Denkmaldatenbank
Friedrichswerdersche Kirche
09065027 | |
Bezirk | Mitte |
Ortsteil | Mitte |
Adressen | Werderscher Markt |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Kirche |
Entwurf | 1821 |
Datierung | 1824-1830 |
Umbau | um 1985 |
Entwurf | Schinkel, Karl Friedrich (Architekt) |
Das älteste erhaltene Gebäude in Friedrichswerder ist die 1824-31 von Karl Friedrich Schinkel erbaute Friedrichswerdersche Kirche am Werderschen Marktes. Die Kirche wurde anstelle einer 1699 durch Umbau eines kurfürstlichen Reithauses eingerichteten Simultankirche der deutsch-reformierten und deutsch-lutherischen sowie der französisch-reformierten Gemeinde erbaut. Nach ersten Entwürfen 1821-22 in Form eines römischen Tempels fertigte Schinkel zwei Alternativentwürfe nach dem Vorbild englischer gotischer College-Chapels. Auf Wunsch des Kronprinzen Friedrich Wilhelm wurde die gotische Version mit zwei Türmen ausgeführt. (1)
Schinkel hat einen einschiffigen Backsteinbau von fünf Jochen mit fünfseitig polygonalem Chorschluss geschaffen. An der Hauptfassade flankieren die beiden Turmbauten, durch Gesimse in fünf Geschosse geteilt, das rechteckig gerahmte spitzbogige Doppelportal mit dem darüber liegenden großen sechsteiligen Maßwerkfenster. Die an den Langhausfassaden lisenenartig ausgebildeten Strebepfeiler, die über das flache Dach als Fialen geführt sind, rahmen große Maßwerkfenster. Zwischen die Fialen spannt sich eine eiserne Balustrade aus gereihten Vierpässen, die den horizontalen Abschluss über dem Hauptgesims bildet und die flachen Dächer über dem Kirchenschiff verbirgt.
Mit dieser ersten neogotischen Kirche Berlins hat Karl Friedrich Schinkel wesentlichen Einfluss auf den Kirchenbau des 19. Jahrhunderts genommen und die Wiederaufnahme traditioneller märkischer Backsteinkunst angeregt. Die Ausführung in Backstein fand schon bei den Zeitgenossen große Beachtung. (2) Schinkel ließ erstmals auch den gesamten bauplastischen Schmuck aus gebranntem Ton fertigen. Die Formsteine und Terrakotten wie auch die qualitätsvollen Blattkranzkapitelle und Reliefplatten stammen aus der Tonwarenfabrik von Tobias Feilner. Die Firma brannte auch die Terrakottafigur des Erzengels Michael über dem Hauptportal nach dem Modell von Ludwig Wichmann. Bereits 1914 wurde die Plastik durch eine in Kupfer getriebene Kopie ersetzt und 1986-87 von Achim Kühn in Bronze erneuert. Die Engelstondi der gusseisernen Flügeltüren am Hauptportal und am Portal der östlichen Längseite hat Friedrich Tieck entworfen.
1945 erlitt das Gebäude schwere Beschädigungen, dabei ging auch die von Schinkel entworfene malerische Ausgestaltung des Kircheninnern fast völlig verloren. Im Rahmen der umfassenden Wiederherstellung und Restaurierung des Bauwerkes 1982-87 wurden die 1844 von Friedrich August Stüler höher ausgeführten Fialen wieder in der von Schinkel geplanten Form erneuert und die seit 1844 fehlenden Fialtürmchen auf den Kirchtürmen ergänzt. (3) Im Kirchenraum ist mit der Restaurierung beziehungsweise Wiederherstellung der Stuckverkleidungen, der Sandsteinquaderimitation der Wände, der Ziegelimitationsmalerei der Gewölbekappen und den hölzernen Einbauten die bauzeitliche Fassung wieder erlebbar. Die Friedrichswerdersche Kirche beherbergt seit 1987 die ständige Ausstellung der Sammlung "Plastik des 19. Jahrhundert" der Nationalgalerie.
(1) Vgl. für die Planungs- und Baugeschichte: Graefrath/Maaz 1993, S. 7-62.
(2) Vgl. Klinkott 1988, S. 36-39.
(3) Für die Konzeption der Restaurierung und Wiederherstellung vgl. Graefrath 1988.
Literatur:
- Topographie Mitte/Mitte, 2003 / Seite 314
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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