Denkmaldatenbank

Haus auf der Höh

Obj.-Dok.-Nr. 09065342
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Wannsee
Adressen Bergstraße 16
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus
Datierung 1885-1886
Umbau 1910
Entwurf Lange, Hans (Architekt)
Entwurf Ravoth, Max (Architekt)
Bauherr Haukohl, Heinrich & Ebell, Gustav

Eines der größten Anwesen von Alsen war Haus "Auf der Höh" in der Bergstraße 16, das 1885-86 von Johannes Lange errichtet und 1910 von Max Ravoth umgebaut wurde. Die Anlage umfasste den gesamten Blockinnenbereich zwischen Hermannstraße, Bergstraße und Lindenstraße mit einer Fläche von rund 20.600 Quadratmetern. Auf dem höchsten Punkt der Villenkolonie gelegen, bot das Haus einst einen atemberaubenden Fernblick über den großen Wannsee bis zur Havel. Zum Anwesen gehörten neben einer stattlichen Villa zahlreiche Nebengebäude wie Remisen, Stallungen, Treibhaus, Weinspalierhaus und Pumpenhaus, ferner auch ein Tennisplatz. (1) Auf dem seit den 1960er Jahren dicht bebauten Terrain sind heute nur noch die Villa und das zugehörende Pförtnerhaus erhalten. Teilweise hinter Bäumen verborgen und über einen Stichweg erreichbar, überragt das malerische Haus "Auf der Höh" die umgebenden Einfamilienhäuser.

Das inklusive Sockelgeschoss drei Etagen hohe Gebäude mit vielgiebeliger Dachlandschaft besitzt die Erscheinung einer sehr großen Gründerzeitvilla mit Anklängen an den Landhausstil. Das Mauerwerk ist hell geputzt; Loggien, Erker und Balkone lockern die Fassaden auf. Die Walmdächer und Berliner Dächer sind in Schiefer gedeckt, hohe Kaminschlote zieren die Dachlandschaft, braune Fachwerk- und Holzzierelemente schmücken die Giebel. Die Süd- oder Straßenseite zeigt einen prächtigen Fachwerkgiebel mit helmartigem Giebelreiter und daneben ein Turmgeschoss mit hohem Dachaufsatz. Ein über zwei Etagen reichendes, konvex ausbauchendes Hallenfenster bildet ein prägnantes Motiv an der insgesamt geschlossen wirkenden Westfassade, während die Ostfassade mit Terrassen, Loggien, Erker, Wintergarten und Ausguck im Dach zum Wannsee hin geöffnet ist. Das Erscheinungsbild des Gebäudes zeigt den 1910 durch Erweiterung und Umbau hergestellten Zustand. Die ursprünglich von Johannes Lange 1885-86 für den Kaufmann und Handelsrichter Heinrich Haukohl errichtete Villa wurde nach dessen Tod von dem Fabrikanten Max Eisner erworben und durch Max Ravoth umgestaltet. (2) Aus dieser Zeit stammt unter anderem der Eingang mit Rundbogenportal und repräsentativem tonnengewölbten Treppenaufgang zur Beletage. Eindrucksvoller Mittelpunkt des Hauses ist eine 60 Quadratmeter große, zur Hälfte zweigeschossige Kaminhalle mit asymmetrisch geschwungener Empore - ebenfalls von 1910. Die jüdische Familie Eisner emigrierte 1938 in die USA, das Haus wurde bis 1945 von der Deutschen Arbeitsfront genutzt und später in Etagenwohnungen aufgeteilt. Der Umbau von Max Ravoth, der auch in Grunewald gediegene Villen ausführte, weist stilistisch in die reformorientierte Zeit vor dem ersten Weltkrieg mit ersten Anklängen an Sachlichkeit.


1) Heinisch/Schumacher 1988, S. 34-35, 178-180; BusB 1896, S. 170 f.

2) Ruchhöft, H.: Ehrenbürger Heinrich Haukohl zum 100. Todestag am 28. August 2006. In: Plauer Zeitung Nr. 8, 2006; Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf, Bau- und Wohnungsaufsicht, Bauakte; Laschke, Michael: Die Baumeister, Architekten der Rennbahn Karlshorst, Karlshorster Beiträge zur Geschichte und Kultur, H. 3, Berlin 2009, S. 30-31. Der Architekt Johannes Lange erbaute gründerzeitliche Villen wie die Villa Blumenthal in Bad Ischl, Wohnhäuser, Landungsbrücken und die Hochbauten der Rennbahn Karlshorst; ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit war die Entwicklung der Holz-Fertigteilbauweise in Verbindung mit der Wolgaster Holzbau AG.

Literatur:

  • Der Architekt Johannes Lange in
    Laschke, Michael: Die Baumeister, Die Architekten der Rennbahn Karlshorst, Berlin 2009 / Seite 21-38
  • Wolff, Siegfried: Das Gründungsgeschäft im deutschen Bankgewerbe, Stuttgart 1915 / Seite 177-186 (Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft)
  • Ruchhöft, H.: Ehrenbürger Heinrich Haukohl zum 100. Todestag am 28. August 2006in
    Plauer Zeitung Nr. 8 / 2006 / Seite .
  • Amt Plau am See, Haukohl-Kindergarten, Bergstraße 28, 19395 Plau am See / Seite www.amtplau.de/verzeichnis/visitenkarte.php?mandat=38074 (15.03.2010)
  • Wikipedia: Stadtwerke Oranienburg / Seite www.wikipedia.org/wiki/Stadtwerke_Oranienburg (12.03.2010)
  • Senft, Hilde und Willi: Villa Blumental - Das erste Fertigteilhaus Österreichs / Seite www.austria-lexikon.at/af/Wissenssammlungen/Bibliothek/Gehei mnisvolles_Salzkammergut (12.03.2010)
  • Panwitz, Sebastian: Die Gesellschaft der Freunde 1792-1935. Berliner Juden zwischen Aufklärung und Hochfinanz, Hildesheim 2007 / Seite .
  • Heinisch, Tilmann Johannes/ Schumacher, Horst: Colonie Alsen - Ein Platz zwischen Berlin und Potsdam, Berlin 1988 / Seite .
  • Gartenflora 49(1900) / Seite 379/380
  • Deutsche Gartenzeitung 1 (1886) / Seite 376-377
  • Lange, Willy: Gartenpläne, Leipzig 1927 / Seite 130-131
  • BusB 1896 / Seite 170ff.
  • Rückwardt, Hermann: Villen-Neubauten der Umgebung von Berlin, Serie 1, Berlin 1889 / Seite 113f.
  • Blätter für Architektur und Kunsthandwerk (1890)
  • Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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