Denkmaldatenbank

Wohnanlage Schöneberg

Obj.-Dok.-Nr. 09066375
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Badensche Straße 1, 1A, 1B

Martin-Luther-Straße 88, 90, 92, 94, 96

Salzburger Straße 1, 2, 3, 4, 5, 6

Wartburgstraße 32, 33, 34, 35, 36, 37
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Wohnanlage
Datierung 1906-1907
Entwurf Mebes, Paul
Bauherr Beamten-Wohnungs-Verein zu Berlin GmbH

Noch vor Beginn der Bauarbeiten am neuen Rathaus hatte der Beamten-Wohnungs-Verein zu Berlin 1906-07 die Wohnanlage Schöneberg, Badensche Straße 1-1B u.a., nach Entwurf des Architekten Paul Mebes errichten lassen. Zwischen Martin-Luther-, Salzburger- und Wartburgstraße entstanden 217 Mietwohnungen für die zu erwartenden Angestellten des neuen Verwaltungszentrums von Schöneberg. (1) Die fünfgeschossigen Häuser bilden einen zusammenhängenden Baukomplex, der sowohl mit zur Straße offenen als auch mit großen geschlossenen Wohnhöfen auf dem dreieckigen Grundstück so angeordnet ist, dass die sonst übliche enge Hinterhofbebauung weitgehend vermieden wurde. An drei Seiten von Vorgärten eingefasst, mit begrünten Wohnhöfen und gut ausgestatteten Zwei- bis Vier-Zimmerwohnungen versehen, ist die schlicht und modern gestaltete Mietwohnanlage ein frühes Beispiel für den Reformwohnungsbau. Nach schweren Kriegsschäden wurden der südliche Flügel an der Badenschen Straße und die Ladenzone an der Martin-Luther-Straße 1952 leicht verändert wieder aufgebaut.

Paul Mebes, 1906-22 Technisches Vorstandsmitglied des Beamten-Wohnungs-Vereins und zuständig für alle Bauvorhaben der Genossenschaft, stand am Anfang seiner später mit Paul Emmerich fortgesetzten erfolgreichen Siedlungsbaukarriere. (2) Die Häuser neben dem Schöneberger Rathaus entwarf er als schlichte, hell verputzte Mauerwerksbauten, die zum Teil mit gelbrotem Backstein verblendet und durch Erker, Balkone und Loggien gegliedert sind; abgewalmte Dächer mit Gauben und Giebeln verleihen ihnen einen wohnlichen Charakter. Die geschickt aufgeteilten und mit Bädern, Küchen und Ofenheizung für damalige Verhältnisse komfortabel ausgestatteten Wohnungen, die von 18 Aufgängen als Zwei- und Dreispänner erschlossen werden, lagen damals weit über dem üblichen Standard für Mietwohnungen dieser Größe. (3)


(1) BusB IV B, S. 282-285; BusB IV A, Obj. 74; Geßner, Albert: Das deutsche Mietshaus, Ein Beitrag zur Städtekultur der Gegenwart, München 1909, S. 14-16; Meyer 1972, S. 25 ff., Kat. Nr. 51; Posener 1979, S. 350 ff. 2008 verzeichnete die Internetseite des Beamten-Wohnungs-Vereins (www.bwv-berlin.de, zuletzt geprüft am 17.02.2017), dass die Anlage über 257 Ein- bis Viereinhalbzimmer-Wohnungen verfügt.

(2) Meyer 1972; Posener 1979, S. 346 ff.; Kieling 2003, S. 347 f.; Jaeggi, Annemarie: Traditionell und modern zugleich, Das Werk des Berliner Architekten Paul Mebes (1872-1938) als Fallbeispiel für eine "andere Moderne". In: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft, 26. Bd., Marburg 1999, S. 227-241.

(3) Alle Wohnungen verfügten über Querlüftung und jeweils einen Erker, Balkon oder Loggia. Die Schlaf- und Wohnräume waren zu den Wohnhöfen und zur Straße orientiert, nur die Bäder, Küchen, Kammern und Treppenhäuser lagen an den geschlossenen Innenhöfen. Vgl. BusB IV B, S. 282 f.

Literatur:

  • BusB IV B 1974 / Seite Obj. 724
  • BusB IV A 1970 / Seite Obj. 53
  • Meyer, Paul Mebes, 1972 / Seite S. 205
  • Neudeutsche Bauzeitung 5 (1909) / Seite S.33-37
  • Jahrbuch der Kunst 1 (1928-29) / Seite S. 122, 124
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 215

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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