Denkmaldatenbank
Werkstätten für Präzisions-Mechanik und Optik Carl Bamberg (Askaniawerke)
09066179 | |
Bezirk | Tempelhof-Schöneberg |
Ortsteil | Friedenau |
Adressen | Bundesallee 86, 87, 88 Stubenrauchstraße 72 |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Fabrik |
Datierung | 1887-1888 |
Umbau | 1915-1924, 1934-1937 |
Entwurf | Altmann, Hans |
Entwurf | Kreuschmer und Co. (Architekt) |
Entwurf | Gronau, Max |
Zwischen 1887 und 1937 ist - im Lauf von 50 Jahren - die ausgedehnte Fabrikanlage der ehemaligen Firma Werkstätten für Präzisions-Mechanik und Optik Carl Bamberg (später Askania-Werke) in der Bundesallee 86-88/Stubenrauchstraße 72 (Abb. 241 f., Liste Nr. 11) in neun Bauabschnitten nach den Plänen verschiedener Architekten auf einer Fläche von 0,5 Hektar entstanden.
Der Mechaniker und Optiker Carl Bamberg (1847-92) gründete 1871 eine kleine Werkstatt in der Berliner Linienstraße. Er erhielt immer größer werdende Aufträge von der kaiserlichen Marine, der preußischen Landesvermessung und der Berliner Sternwarte, verlegte deshalb seine Werkstatt 1887-88 nach Friedenau in die damalige Kaiserallee 16 (heute Bundesallee 87) und ließ sich dort eine Villa und ein Werkstattgebäude von dem Architektenbüro Kreuschmer & Co. errichten. Seinem Neffen und Nachfolger Max Roux (1886-1946) gelang es, das Familienunternehmen ab 1912 weiter auszubauen, es 1921 mit der Firma Centralwerkstatt Dessau zu fusionieren und die Askania-Werke zu gründen. Die Askania-Werke wurden ein Großbetrieb mit etwa 20.000 Beschäftigten (um 1940), der für die Rüstung von Heer, Luftwaffe und Marine von großer Bedeutung war. Das Stammwerk blieb bis 1959 in der Bundesallee, bis die Askania-Werke endgültig in Tempelhof konzentriert wurden.
Die beiden Bauten des ersten Bauabschnitts, die kleine Villa und das zweigeschossige Werkstattgebäude von 1887-88, reichten in den ersten Jahren für die etwa 60 Mitarbeiter Bambergs aus. 1915 wurde das alte Werkstattgebäude nach Plänen des Architekten Max Gronau um ein Geschoß aufgestockt. Aufgrund der immer größer werdenden Raumnot wurde im zweiten Bauabschnitt 1916 von Gronau ein neuer, viergeschossiger Werkstattbau als Stahlskelettbau auf dem Nachbargrundstück Nr. 88 rechtwinklig zur Straße als Mittelflügel für ein geplantes Vorderhausgebäude errichtet. Das geplante viergeschossige, siebenachsige Vorderhaus wurde 1918-19 als dritter Bauabschnitt nach Plänen Altmanns südlich der immer noch vorhandenen Villa als dreiständriger Stahlbetonskelettbau erbaut, außen mit Sichtziegelmauerwerk verkleidet und mit reichem, farbigem keramischen Bauschmuck ausgestattet.
Die geplante Erweiterung des Vorderhauses nach Norden um weitere acht Achsen anstelle der alten Villa von 1887-88 kam nach dem Ersten Weltkrieg wegen der Wirtschaftskrise vorerst nicht zustande. Stattdessen entstand im vierten Bauabschnitt 1923-24 das fünfgeschossige Quergebäude zum vorhandenen Mittelflügel von 1916 nach Plänen Altmanns als dreiständriger Stahlbetonskelettbau. Außerdem wurde im fünften Bauabschnitt 1924 die zweigeschossige Tischlerei in der Südwestecke des Grundstücks von Altmann erbaut.
1928 beabsichtigte die Firmenleitung, in einem weiteren Bauabschnitt endlich das Vordergebäude an der Straße nach Norden zu verlängern, verschob aber die Ausführung - vermutlich wegen der 1929 einsetzenden Wirtschaftskrise - immer weiter bis zum Jahr 1933.
Erst 1934 wurde die Villa von 1887/88 abgebrochen und 1934-35 im sechsten Bauabschnitt das viergeschossige Vordergebäude um weitere acht Achsen nach den alten Plänen Altmanns von 1918/19 nach Norden verlängert, so daß sich die Firma nun mit einem stilistisch einheitlichen Rohziegel-Pfeilerbau von 80 Metern Länge mit reichem, farbigem keramischen Bauschmuck an der Kaiserallee präsentieren konnte. Ferner wurde 1935 im siebten Bauabschnitt von Altmann ein Garagenbau an der westlichen Grundstücksgrenze im Anschluß an die Tischlerei errichtet. Auf dem Grundstück Stubenrauchstraße 72 entstand 1935-36 im achten Bauabschnitt das schmale viergeschossige Laboratoriumsgebäude mit langem Seitenflügel als Betonskelettbau ebenfalls nach Plänen Altmanns. Die Fassade an der Stubenrauchstraße zeigt durchlaufende Fensterbänder im Stil der Neuen Sachlichkeit, die mit keramischem Bauschmuck eingefaßt sind. Besonders elegant ist das kleine Säulenportal aus farbiger Keramik. Auf dem hinzuerworbenen Grundstück Nr. 86 wurde an der Straße der viergeschossige Fabrikbau dann 1936-37 im neunten Bauabschnitt noch einmal mit einem Stahlbetonskelettbau um drei Achsen erweitert, allerdings nun in der Formensprache der Neuen Sachlichkeit, aber immer unter Verwendung von farbiger Baukeramik. Aus einer Werkstatt mit Villa entstand so im Lauf von 50 Jahren eine Fabrikanlage, die in vielen Einzelschritten zu einer rationalen Struktur zusammengewachsen ist. Hans Altmann, der den Ausbau der Fabrikanlage von 1918 bis 1937 über nahezu 20 Jahre betreute, versuchte dabei, aus den Erweiterungsanfängen eine systematische Industriebaustruktur aus Vordergebäuden, Mittelflügeln und Quergebäuden zu entwickeln. Ihm schwebte eine erweiterbare Stockwerksfabrik vor, die in kleinen H-förmigen Bauabschnitten linear erweitert werden konnte. Dies konnte er auch durchführen, bis die drei Grundstücke an der Bundesallee bebaut waren.
Die ehemalige Fabrikanlage der Firma Carl Bamberg, die wie die Goerz-Fabrik von einer großen Grundstücksverwaltungsgesellschaft aufgekauft wurde, erfreut sich heute als Gewerbehof eines großen Zuspruchs von vielen kleineren und größeren Betrieben als Mieter, die die kleinteilige Anlage wegen ihrer flexiblen Nutzbarkeit und ihres atmosphärischen Erscheinungsbilds sehr schätzen.
Literatur:
- Topographie Schöneberg/Friedenau, 2000 / Seite 157
Teilobjekt Fabrikgebäude
Teil-Nr. | 09066179,T,001 |
---|---|
Sachbegriff | Fabrikgebäude |
Datierung | 1922 |
Teilobjekt Fabrikgebäude
Teil-Nr. | 09066179,T,002 |
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Sachbegriff | Fabrikgebäude |
Datierung | 1937 |
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
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