Denkmaldatenbank

Haus des Berliner Krippenvereins

Obj.-Dok.-Nr. 09066384
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Barbarossastraße 62

Karl-Schrader-Straße 9, 10
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Mietshaus & Vereinshaus
Datierung 1907-1908
Entwurf Kern, Walter
Bauherr Berliner Krippenverein

In direktem Anschluss an das Grundstück des Pestalozzi-Fröbel-Hauses etablierte sich mit dem Haus des Berliner Krippenvereins, Barbarossastraße 62, Karl-Schrader-Straße 9-10 (Abb. #, Liste Nr. *), 1907-08 nach Entwurf von Walter Kern errichtet, in Schöneberg eine weitere bedeutende karitative Einrichtung. (1) Die Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit hatte sich der 1877 gegründete Verein zum Ziel gesetzt und in Berlin mehrere Krippen für die Säuglingsfürsorge eingerichtet. (2) Der Neubau neben dem PFH, wo der Krippenverein bereits 1898 Räume angemietet hatte, beherbergte Tag- und Nachtkrippen, die Geschäftsstelle des Vereins sowie Räume für die Ausbildung und Unterbringung von Säuglingspflegerinnen. Der Bauteil an der Ecke Barbarossastraße war von Anfang an als normales Mietshaus mit Läden im Erdgeschoss konzipiert. Nach der Umwandlung des Krippenhauses in eine "Säuglingsheil- und -pflegeanstalt" in den 1920er Jahren zogen hier auch mehrere Privatkliniken ein. Seit den 1960er Jahren wird das ehemalige Krippenhaus, das den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet überstanden hat, nur noch als Kindertagesstätte genutzt und gehört heute zum "Nachbarschaftsheim Schöneberg e.V."

Für das differenzierte Nutzungsprogramm schuf der Architekt Walter Kern ein Gebäude, das sich städtebaulich und architektonisch auf das ältere Pestalozzi-Fröbel-Haus bezieht und den Baublock nach Nordwesten abschließt. Mit seinen roten Klinkerwänden, den durch Erker, Türmchen, Balkone, Giebel und Gesimse lebhaft gegliederten Fassaden und der Betonung der Gebäudeecke durch Turmaufbau und Zwerchgiebel greift der fünfgeschossige Bau die Architektursprache des PFH auf. Der Charakter des Krippenhauses ist jedoch freundlicher, insbesondere die in der Höhe gestaffelten Bauglieder an der Südseite - Eingangshalle, Treppenturm und Halbrunderker - lockern den Baukörper auf. Auch die gestalterische Vielfalt der Schmuckelemente an der in Sandstein ausgeführten Eingangshalle, der geschweifte Giebel, das Mosaiktondo mit der Darstellung eines Kindes im alt-niederländischen Stil, die Reliefplastik (Caritas) und die Kartusche am Eckpfeiler lassen das Gebäude gefälliger erscheinen, wozu auch die hell verputzten Wandflächen, die Reliefs und zierlichen Balkongitter an den Straßenfassaden beitragen. (3)


(1) BusB VII B, S. 295; 40 Jahre Berliner Krippenverein 1877/78 bis 1917/18, Festschrift, Berlin 1918, S. 7; Wochenschrift des Architekten-Verein zu Berlin 4 (1909), S. 63 f.

(2) Stürzbecher, Manfred: Hundert Jahre Berliner Krippenverein, Berlin 1977; Stöckel, Sigrid: Säuglingsfürsorge zwischen sozialer Hygiene und Eugenik, Berlin 1996, S. 171 ff.; Nitsch, Meinolf: Private Wohltätigkeitsvereine im Kaiserreich, Berlin 1998, S. 46 ff.

(3) Abb. in: BusB VII B, S. 20; Baudenkmale der Stadt Schöneberg 1998, S. 28.

Literatur:

  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 198

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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