Denkmaldatenbank

Kinderbrunnen

Obj.-Dok.-Nr. 09066382
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Barbarossaplatz
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Brunnen
Datierung 1913, 1960
Entwurf Starck, Constantin
Entwurf Wendel, Eva
Entwurf Spilker, Heinz

Das historische Erscheinungsbild des Barbarossaplatzes, den bereits Friedrich Gerlach in seinem Bebauungsplan von 1899 als einen von vier Schmuckplätzen im Schöneberger Westgelände vorgesehen hatte, war geprägt durch eine von Straßen umgebene, gärtnerisch gestaltete Grünanlage und eine repräsentative Randbebauung. Die ovale Mittelinsel wurde 1906 mit Blumenbeeten, Ziergittern und Kübelpflanzen auf Steinsockeln angelegt; 1909-10 wurde ein Wettbewerb für die "Ausschmückung" des Platzes ausgelobt, bei dem der Bildhauer Constantin Starck den dritten Preis erhielt. Sein Entwurf für einen Kinderbrunnen wurde trotzdem zur Ausführung ausgewählt und 1913 in die Mitte der Anlage eingefügt. Der Brunnen bestand aus einem oktogonalen Becken mit Mittelschale aus Muschelkalkstein; auf dem unteren Beckenrand waren acht bronzene Kinderfiguren platziert. Da die Figuren während des Zweiten Weltkrieges eingeschmolzen und das Brunnenbecken stark beschädigt worden waren, stellte Eva Wendel 1960 Becken und Platz vereinfacht wieder her. Die Kinderfiguren wurden erst 1989 vom Bildhauer Heinz Spilker nach alten Unterlagen und erhaltenen Gipsen neu geschaffen. Die ursprüngliche Platzgestaltung ist nicht erhalten. Heute sind der Brunnen und das gegenüberliegende Schulgebäude die einzigen Zeugnisse des kaiserzeitlichen Barbarossaplatzes.

Der wieder hergestellte Brunnen besteht aus einem flachen Natursteinoktogon mit einem Durchmesser von rund sechs Metern, in dessen Zentrum sich eine ebenfalls aus Muschelkalk gearbeitete und auf schneckenförmigen Füßen stehende Schale erhebt. Aus dieser Schale steigt eine Fontäne auf, deren Wasser über den Rand in das untere Becken fließt. Die acht Bronzefiguren auf dem Rand stellen nackte Kleinkinder dar, die, den Blick zur Mitte gerichtet und mit verschränkten Beinen oder auf ihren Knien sitzend, ihre Freude am Spiel mit dem Wasser ausdrücken. Starck entwarf vier verschiedene Figuren - zwei Mädchen und zwei Knaben - die jeweils zweimal vorkommen. Mit seiner neobarocken Anlage und den niedlichen Kinderfiguren folgt der Brunnen dem typischen Stil seiner Zeit, wie er sich beispielsweise am ebenfalls 1913 fertig gestellten Märchenbrunnen am Friedrichshain von Ludwig Hoffmann zeigt.


(1) Neben dem Barbarossaplatz waren das der Bayerische Platz, der Wartburgplatz und der Platz an der Apostel-Paulus-Kirche. Vgl. Zwaka 1987, S. 113; Dritter Verwaltungsbericht der Stadt Schöneberg 1903-08, S. 532; BusB XI, S. 276.

(2) Kunstchronik 1909, Sp. 474; Berliner Architekturwelt 12 (1910), S. 166, 365. Constantin Starck (1866-1939), Bildhauer, Meisterschüler bei Reinhold Begas, 1898-1910 Lehrer an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums, seit 1908 Mitglied der Akademie der Künste. Vgl. Hannesen, Sabine: Der Bildhauer Constantin Starck, Frankfurt/M. 1993, S. 105 ff., 388 ff.

(3) Ethos und Pathos, Die Berliner Bildhauerschule 1786-1914, Ausstellungskat. Berlin 1990, 2 Bde., Bd. 1, S. 302 ff.

Literatur:

  • 3. Verwaltungsbericht des Magistrats zu Schöneberg, 1910 / Seite S.532
  • BusB XI 1972 / Seite S.276
  • Ethos und Pathos, 1990 / Seite 305
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 199

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen