Denkmaldatenbank

Haus Immenhausen

Obj.-Dok.-Nr. 09065344
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Wannsee
Adressen Arnold-Knoblauch-Ring 51
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus
Datierung 1964
Entwurf Hönow, Günter
Bauherr Immenhausen, Werner

Das Wohnhaus für eine vierköpfige Familie am Arnold-Knoblauch-Ring 51 gehört ebenfalls zu den bedeutenden Berliner Einfamilienwohnhäusern der Nachkriegsmoderne. (1) Das 1964 errichtete Gebäude ist der aufwendigste der von Hönow bevorzugten Bungalows. Der Architekt, beeinflusst von der Internationalen Moderne, fand seine Vorbilder insbesondere im amerikanischen Wohnhausbau der 1940er und 1950er Jahre. So besteht der Bungalow aus zwei spiegelgleichen rechteckigen Trakten oder "Wohnzellen", die sich mit einem verbindenden schmalen Mittelarm zu einer H-förmigen Grundrissform zusammenfügen. Dadurch ergeben sich wie bei seinem Eigenhaus in der Otto-Erich-Straße 20 zwei Höfe: ein Eingangshof zur Straße und ein rückwärtiger intimer Wohnhof. Der Wohntrakt liegt ebenerdig nach Westen auf der Höhe des Mittelarmes, der eine lichtdurchflutete Eingangshalle mit dem Hauseingang und der Treppe aufnimmt. Mit breiten verglasten Ausgängen öffnet sich der Wohnbereich zu Garten und Innenhof. Vom östlichen Schlaftrakt mit Arbeitsräumen, der um ein halbes Geschoss erhöht über dem Garten liegt, führt die Haustreppe in die Eingangshalle. Große Fensterflächen gestatten überall abwechslungsreiche Blickbeziehungen zu Garten und Innenhof. Die Split-Level-Anordnung ermöglicht zudem einen reizvollen Ausblick auf den Stölpchensee. Das Untergeschoss mit Garage, Werk- und Hobbyräumen konnte voll belichtet ausgebildet werden. Es entstand ein Wohnhaus mit einer klaren räumlichen Funktionstrennung in Tag- und Nachtbereiche. Dieser so genannte "Zweizellentypus" hat sein Vorbild wie Haus Hönow in einem Hausentwurf von Marcel Breuer von 1945, dem "Be-Nuclear-House 3", der fast gänzlich in Grundriss und Baukörpergliederung dem Haus entspricht. (2) Die leicht abfallenden, gegeneinander gestellten Pultdächer in Schmetterlingsdachform verleihen den kubisch-scharfkantigen Baukörpern eine starke Dynamik.

Das Innere zeichnet sich durch Funktionalität und individuelle Ausstattungsdetails aus. Hier fällt vor allem der Wohntrakt durch einen offenen, fließenden Grundriss mit nur zwei eingestellten Wandscheiben auf, die den länglichen Wohnteil in Wohn- und Essplätze sowie in einen Küchenbereich gliedern. Der gegenüberliegende Schlaftrakt mit Bad und Arbeitsräumen ist raumökonomisch mit vielen Einbauschränken organisiert, wobei der verbindende geräumige Flur auf der Hofseite zu belichteten Arbeitsplätzen ausgebaut ist. Dunkles Holz, Sichtbeton und weiß geschlämmter Ziegel sind innen wie außen zur Gliederung und Detailgestaltung verwandt. So begleitet im Wohnteil die Raumtiefe eine durchgehende mit Kiefernbrettern verschalte Decke, die zugleich die Schmetterlingsform des Daches nachzeichnet, und vor den weißen Backsteinfassaden setzen sich dunkle Holzfenster mit den von Hönow konzipierten Schiebeläden deutlich ab. Es ergibt sich eine bis ins entwurfliche Detail reichende Gestaltungsvielfalt. Sie und vor allem die originelle Adaption des Breuerschen Typenentwurfes machen das Haus am Arnold-Knoblauch-Ring zu einem eindrucksvollen Zeugnis der 1960er-Jahre-Architektur in Berlin.


1) Lancelle, Annemarie: Einfamilienhaus in Berlin-Wannsee. In: Architektur und Wohnform 74 (1966), S. 40-45; Einfamilienwohnhaus in Berlin-Wannsee. In: Bauwelt 58 (1967), S. 562; Rave/Knöfel 1968 (erwähnt); BusB IV C 1975, Obj. 2033, S. 279; Steigenberger, Thomas: Versteckt in den Vororten, Die Einfamilienhäuser der Nachkriegsmoderne in Berlin. In: denkmal!moderne, hrsg. v. Adrian von Buttlar, Christoph Heuter, Berlin 2007, S. 100, 102. Erfassung LDA von Alexander Hoff und Thomas Steigenberger.

2) Der Hinweis stammt von Alexander Hoff. Vgl. Blake, Peter: Marcel Breuer, Architect and Designer, New York 1949, S. 86; Steigenberger, Thomas: Versteckt in den Vororten. Die Einfamilienhäuser der Nachkriegsmoderne in Berlin, in: denkmal!moderne, hrsg. von Adrian von Buttlar und Christoph Heuter, Berlin 2007, S. 100. Nicht mehr vorhanden ist das Hängedach der Gartenterrasse. Außerdem ist die Eingangsfront im Mittelarm umgestaltet worden. Hier ist die ursprünglich mit Holz- und Stahlelementen materialbetonte Eingangswand durch eine klimatechnisch besser gedämmte, allerdings weitaus schlichter gestaltete Eingangsseite mit neuer Tür und Vordach ausgetauscht worden.

Literatur:

  • Lancelle, Annemarie: Einfamilienhaus in Berlin-Wannsee in
    Architektur und Wohnform 74(1966) / Seite 40-45
  • Einfamilienwohnhaus in Berlin-Wannsee in
    Bauwelt 58(1967)21/22 / Seite 562
  • BusB IV C 1975 / Seite Objekt-Nr. 2033, S. 279
  • Steigenberger, Thomas: Versteckt in den Vororten, Die Einfamilienhäuser der Nachkriegsmoderne in Berlin in
    denkmal!moderne. Hrsg. Adrian von Buttlar, Christoph Heuter. Berlin 2007 / Seite 100, 102
  • Christian Welzbacher: Konsequent spätmodern in
    Frankfurter Allgemeine Zeitung 5.2.2001 Nikolaus Bernau: Ein Meister der zweiten Reihe in
    Berliner Zeitung vom 6. Februar 2001 / Seite (Nachruf Hönow)
  • Rave/Knöfel 1968 Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 75

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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