Denkmaldatenbank

Landhaus Niedstraße 13

Obj.-Dok.-Nr. 09066254
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Friedenau
Adressen Niedstraße 13
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Landhaus
Datierung 1892
Umbau 1899
Entwurf Nagel, Max
Entwurf Hoffmann, Otto
Bauherr Muyden, von

In der Niedstraße überwiegen wie in der Schmargendorfer Straße die ein- und zweigeschossigen Landhäuser der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts, sie sind allerdings nicht so zahlreich und dicht vertreten wie in der Parallelstraße.

Das Landhaus Niedstraße 13 (Abb. 97, Liste Nr. 103) wurde 1882 nach Plänen von Max Nagel erbaut und 1899 von Otto Hoffmann nach Westen durch einen Anbau erweitert. Es wurde für den Marinemaler Hans Bohrdt (1856-1945) errichtet, der hier sein Atelier hatte und unter anderem Besuche von Kaiser Wilhelm II. und dessen Bruder Prinz Heinrich von Preußen empfing. Der Bau von Nagel ist ein zweigeschossiges, dreiachsiges Landhaus aus weißgrauen Ziegeln mit roten Ziegelbändern und -ornamenten; der Anbau von Hoffmann ist ebenfalls zweigeschossig und dreiachsig, aber tiefer ins Grundstück zurückgesetzt, so daß sich ein reizvoller Versatz im Baukörper ergibt. Die malerische Wirkung des Landhauses wird noch verstärkt durch die Rundbogen- und Segmentbogenfenster, die Terrasse vor dem Altbau sowie das steile Krüppelwalmdach des Altbaus mit Schleppgauben. Der Vorgarten wird von einem original erhaltenen Maschendrahtzaun eingefriedet. Das Haus erlangte große Berühmtheit durch den Schriftsteller, Bildhauer, Graphiker und Nobelpreisträger für Literatur Günter Grass (geboren 1927), der hier von 1963 bis 1996 wohnte. Vermittelt wurde ihm das Haus durch seinen Nachbarn, Kollegen und Freund Uwe Johnson, der von 1959 bis 1968 nebenan im Haus Nr. 14 lebte.

Ein Vergleich der Landhäuser am Friedrich-Wilhelm-Platz, in der Niedstraße und in der Schmargendorfer Straße läßt erkennen, daß vor allem der ökonomische quadratische Vierfelder-Grundriß dominiert und daß die Baukörpergliederung von den Architekten in wenigen Varianten ausgeführt wird: als strenger, würfelförmiger, zweigeschossiger Baukörper mit Zeltdach, als malerischer eingeschossiger Bau mit asymmetrisch angeordnetem Quergiebel oder als eingeschossiger Bau mit giebelständigem Baukörper. Die Bauten können durch bauliche Elemente wie Holzveranden, Vorlauben, Terrassen, Erker oder Freitreppen differenziert und die Rohziegelfassaden durch polychrome Zierverbände, Streifen und Ornamente (Rauten, Kreuze und anderes) belebt werden. Bei den Friedenauer Landhäusern handelt sich um Typenbauten, deren Erscheinungsbild von den Architekten immer wieder kontrastreich variiert wird, so daß keine Monotonie im Straßenbild aufkommt.

Literatur:

  • Topographie Schöneberg/Friedenau, 2000 / Seite 776

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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