Denkmaldatenbank

Rathaus Friedenau

Obj.-Dok.-Nr. 09066252
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Friedenau
Adressen Niedstraße 1, 2

Rheinstraße 1

Lauterstraße 19, 20
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Rathaus
Datierung 1914-1917
Entwurf Altmann, Hans (Architekt)
Bauherr Magistrat Schöneberg

Das Rathaus Friedenau am Breslauer Platz auf dem Grundstück Niedstraße 1-2/Rheinstraße 1/Lauterstraße 19-20 (Abb. 22 f., Liste Nr. 100) wurde 1914-17 nach Plänen von Hans Altmann an der Stelle von zwei abgerissenen Landhäusern erbaut. Es stellt das letzte der im Kaiserreich in einem Berliner Vorort gebauten Rathäuser dar.

Das Rathaus wurde als fünfgeschossiger Vierflügelbau mit Turm auf einer Fläche von rund 54 x 42 Metern um einen großen Innenhof angelegt. An der Ostseite schließt rechtwinklig ein Seitenflügel mit dem Festsaal an, der mit einem stumpfwinklig abgeknickten Teil die schräg verlaufende Straßenfluchtlinie der Hauptstraße aufnimmt. In der Mittelachse der Platzfront öffnet sich das Hauptportal, durch das man in die große Pfeilerhalle im Innern gelangt. Von der Halle aus wird das Haupttreppenhaus, das sich mit halbkreisförmigem Abschluß in den Hof hinausschiebt, und damit das Rathaus erschlossen. Zwei Nebentreppenhäuser im Nordflügel sorgen für kurze interne Verbindungen und für Fluchtwege ins Freie. Außerdem existiert im Festsaaltrakt des Rathauses noch ein drittes Nebentreppenhaus, das ebenfalls einen Fluchtweg bietet.

Das Äußere des Rathauses, vor allem des Kopfbaus am Breslauer Platz, ist nach den Zerstörungen während des Zweiten Weltkriegs beim Wiederaufbau 1950-56 erheblich verändert worden, und zwar gegen den Protest seines architektonischen Urhebers Altmann, der mit den Vereinfachungen nicht einverstanden war. Das Rathaus zeigte ursprünglich ein niedriges Souterrain mit halbkreisförmigen Fenstern, darüber im Hochparterre bandartig gereihte Fenster, die von Pilastern unterbrochen wurden. Über einem kräftigen Gurtgesims erhoben sich die Hauptgeschosse, die an der Hauptfront zum Breslauer Platz von viergeschossigen Rund-Erkern mit Ziegelhauben eingefaßt wurden. Das Portal wurde von einem dorischen Säulenportikus gerahmt, der einen Altan trug, der dem dreiachsigen Erker vor dem Sitzungssaal vorgelagert war. Die Platzfront wurde zwischen den Rund-Erkern durch einen dreiachsigen Quergiebel überhöht, der von einem Rundbogen mit dem Wappen Friedenaus bekrönt war.

Beim Wiederaufbau wurde auf Runderker, Säulenportal, Mittelerker und Quergiebel verzichtet; eine gleichförmige, neoklassizistisch anmutende Fassade mit Doppelfenstern wurde anstelle der einstmals so lebendigen, plastischen Platzfront errichtet. Der Protest Altmanns blieb erfolglos, es fehlten wohl nicht nur die Mittel für die Wiederherstellung der reich gegliederten Fassade, sondern in der Nachkriegszeit auch ein tieferes Verständnis für diese neue Architektur nach 1900, die aus der Tradition schöpfte, ohne eklektisch zu sein. Die Größe des Verlustes durch die teilweise Zerstörung läßt sich an den Seitenfassaden und am Seitenflügel an der Hauptstraße ablesen. An diesen Fassaden ist der alte Aufbau, die alte Gliederung und der originale Bauschmuck noch weitgehend erhalten. So bestehen an der westlichen Seitenfassade die Arkaden, die einen Balkon tragen, und am östlichen Seitenflügel die dorischen Kolonnaden und der Runderker mit dem Turmhelm. Von dem reichen plastischen Bauschmuck ist neben Schlußsteinköpfen auch die Halbfigur des Architekten Altmann als Skulptur über der Toreinfahrt des östlichen Seitenflügels erhalten.

Vor allem aber ist der 71 Meter hohe, sorgfältig durch Lisenen und einen Umgang gegliederte Turm unverändert als hochaufragende Dominante an der Hauptstraße weithin sichtbar.

Literatur:

  • BusB III 1966 / Seite 50
  • BusB X A 1 1976 / Seite 55
  • Ehrenberg, Erwin: Hans Altmann, Berlin 1927 / Seite 17f.
  • Berliner Architekturwelt 12 (1910) / Seite 398
  • Topographie Schöneberg/Friedenau, 2000 / Seite 104
  • Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg (Hrsg.)/ Susanne Willen; Das Rathaus Friedenau am Breslauer Platz, Berlin 2008

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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