowie ein Pflanzengarten im Hof fielen dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Vgl. BusB V C, S. 377.

Literatur:

  • Berliner Architekturwelt 2 (1900) / Seite S.444-447
  • 1. Verwaltungsbericht des Magistrats zu Schöneberg, 1899 / Seite S.263-274
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 70

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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