Denkmaldatenbank

Chemische Fabrik Hans Schwarzkopf

Obj.-Dok.-Nr. 09066361
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Alboinstraße 36, 38, 40, 42

Magirusstraße 2
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Fabrik
Datierung 1928-1930
Entwurf Mackensen, Carl
Bauherr Firma Schwarzkopf

Von besonderer architektonischer Qualität ist die ehemalige Chemische Fabrik Hans Schwarzkopf, Alboinstraße 36/42, die 1928-30 nach Entwurf des Architekten Carl Mackensen ausgeführt wurde. (1) Die imposante vierflügelige Anlage auf dem Grundstück südlich des ehemaligen Ullstein-Fuhrparks bis zur Magirusstraße umschließt einen lang gestreckten Innenhof; im fünfgeschossigen Trakt an der Rückseite war die Produktion der Haarpflegeprodukte, in den L-förmigen Flügeln an der Straße, durch einen repräsentativen Torbau verbunden, waren Verwaltung, Fuhrpark und Wohnungen untergebracht. Der Fabriktrakt ist noch immer durch den hohen Treppenturm charakterisiert, dessen beleuchteter Aufsatz einst das bekannte Firmensignet, die schwarze Silhouette eines Frauenkopfes, trug. (2) Trotz einiger baulicher Veränderungen (3) gilt der seit Mitte der 1990er Jahre als Gewerbehof "Alboin-Kontor" genutzte Komplex mit seinen reich gegliederten und ausdrucksstark dekorierten rotbraunen Klinkerbauten als ein Hauptwerk des expressionistischen Industriebaus der 1920er Jahre in Berlin.

Den Neubau für das aufstrebende Kosmetik-Unternehmen gliederte Carl Mackensen nach funktionalen Aspekten entsprechend den betrieblichen Anforderungen, fasste die Gestaltung aber auch als baukünstlerische Aufgabe auf. Die Konstruktion der Bauten als Stahlskelett mit schlanken Stützen und Klinkermauerwerk ermöglichte im Inneren sowohl eine flexible Aufteilung als auch große, gut belichtete Räume. So verfügte der lang gestreckte Fabrikflügel auf vier Geschossen auf der gesamten Grundfläche von rund 77 x 16 Metern über zweischiffige Produktionssäle, die durch großflächige Fenster an drei Seiten lichtdurchflutet waren; nur im obersten Geschoss mit den kleinen rautenförmigen Fenstern gab es Lagerflächen und einen Speiseraum für die Angestellten. Treppenhäuser, Fahrstühle und Sanitärräume sind außen an das Gebäude angefügt. Auch in den beiden niedrigeren Trakten konnten Büro- und sonstige Räume großzügig dimensioniert werden. Die Fassaden werden vor allem durch das gleichmäßige Raster der Fensteröffnungen bestimmt - am Fabrikgebäude nehmen sie die gesamte Breite zwischen den Außenstützen ein, zur Straße werden schmalere Fenster von breiteren Mauerflächen gerahmt. Doch die in Rotbrauntönen changierenden Klinkerflächen, die mit dreieckigen Pfeilervorlagen zwischen den Fensterachsen, mit kräftigen abgestuften Gesimsbändern, Steinbändern und Rollschichten belebt sind, erinnern in ihrer Expressivität an Bauten von Fritz Höger wie das Chilehaus in Hamburg oder die Kirche am Hohenzollernplatz in Wilmersdorf.


(1) Der Charlottenburger Chemiker und Apotheker Hans Schwarzkopf hatte 1904 ein neuartiges Haarwaschmittel entwickelt und in den folgenden Jahren mit weiteren Produkten wie Haarfärbemitteln, Dauerwellen und Haarspray große Erfolge erzielt. Nach dem Umzug in die Alboinstraße brachte er 1933 das erste seifenfreie Shampoo auf den Markt. 1995 wurde das Unternehmen an den Henkel-Konzern verkauft. Vgl. Wikipedia: "Schwarzkopf (Haarkosmetik)" (zuletzt geprüft am 17.02.2017). Zu den Bauten siehe: Schaefer, Paul: Arbeiten von Architekt Carl Mackensen Berlin. In: Neue Baukunst, Berlin, 6 (1930), H. 1, S. 1-23; Der Industriebau 22 (1931), H. 12, S. 18 f.; BusB IX, 63 f., 105; 100 Berliner Bauten der Weimarer Republik, hrsg. v. Senator für Bau- und Wohnungswesen, Berlin 1981, S. 27; Hildebrandt/Lemburg/Wewel 1988, S. 86 f.

(2) Heute trägt der Turmaufsatz den Scherenschnitt einer Reiterfigur, die den Namensgeber Alboin, König der Langobarden, symbolisiert.

(3) Die Bauteile an der Straße waren 1936 vom Architekten Alfred Lucas um ein Attikageschoss erhöht worden. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage stark beschädigt und bis 1947 wieder aufgebaut. 1973 wurde an die Westseite des Fabriktraktes ein Hochregallager angebaut und der dortige bauzeitliche Treppenhausturm entfernt. Nach dem Auszug der Firma Schwarzkopf im Jahr 1994 wurden die Bauten saniert, dabei wurden u.a. die Holzfenster durch Aluminiumfenster ersetzt, Signet und Schriftzug entfernt, das Hochregallager abgerissen und zwei neue Treppenhäuser angefügt.

Literatur:

  • BusB IX 1971 / Seite 63 - 64
  • Der Industriebau 22 (1931) 1/2 / Seite 18
  • 100 Berliner Bauten der Weimarer Republik, 1977 / Seite 27
  • Schaefer, Paul/ Arbeiten von Architekt Carl Mackensen Berlin in
    Neue Baukunst 6 (1930) 1 / Seite 1-40, s. besonders S. 1 - 23
  • Salmony, Alfred/ Moderne Lichtreklame im Hochbauwesen in
    Der Industriebau 22 (1931) 1/2 / Seite 1 - 23, s. besonders S. 18
  • Winz/ Es war in Schöneberg, 1964 / Seite 150
  • 100 Berliner Bauten der Weimarer Republik, 1977 / Seite 27
  • Hildebrand, Lemburg, Wewel/ Historische Bauwerke, 1988 / Seite 86 - 87
  • Baumeister, Architekten, Stadtplaner, 1987 / Seite 637
  • Dehio, Berlin, 1994 / Seite 398
  • Föhl, Axel/ Bauten der Industrie und Technik. Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, Bd. 47, Bonn 1994 / Seite 141
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite S. 272

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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