Denkmaldatenbank

Wohnhaus Inselstraße 6

Obj.-Dok.-Nr. 09065180
Bezirk Steglitz-Zehlendorf
Ortsteil Nikolassee
Adressen Inselstraße 6
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus
Datierung 1928-1929
Entwurf Sperber, Otto (Architekt)
Bauherr Gugenheim, Alfred

[...] Auf einem verhältnismäßig kleinen Wassergrundstück auf der Ostseite steht das von Otto Sperber entworfene Wohnhaus Inselstraße 6. (1) 1928-29 ließ es der Textilkaufmann Alfred Gugenheim als Sommersitz errichten. Gugenheim war Mitinhaber der Krefelder Seidenweberei Michels & Cie. sowie des gleichnamigen Textilkaufhauses in der Leipziger Straße in Berlin, das zu den führenden Textilkaufhäusern gehörte und hochwertige Seide, Samt und Spitze anbot. (2) Bis 1934 ist Alfred Gugenheim in der Inselstraße 6 nachgewiesen, danach bewohnte er vier Jahre das Haus Inselstraße 2. 1938 musste er in die USA auswandern. Haus und Grundstück erwarb 1934 der Autohändler Eduard Winter.

Die 1928 von Otto Sperber entworfene zweigeschossige Villa gehört zu den wenigen Bauten in Berlin, die dem Stil des so genannten expressionistischen Rokoko zugeschrieben werden können. Ein weiteres von Sperber entworfenes Landhaus mit ähnlichen Stilelementen steht in der Klopstockstraße 39A in Zehlendorf. Andere Beispiele dieser Architektursprache sind das benachbarte Haus Monheim, Inselstraße 3A/5, das 1923 entstandene "Rokoko-Palais" Griegstraße 14 von Joseph Meyer und die Grunewaldvillen von Oskar Kaufmann, die Villa Konschewski und die Villa Epstein. Kaufmann gilt als Hauptvertreter des expressionistischen Rokoko (3) in Berlin, hauptsächlich ist dieser charakteristische Stil in der Innengestaltung seiner Theaterbauten der 1920er Jahre zu finden. (4) Sperbers Entwurf ähnelt mit ihrer strengen Symmetrie besonders dem Fassadenaufbau der Villa Konschewski (1922). Auch in Anordnung und Form der Fensteröffnungen - große Bogenfenster im Erdgeschoss, Rechteckfenster im Obergeschoss, jeweils mit Klappläden, sowie Okuli - folgte Sperber dem Aufbau der Villa Konschewski. An den Fassaden wählte er rocaillenartige Verzierungen über der Eingangstür, in Gurt- und Hauptgesims an beiden Fronten sowie einen stark verzierten Balkon an der Gartenseite, der den Schwung des Mittelrisalits, hinter dem sich im Erdgeschoss das Kaminzimmer befindet, folgt. Sperbers individuelle Fassadengestaltung verleiht dem eher kleinen kubischen Bau ein elegantes verspieltes Äußeres, das einem Sommerhaus angemessen ist.


1) Reif/Schumacher/Uebel 2000, S. 195, 263.

2) Reif/Schumacher/Uebel 2000, S. 100.

3) Posener, Julius in: BusB IV C, S. 19. Posener bezieht sich auf Max Osborn, der in der Monografie "Der Architekt Oskar Kaufmann" (1928) den Begriff "expressionistisches Rokoko" für Kaufmanns Bauten prägt.

4) Zu Oskar Kaufmann siehe: Hansen, Antje: Oskar Kaufmann - Ein Theaterarchitekt zwischen Tradition und Moderne, Diss., Berlin 2001.

Literatur:

  • Reif, Janin; Schumacher, Horst; Uebel, Lothar: Schwanenwerder. Ein Inselparadies in Berlin, Berlin 2000 & Posener, in BusB IV C

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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