Denkmaldatenbank

Haus der Kirche, Übergemeindliches kirchliches Zentrum

Obj.-Dok.-Nr. 09065326
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Goethestraße 26, 27, 28, 29, 30

Krumme Straße 60

Weimarer Straße 14, 15
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Verwaltungsgebäude & Studentenwohnheim & Wohnhaus & Saalbau
Datierung 1964-1967
Entwurf Sage, Konrad & Hebecker, Karl & Richter, Heinz (Architektengemeinschaft)

An der Nordseite wird der Karl-August-Platz von dem vierteiligen Gebäudekomplex des kirchlichen Begegnungszentrums Haus der Kirche, Goethestraße 26-30 u.a., eingefasst. Es wurde 1964-67 nach Entwurf der Architekten Konrad Sage und Karl Hebeker für den Berliner Synodalverband auf den Parzellen von sieben im Krieg zerstörten Mietshäusern errichtet. (1) Als übergemeindliches Zentrum stellte das Haus der Kirche damals einen in Berlin neuen Bautyp dar, der ohne eigenen Kirchenraum als Informationsstätte und Forum dienen sollte und für den es keine direkten Vorbilder gab. (2) Sage und Hebeker schufen eine Gruppe von ehemals vier Einzelgebäuden (3) ohne jede sakrale Ausprägung mit variablen Räumen und einheitlicher, funktionaler Außengestaltung. Die inhaltliche Ausrichtung des vor dem Mauerbau geplanten, aber erst nach der Teilung mit anderen inhaltlichen Schwerpunkten erbauten Hauses spiegelt die Geschichte und politische Entwicklung West-Berlins jener Zeit wider. Während die ursprüngliche Planung vor allem soziale Nutzungen vorsah, sollte nach dem Mauerbau das Gebäude als Bildungseinrichtung und als kirchliches Zentrum in West-Berlin dienen. Daher steht in der Mitte des Baugeländes, das von Goethe-, Krumme und Weimarer Straße eingefasst wird, das zweigeschossige Tagungsgebäude auf annähernd quadratischem Grundriss mit dem zentralen, zweigeschossigen Veranstaltungssaal. Davor erhebt sich ein lang gestreckter, aufgeständerter Bauteil mit fünf Geschossen und einem höheren Treppenhausturm längs der Goethestraße; sein ebenerdiges Luftgeschoss schafft Raum für Parkplätze und Durchblicke auf das Hauptgebäude. Das an die vorhandene gründerzeitliche Bebauung in der Krumme Straße anschließende Studentenwohnheim wurde 2019-23 durch ein neues Verwaltungsgebäude ersetzt. An der Weimarer Straße bildet ein dreigeschossiges, 1992 durch Wärmedämmung leicht verändertes Wohnhaus den Anschluss an die Altbauten. Die mit sichtbarer Stahlbetonskelettkonstruktion und roter Ziegelausfachung ausgeführten kubischen, in der Höhe gestaffelten, flach gedeckten Bauten sind charakteristisch für die Architektur der 1960er Jahre. Materialien wie Sichtbeton, weiß geschlämmtes Ziegelmauerwerk und Holz auch in den Innenräumen sowie gestalterische Elemente wie die um die Ecke geführten Fensterbänder oder der aufgeständerte Bauteil gehören zur modernen Architektursprache dieser Zeit.


(1) Architektur-Wettbewerbe 44 (1965), Kirchliche Gemeindezentren; Rave, Rolf/Knöfel, Hans-Joachim: Bauen seit 1900 in Berlin, Berlin 1968, Obj. Nr. 34; Detail 5 (1972), S. 937-940; Satzinger, Otto: Das Gemeindezentrum in theologischer Sicht. In: Kunst und Kirche 33 (1970), H. 2, S. 54-77; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VI, Sakralbauten, Berlin 1997, S. 244-254; Fischer-Defoy, Christiane: "Kunst, im Aufbau ein Stein" - Die Westberliner Kunst- und Musikhochschulen im Spannungsfeld der Nachkriegszeit, Berlin 2001, S. 444.

(2) Erste Gemeindezentren entstanden in Berlin ab Mitte der 1950er Jahre (z.B. Hermann-Ehlers-Haus von Erich Glaß oder das Gemeindezentrum Laurentius von Peter Lehrecke) mit einem breitgefächerten Aufgabenspektrum, wobei die Liturgie zunehmend in den Hintergrund trat. In den 1960er Jahren wurden in Berlin Gemeindezentren vor allem im Zusammenhang mit den neuen Großsiedlungen in Stadtrandlage erbaut (Gemeindezentrum am Falkenhagener Feld in Spandau, 1963-64 von Bodo Fleischer). In den später entstandenen Zentren (z.B. Gemeindezentrum Plötzensee in Charlottenburg, 1968-70 von Neumann, Grötzebach und Plessow) bekommt die örtliche Sozialarbeit, insbesondere die Jugendarbeit, zunehmend mehr Raum zugewiesen.

(3) Das Studentenheim an der Krumme Straße wurde 2019 abgerissen.

Literatur:

  • Tagesspiegel vom 15. Januar 1964 & Tagesspiegel vom 18. Mai 1967 & Tagesspiegel vom 22. Mai 1967 & Tagesspiegel vom 15. September 1972 & Tagesspiegel vom 9. Januar 1990Architektur-Wettbewerbe 44. 1965, Kirchliche GemeindezentrenRave, Rolf; Knöfel, Hans-Jo / Seite Obj. Nr. 34
  • Detail 5(1972) / Seite 937- 940
  • Satzinger, Otto: Das Gemeindezentrum in theologischer Sicht, in: Kunst und Kirche 33(1970)2 / Seite 54-77
  • BusB VII A 1997 / Seite 244-254
  • Fischer-Defoy, Christiane: "Kunst, im Aufbau ein Stein" - Die Westberliner Kunst- und Musikhochschulen im Spannungsfeld der Nachkriegszeit, Berlin 2001 / Seite 444 (Vita K. Sage)

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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