Denkmaldatenbank

Fernsehturm mit Fußumbauung und Freiflächen

Obj.-Dok.-Nr. 09065023,T
Bezirk Mitte
Ortsteil Mitte
Adressen Gontardstraße 7, 9

Panoramastraße 1A, 2

Karl-Liebknecht-Straße & Rathausstraße & Spandauer Straße
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Sendeanlage & Gaststätte & Freifläche
Datierung 1965-1969
Umbau 1969-1973
Bauherr Ministerium für Post und Fernmeldewesen der DDR

Die Grün- und Freifläche zwischen Fernsehturm und Spree ist ein wesentlicher Abschnitt eines zusammenhängenden städtebaulichen Bandes, der "Zentralen Achse", die das wesentliche Motiv der Hauptstadtplanung der DDR bildete und von der Karl-Marx-Allee über den Alexanderplatz, die Schlossinsel und die Straße Unter den Linden bis zum Brandenburger Tor reichte. Der Fernsehturm war in diesem Zusammenhang nicht nur als Funktionsbau für den Fernseh- und Rundfunkempfang konzipiert, sondern auch als ein weithin sichtbares Wahrzeichen der Stadt. Mit den gestalteten Grünflächen unterhalb des Fernsehturms, rund um Neptunbrunnen und Marienkirche, wurde im Herzen der Stadt ein weitläufiger Erholungsraum geschaffen. Er ergänzte die in den 1960er und 1970er Jahren geschaffene großstädtische Umgebung mit Einkaufszentren wie der Markthalle, den Rathauspassagen oder dem Warenhaus am Alexanderplatz, mit Restaurants, Großhotels, internationalen Kultureinrichtungen und einem innerstädtischen Wohngebiet mit über 1300 Wohnungen. (1) Das Marx-Engels-Denkmal, inmitten der Grünanlage, leitete über zum ehemaligen Regierungszentrum der DDR auf der Schlossinsel und am Werderschen Markt.


(1) Wohnen im Stadtzentrum wurde im Gegensatz zu den "City-Entwicklungen kapitalistischer Länder" als programmatischer Bestandteil sozialistischer Stadtplanung aufgefasst. Vgl. Graffunder 1973, 342. Die Anzahl der Wohnungen nennt Peters 1995, S. 262.

Die in den 1950er Jahren beschlossene "sozialistische Umgestaltung des Stadtzentrums" sollte die räumliche Verbindung des historischen Zentrums mit den östlichen Wohnbezirken in Form einer Magistrale vom Brandenburger Tor über Alexanderplatz und Karl-Marx-Allee bis zur Frankfurter Allee schaffen. Als Höhepunkt dieser "Zentralen Achse" am Standort des abgerissenen Stadtschlosses war ein monumentales Regierungshochhaus als "Zentrales Gebäude" vorgesehen, das den neuen Staat repräsentieren sollte. (1) Trotz eines Wettbewerbs 1958-59 und verschiedener Planungsvarianten für dieses Konzept entstanden stattdessen ab 1964 das Zentrum der politischen Macht am Marx-Engels-Platz mit den Bauten für Staatsrat, Volkskammer und Außenministerium und an der Gontardstraße der Fernsehturm. (2) Der 365 Meter hohe Turm - 1965-69 ausgeführt und am 7. Oktober 1969 zum 20. Jahrestag der Gründung der DDR eingeweiht - wurde durch seine prägnante Form und als höchstes Bauwerk Berlins zu einem weithin sichtbaren Wahrzeichen der Stadt. In seiner wechselvollen Planungsgeschichte steht der Turm für einen Wandel der städtebaulichen Ideale in der DDR. Moderne, technikorientierte Architekturkonzepte lösten die an sowjetische Architektur angelehnten monumentalen Projekte ab. Ein "Turm der Signale" wurde zur Dominante des Berliner Zentrums. (3)

Der kugelförmige Turmkopf mit einem Durchmesser von 32 Metern enthält sieben Geschosse, die sendetechnische Anlagen des Hör- und Fernsehfunks sowie eine Aussichtsplattform und das drehbare "Telecafé" aufnehmen. Die Kugel setzt auf 200 Metern Höhe an und umschließt den insgesamt 250 Meter hohen Stahlbetonschaft, auf dem der 115 Meter hohe Antennenmast verankert ist. Die äußere Umhüllung der Kugel ist aus zu Pyramiden geformten und geschliffenen Edelstahlblechen auf trapezförmigem Grundriss zusammengesetzt. Die Umbauung des Fernsehturms mit Ausstellungsräumen und Restaurant war ursprünglich als Rundbau entworfen, ist aber 1969-72 unter Leitung von Walter Herzog und Herbert Aust als flache, dynamisch gegliederte Pavillonarchitektur mit freitragenden, ab- und aufwärts geneigten Dachflächen ausgeführt worden. Im Grundriss zeichnen die zweigeschossige Turmumbauung und eine vorgelagerte Terrasse mit Wasserbecken und Springbrunnen die Grundform eines Sechsecks nach, das zwischen der Rundung des Turms und dem Rechteck des Platzes vermitteln sollte. (4)

Die etwa sechs Hektar große Freifläche am Fuße des Fernsehturms wurde 1970-73 von einem Kollektiv unter der Leitung von Manfred Prasser und Hubert Matthes gestaltet. (5) Grundlage der Planung war ein 60-Grad-Winkel zur Turmhauptachse, der die Lage der Pavillonbauten unter dem Fernsehturm sowie die Formen der Beete und Rasenflächen bestimmt und die Schrägstellung der St. Marienkirche berücksichtigt. Die Bereiche nördlich und südlich des Mittelraums - in der Achse des Fernsehturms mit Kaskaden, Rosenparterres und Neptunbrunnen - sind durch lockere Baumgruppen, Ziergehölze und zahlreiche Sitzplätze bestimmt. Das Großgrün besteht hauptsächlich aus Linden, im Mittelraum wurden Kugelahorn und Japanische Kirschbäume gepflanzt.


(1) Vgl. Näther 1968; Haspel 1995, S. 35ff.

(2) "Internationaler Wettbewerb zur sozialistischen Umgestaltung des Zentrums der Hauptstadt der DDR", ausgeschrieben am 7.10.1958. Vorgegeben wurde eine Kette städtebaulicher Ensembles (Marx-Engels-Platz als politisches Forum mit zentralem Platz für Kundgebungen, von dort bis zum Alexanderplatz Wohn- und Handelszentrum), die zum Mittelpunkt des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens ausgebaut werden sollte. Die Gestaltung des Stadtzentrums wurde als zutiefst gesellschaftspolitische Aufgabe angesehen. Vgl. Topfstedt 1988, S. 69.

(3) Basierend auf der Idee von Hermann Henselmann, der 1959 einen "Turm der Signale" als zentrales Gebäude vorgeschlagen hatte, war 1964 entschieden worden, auf der Fläche zwischen Alexanderplatz und Spree einen Turm zu errichten. Den Planern stellte man die Aufgabe, "für das Zentrum der Hauptstadt der DDR ein in der Form einmaliges, einprägsames und dem Betrachter einen bleibenden Eindruck hinterlassendes Turmbauwerk zu projektieren, das einer technischen Zweckbestimmung und einem gesellschaftlichen Auftrag dienend, zu einem städtebaulichen Höhepunkt und einer politisch-gesellschaftlichen Manifestation wird." Vgl. Dieter 1970, S. 462. In der oben genannten Veröffentlichung wurden Fritz Dieter und Günter Franke als Entwerfer des Turmes genannt und Hermann Henselmann als künstlerischer Berater. Die Autorenschaft für den Turm ist allerdings umstritten. Hermann Henselmann hat sich immer als Autor des Gesamtentwurfs bezeichnet (vgl. Müller 1999, S. 129). Seit 1989 reklamiert der ehemalige Präsident der Deutschen Bauakademie Gerhard Kosel als Gesamtleiter des Projekts in den Jahren 1964-65 die Autorenschaft für sich. Der Streit, der schon Standesorganisationen und Gerichte beschäftigt hat, kann an dieser Stelle nicht entschieden werden. Für eine umfassende Darstellung des Problems vgl. Müller 1999, S. 128-139.

(4) Vgl. Herzog/Aust 1969.

(5) Vgl. Rühle 1969.

Literatur:

  • Bau- und Kunstdenkmale Berlin I, Berlin 1983 / Seite 37-38
  • Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Berlin, 2006 / Seite 144
  • The Architectural review 150 (1971) / Seite 190
  • Bauwelt 57 (1966) / Seite 1326
  • BusB X B 4 1987 / Seite .
  • BusB VIII B 1980 / Seite .
  • Architektur der DDR 14 (1965) / Seite .
  • Architektur der DDR 14 (1965) / Seite .
  • Architektur der DDR 14 (1965) / Seite .
  • Näther, Joachim: Der Generalbebauungsplan und die sozialistische Umgestaltung des Stadtzentrums, in: Deutsche Architektur 17 (1968) 6 / Seite 344 ff.
  • Architektur der DDR 18 (1969) / Seite .
  • Dieter, Fritz: Fernseh- und UKW-Turm der Deutschen Post Berlin, in: Deutsche Architektur 19 (1970) 8 / Seite 461-464
  • Flierl, Bruno: Vom Münzturm zum Fernsehturm. Höhendominanten in der Stadtplanung von Berlin, in: Klingenburg, K.-H. (Hrsg.): Studien zur Berliner Kunstgeschichte, Leipzig 1986 / Seite 11-51
  • Architektur der DDR 20 (1971) / Seite .
  • Graffunder, Heinz: Neue Bebauung der Rathausstraße, in: Deutsche Architektur 22 (1973) 6 / Seite 340-353
  • Brandenburg, Ingrid; Harnisch, Rudolf; Kubiziel, Alfred: Fernsehturm Berlin, Berlin 1970 / Seite .
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Denkmale in Berlin. Ortsteil Mitte, Petersburg 2003 / Seite 172-176, S. 190-194
  • Dolff-Bonekämper, Gabi; Herold, Stephanie: Der Berliner Fernsehturm, Berlin 2015 / Seite .
  • Sigel, Paul; Wittmann-Englert, Kerstin (Hrsg.): Freiraum unterm Fernsehturm. Historische Dimensionen eines Stadtraums der Moderne, Berlin 2015

Teilobjekt Fernsehturm

Teil-Nr. 09065023,T,001
Sachbegriff Sendeanlage
Datierung 1965-1969
Ausführung VE BMK Kohle und Energie, Betriebsteil Industrieprojektierung Berlin

Literatur:

  • Lorenz, Werner; May, Roland; Staroste, Hubert: Ingenieurbauführer Berlin, Petersberg 2020 / Seite 232-235

Teilobjekt Fußumbauung des Fernsehturms

Teil-Nr. 09065023,T,002
Datierung 1969-1972
Entwurf Herzog, Walter & Aust, Herbert & Heider, Rolf (Architekt)
Ausführung VE BMK Ingenieurhochbau Berlin

Literatur:

  • Lorenz, Werner; May, Roland; Staroste, Hubert: Ingenieurbauführer Berlin, Petersberg 2020 / Seite 198f.
  • Herzog, Walter ; Aust, Heinz: Umbauung Fernsehturm Berlin. Architektonische Gestaltung, in: Deutsche Architektur 18 (1969) 3 / Seite 143-146

Teilobjekt Freiflächen

Teil-Nr. 09065023,T,003
Sachbegriff Brunnen & Wasserkaskade & Rosenbeete
Datierung 1970-1973
Entwurf Bankert, Dieter & Prasser, Manfred & Matthes, Hubert (Gartenarchitekt)
Ausführung Rühle, Rolf & Funeck, Gottfried

Literatur:

  • Rühle, Rolf: Die Freiflächen am Fernsehturm in Berlin. In: Deutsche Gartenarchitektur, 10. Jahrgang, 1969, Heft 3 / Seite 54-55
  • Zutz, Axel: Der Park am Fernsehturm. Entwurfsgeschichte, Elemente und Verfasser. In: Sigel, Paul; Wittmann-Englert, Kerstin (Hg.): Freiraum unterm Fernsehturm. Historische Dimensionen eines Stadtraums der Moderne. Berlin 2015 / Seite 94-120
  • Herold, Stephanie: Platz am Fernsehturm und ehem. Marx-Engels-Forum. In: von Buttlar, Adrian; Wittmann-Englert, Kerstin; Dolff-Bonekämper, Gabi (Hg.):Baukunst der Nachkriegsmoderne. Architekturführer 1949-1979. Berlin 2013

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Landesdenkmalamt Berlin
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