Denkmaldatenbank
Brandenburger Tor
09065019 | |
Bezirk | Mitte |
Ortsteil | Mitte |
Adressen | Pariser Platz |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Toranlage |
Datierung | 1788-1791 |
Umbau | 1867, 1956 |
Entwurf | Langhans d. Ä., Carl Gotthard (Architekt) |
Entwurf | Strack d. Ä., Johann Heinrich (Architekt) |
Entwurf | Schadow, Johann Gottfried (Bildhauer) |
Ausführung | Jury, Friedrich (Kupferschmied) |
Bauherr | Friedrich Wilhelm II. (König von Preußen) |
Das Brandenburger Tor bildete seit 1734 die westliche Öffnung des Quarrés in der zu dieser Zeit neu errichteten Akzisemauer. Das erste schlichte Pfeilertor ließ Friedrich Wilhelm II. 1789-91 durch einen repräsentativen Neubau von Carl Gotthard Langhans ersetzen. (1) Das Brandenburger Tor, Pariser Platz, ist eines der frühesten Bauwerke des Berliner Klassizismus und die einzige erhaltene Toranlage der Stadt. Es war schon bei seiner Erbauung das bedeutendste Stadttor, durch das man über die vornehmste Straße der Stadt zum Schloss gelangte, und ist inzwischen zu einem Wahrzeichen Berlins geworden. (2)
Die von zwei Flügelbauten eingefasste monumentale Toranlage mit dorischer Ordnung besitzt fünf Durchfahrten, die durch massive Querwände getrennt werden. Vor deren Stirnseiten sind stadtein- und stadtauswärts je sechs Säulen gestellt, die das Gebälk mit einem Metopen-Triglyphenfries tragen. Darüber lagert die Attika, deren mittlerer Teil als Sockel für die bekrönende Quadriga ausgebildet ist. Die ursprünglich als Wache und Steuerhaus genutzten seitlichen Bauten waren mit der Akzisemauer verbunden und wurden nach deren Abbruch 1867-68 von Heinrich Strack mit offenen Säulenhallen zur Tiergartenseite umgestaltet.
Vorbild für das Brandenburger Tor waren die Propyläen, der monumentale Eingang der Akropolis von Athen. Carl Gotthard Langhans hat durch die Nachahmung der griechischen Antike und ihre Verbindung mit heimischen Bautraditionen eine Architekturform geschaffen, die am Beginn des bürgerlichen Zeitalters zum wichtigsten Impuls für die Berliner Architektur wurde.
1789 begonnen, wurde das noch nicht vollendete Tor am 6. August 1791 als "Friedenstor" eröffnet. Das Bildprogramm erinnert an die Leistungen Friedrichs II., der 1786 gestorben war und nach den letztlich siegreichen, aber ruinösen Schlesischen Kriegen das Land wieder aufbauen ließ (Retablissement). Die Quadriga mit der Siegesgöttin von Gottfried Schadow führte Emanuel Jury 1790-93 in Kupfer aus. Unter Schadows Leitung entstand auch das erklärende Attikarelief auf dem Sockel der Quadriga, das einen Triumphzug der Siegesgöttin zeigt, die den Frieden bringt und ein Gefolge aus Personifizierungen der Tugenden wie Freundschaft, Eintracht, Staatsklugheit sowie der verschiedenen Künste und Wissenschaften um sich versammelt hat. Die Reliefs in den Durchgängen zeigen die Taten des Herkules, eine Anspielung auf die Siege und die Wiederaufbauleistungen Friedrichs. Die Darstellungen der Kämpfe von Lapithen und Kentauren auf den Metopen erinnern die Berliner daran, dass sich die tugendhaften Bürger gegen das Laster letztlich durchsetzen. (3) Auch die Skulptur des Kriegsgottes Mars am nördlichen Torhaus, der das Schwert in die Scheide zurückschiebt, weist darauf hin, dass die kriegerischen Handlungen ein Ende haben. Die Göttin Minerva auf der Südseite verkörpert Handwerk und Gewerbefleiß. Dieses Programm ehrt den verstorbenen König, passte aber auch zu der selbstbewussten und aufstrebenden Stadt Berlin, die einen wesentlichen Beitrag zur wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung des Landes leistete.
Zum Schauplatz der Geschichte wurde das Brandenburger Tor erstmals 1806 als Triumphtor für den Einzug Napoleons. Die von ihm als Kriegsbeute vorübergehend nach Paris entführte Quadriga ergänzte Schinkel für die Neuaufstellung nach den Befreiungskriegen 1814 durch ein eisernes Kreuz und einen preußischen Adler. Das Quarré erhielt den Namen Pariser Platz. Die neuen Symbole erhoben das Tor nun zu einem nationalen Denkmal für die siegreiche Beendigung der Befreiungskriege. (4) Seine symbolische Bedeutung als Nationaldenkmal erhielt sich durch alle Höhen und Tiefen der deutschen Geschichte. Es stand unter anderem im Zentrum der Ereignisse bei der Truppenparade 1871 nach dem Ende des Frankreichkrieges oder beim Fackelzug der SA am 30. Januar 1933 anlässlich der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Freiräumung des Pariser Platzes erhielten die nun frei stehenden und eingerückten Außenwände der Torhäuser je eine Säulenreihe vorgestellt. Kein Bild konnte die Teilung der Welt in zwei Machtblöcke besser ausdrücken als das städtebaulich isolierte und durch eine Mauer verschlossene Brandenburger Tor - erst mit seiner Öffnung 1989 war diese Periode endgültig überwunden.
Der Platz auf der Westseite des Brandenburger Tores weist noch die ursprüngliche Halbkreisform auf, die er nach der Anlage des Quarrés erhalten hatte und von der drei Wege in Form eines Patte d'oie in den angrenzenden Tiergarten führten. (5) Zu einer Gestaltung des Platzes kam es erst 1875-76 im Zuge der Errichtung der Siegessäule auf dem Königsplatz und dem Ausbau der Friedensallee (heute Straße des 17. Juni). (6) Die auf die Planung des damaligen Königlichen Gartendirektors und Direktors des Großen Tiergartens, Eduard Neide, zurückgehende Ausschmückung mit Springbrunnen und die 1903 von Ernst von Ihne geschaffenen Denkmalanlagen in neobarocker Form wurden im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und später abgeräumt. Mit dem Mauerbau 1961 wurde der Platz in den Grenzstreifen einbezogen, heute wird er zur Tiergartenseite hin wieder halbkreisförmig von Linden gefasst.
(1) Zum Konzept zur Verschönerung der Residenzstadt 1785 gehörten die neuerbauten Toranlagen: 1781-88 das Rosenthaler Tor von Georg Christian Unger, 1788 das Hamburger Tor, vermutlich von Unger, 1788 das Oranienburger Tor von Karl von Gontard, Brückenkolonnaden wie die Königs- und Mohrenkolonnaden.
(2) Eine umfassende Monographie zum Brandenburger Tor vgl. Brandenburger Tor 1791-1991. Siehe auch Demps 1991.
(3) Zum Skulpturenprogramm des Brandenburger Tores vgl. Ulferts 1991; Bloch 1979, S. 180-182. Erhaltene Originalteile sind heute in der Skulpturenabteilung der Staatlichen Museen, Reste der Quadriga im Märkischen Museum, vgl. Dehio 2000, S. 32.
(4) Bei der Restaurierung 1992 wurde das 1958 herausgesägte Panier mit Eisernem Kreuz und Preußischem Adler wieder eingefügt.Vgl. Schadow 1995, S. 78-79.
(5) Vgl. Plan von 1765 in: Wendland 1993, S. 38-39.
(6) Entwürfe Lennés und Schinkels in: Wendland 1993, S. 130, 134. Vermutlich nach Plänen des Gartendirektors Eduard Neide wurden 1875-76 zwischen den einmündenden Alleen vier heckenumsäumte, halbrunde Nischen mit Springbrunnen angelegt, vgl. Wendland 1993, S. 202.
Literatur:
- Bau- und Kunstdenkmale Berlin I, Berlin 1983 / Seite 184 ff.
- Krecker/ Die Instandsetzung des Brandenburger Tores Berlin 1926-27 in
Denkmalpflege und Heimatschutz 31 (1929) 1 / Seite 1-7 - Demps, Brandenburger Tor, 1991 / Seite 196 (Aktenverzeichnis)
- Topographie Mitte/Mitte, 2003 / Seite 288 f.
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Juliane Stamm
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