Denkmaldatenbank

Haus der Deutschen Brauwirtschaft

Obj.-Dok.-Nr. 09066377
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Badensche Straße 52

Am Mühlenberg 1, 3

Meraner Straße 21, 23, 25
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Verwaltungsgebäude
Datierung 1938-1939
Entwurf Bornemann, Kurt

Weiter westlich an der Badenschen Straße steht mit dem ehemaligen Haus der Deutschen Brauwirtschaft, Badensche Straße 52, Meraner Straße 21/25, Am Mühlberg 1/3, das 1938-39 von Kurt Bornemann errichtet wurde, ein typischer Verwaltungsbau der NS-Zeit. Das streng gestaltete Gebäude, das nach dem Krieg unter anderem als Finanzamt genutzt wurde, entstand als Ersatz für die Räumlichkeiten des Brauereiverbandes im Tiergartenviertel, die für die Planungen Albert Speers abgerissen wurden. (1) Ähnliches gilt für das benachbarte Gebäude, das zeitgleich als Verwaltungssitz der Wirtschaftsgruppe Einzelhandel nach Entwurf von Arthur Vogdt ausgeführt wurde. (2) Beide Wirtschaftsverbände konnten mit Zustimmung der Speerschen Behörde ihre Bauten, die heute beide von der Hochschule für Wirtschaft und Recht genutzt werden, auch noch unmittelbar vor Beginn des Zweiten Weltkrieges fertig stellen. Das Haus der Deutschen Brauwirtschaft, das im Gegensatz zum Nachbargebäude weitgehend unverändert erhalten ist, dokumentiert sowohl die Verwaltungsstrukturen des NS-Staates und dessen Architekturprinzipien wie auch die Folgen der Planungen für Berlin als Welthauptstadt Germania. (3)

In dem damals noch wenig bebauten Randgelände des Mühlenberges entstand das Haus der Deutschen Brauwirtschaft als dreiflügeliger Bau mit fünf Geschossen, dessen Haupteingang an der Ecke Badensche und Meraner Straße im Winkel einer einspringenden Ecke liegt. Ein Nebeneingang befindet sich im längeren rückwärtigen Flügel an der Straße Am Mühlenberg. Die hell verputzten Wandflächen über einem hohen, mit Travertin verkleideten Sockel werden nach oben von einem kräftigen, weit auskragenden Dachgesims, das wie die Rahmen der Fenster ebenfalls in Travertin ausgeführt ist, abgeschlossen. Die flachen Walmdächer treten dahinter optisch zurück. Das strenge Raster der Fenster gliedert sämtliche Fassaden gleichmäßig, nur die Direktionsetage im zweiten Obergeschoss ist als Beletage höher als die übrigen und an der Meraner Straße durch fünf Fenstertüren ausgezeichnet. Der Haupteingang, der von einem Vordach in Form eines Viertelkreises mit Fahnenstange geschützt ist, greift ein Motiv auf, das bereits in den 1920er Jahren entwickelt worden war. So erscheint das Gebäude trotz seiner sonstigen Strenge moderner als beispielsweise das symmetrisch, mit Ehrenhof gegliederte Nachbargebäude. Im Inneren beherrscht ein elegant geschwungenes Treppenhaus im Winkel der beiden Flügel das Entree, in der Direktionsetage zeugt ein großer Sitzungssaal mit seiner Ausstattung von der Bedeutung des Verbandes. Die Büroräume werden von einem Mittelkorridor erschlossen.


(1) Schäche 1991, S. 408 f.; BusB IX; S. 206. Albert Speer war 1937 als Generalbauinspektor eingesetzt und verantwortlich für den Umbau Berlins als Welthauptstadt Germania. Für die überdimensionierten Bauten der Nord-Süd-Achse und die neuen Verwaltungsviertel im Tiergarten wurden ab 1938 großflächig Altbauten leer gezogen und abgerissen. Die Hauptvereinigung der Deutschen Brauwirtschaft residierte 1937 in Tiergarten in der Standartenstraße 10 (heute Matthäikirchplatz), Ecke Sigismundstraße. (Berliner Adressbuch)

(2) Das Gebäude Badensche Straße 50-51 wurde im August 1939 von der Wirtschaftsgruppe Einzelhandel, die maßgeblich an der Vertreibung jüdischer Kaufleute aus dem deutschen Einzelhandel mitgewirkt hat, bezogen. Im Frühjahr 1941 beschlagnahmte das Oberkommando der Wehrmacht eine Hälfte des Gebäudes als "Dienststelle für das Kriegsgefangenenwesen". Im Herbst 1944 durch Bomben beschädigt, wurde es 1951-52 wiederaufgebaut und von der Hochschule für Politik (Direktor: Otto Suhr) genutzt. Diese wurde 1965 mit der Höheren Wirtschaftsfachschule zur Wirtschaftsakademie (seit 1971 als Fachhochschule für Wirtschaft) vereinigt. Bei umfassenden Sanierungs- und Umbaumaßnahmen wurde das Gebäude 2003-05 um ein Stockwerk erhöht. Vgl. Schmidt, Dorothea: Zeitgeschichte im Mikrokosmos, Ein Gebäude in Berlin-Schöneberg (Fachhochschule für Wirtschaft Berlin), Berlin 2004.

(3) Beide Bauten waren Teil von Planungen für die Badensche Straße, die verbreitert, mit Großbauten besetzt und als Verwaltungszentrum ausgebaut werden sollte.

Literatur:

  • BusB IX 1971 / Seite 206
  • Winz: Es war in Schöneberg, 1964 / Seite 152
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 217

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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