Denkmaldatenbank

Gendarmenmarkt, Hausvogteiplatz

Obj.-Dok.-Nr. 09065014
Bezirk Mitte
Ortsteil Mitte
Adressen Gendarmenmarkt 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7

Behrenstraße 32, 33

Charlottenstraße 33, 33A, 52, 53, 54, 55, 56, 60

Französische Straße
24, 24, 27, 27A, 27B, 27C, 27D, 28, 29, 30, 32, 33, 33A, 33B, 33C, 40, 42, 43, 44

Hausvogteiplatz 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 12, 13

Jägerstraße
20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 31, 32, 33, 43, 44, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60

Jerusalemer Straße 12

Kronenstraße 48

Markgrafenstraße 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 46

Mohrenstraße 20, 21, 30, 37, 39, 40, 41, 42, 45

Niederwallstraße 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 39

Oberwallstraße 6, 7, 9

Taubenstraße
19, 20, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 30A, 31, 32, 33
Denkmalart Ensemble
Sachbegriff Platzanlage

Das Ensemble Gendarmenmarkt umfasst nicht nur den eigentlichen Platz und seine historischen Bauten, sondern auch die Baudenkmale in den unmittelbar angrenzenden Quartieren rund um Gendarmenmarkt und Hausvogteiplatz. Einige wenige Wohnbauten, vor allem aber Büro- und Geschäftshäuser entstammen der ehemaligen Geschäftsstadt des kaiserzeitlichen Berlins.

Im geometrischen Straßenraster der 1688 neu angelegten Friedrichstadt blieben drei Quartiere, die den zentralen Platz der Stadterweiterung bilden sollten, zunächst unbebaut. Der Hauptmarkt der Friedrichstadt, umschlossen von Markgrafen-, Französischer, Charlotten- und Mohrenstraße, wurde ursprünglich Esplanade, Lindenmarkt oder Mittelmarkt genannt. Die Bezeichnung Gendarmenmarkt leitet sich von dem seit 1732 hier angesiedelten Kürassierregiment der Gens d'armes ab. (1) Gleichzeitig mit der Anlage des regelmäßigen Platzes hatte König Friedrich I. seit 1700 den Bau der Deutschen und Französischen Kirche als gleichartige kuppelüberdeckte Baukörper veranlasst. Die Größe des Platzes ermöglichte den weiteren Ausbau durch Friedrich II. Er ließ durch den Architekten Karl von Gontard zwei Turmbauten als städtebauliche Akzente hinzufügen. Zusammen mit Schinkels Schauspielhaus bilden sie das monumentale Zentrum der Friedrichstadt. Noch um die Mitte des 19. Jahrhunderts war die Platzumbauung von barocken Bauten geprägt. In den folgenden Jahrzehnten wurden sie meist durch vornehme Geschäftshäuser wie die noch bestehenden Bauten der Preußischen Seehandlung oder der Berliner Handelsgesellschaft ersetzt.

Das Schauspielhaus sowie der Deutsche und Französische Dom brannten im Zweiten Weltkrieg bis auf die Umfassungsmauern aus. Durch ihren Wiederaufbau 1976-93 und die Lückenschließungen in der Randbebauung 1985-96 konnte eine eindrucksvolle Platzanlage zurückgewonnen beziehungsweise neu geschaffen werden. Schon die Baumaßnahmen in den 1980er Jahren zeigten das Bemühen, eine der Bedeutung des Standortes angemessene Gestaltung zu finden. Die meist in Stahlskelettbauweise mit vorgehängter Fassade errichteten Gebäude wurden mit farbigen Mosaikinkrustationen oder Rundbogenarkaden aus materialsichtigem Betonwerkstein und historisierenden Bauelementen verfeinert.

Eine erste gärtnerische Gestaltung des Platzes erfolgte 1871 im Zusammenhang mit der Aufstellung des Schiller-Denkmals vor dem Schauspielhaus. Die seitlichen Platzdrittel dienten noch bis 1886 als Marktflächen. 1893-94 schuf der Stadtgartendirektor Hermann Mächtig einen Schmuckplatz mit reichen Blumenbepflanzungen, Pflasterornamenten und Springbrunnen. Zur Olympiade 1936 wurden vor dem Schauspielhaus die Vegetationsflächen und das Schiller-Denkmal beseitigt und eine einheitliche gerasterte Fläche angelegt, die fortan als Aufmarsch- und Parkplatz diente. Wichtigste Elemente der Umgestaltung seit 1984 waren die Aufhebung der Dreiteilung des Platzes durch Sperrung von Jäger- und Taubenstraße und die Erhöhung des Platzniveaus um zwei bis drei Stufen. An den Kirchen fügte man kleinkronige Kugelahorne in das großformatige, den ganzen Platz überziehende Raster aus verschiedenen Pflastermaterialien ein. Vor dem Schauspielhaus wurde 1989 das Schiller-Denkmal wieder aufgestellt. Bis 1996 erhielt das Teilstück des Platzes am Deutschen Dom nach gartenarchäologischen Grabungen die aufgefundenen Formen von Hermann Mächtig wieder zurück.


(1) 1950 wurde der Gendarmenmarkt in "Platz der Akademie" umbenannt, da die Akademie der Wissenschaften der DDR dort angesiedelt war, 1991 erfolgte die Rückbenennung in Gendarmenmarkt.

(...)

Die Oberwallstraße mündet in den Hausvogteiplatz. Dieser wurde anfänglich Schinkenplatz, später Jerusalemer Platz genannt und erhielt seine heutige Bezeichnung, nachdem 1750 die Hausvogtei, das Hofgericht, in ein Gebäude des Jägerhofs an der Oberwall- und Niederwallstraße verlegt wurde. Die unregelmäßige Form des Hausvogteiplatzes und die Führung der Ober- und Niederwallstraße zeigen noch heute Lage und Umriss der "Jägerbastion", der Bastion III der Memhardtschen Stadtbefestigung. Hier trafen die ehemaligen Befestigungsanlagen auf das barocke Blockraster der Friedrichstadt. Mit Abbruch der Wallanlagen seit 1730 wurde der Platz nach und nach bebaut. Erhalten blieb bis Mitte des 19. Jahrhunderts der Festungsgraben; Brücken stellten die Verbindung zwischen den Stadtteilen Friedrichswerder und Friedrichsstadt her. Die städtebauliche Entwicklung des Viertels um den Hausvogteiplatz am Ende des 19. Jahrhunderts zu einem weltbekannten Konfektionsviertel mit großer wirtschaftlicher Bedeutung für Berlin dokumentieren die erhaltenen Geschäftshäuser.

Literatur:

  • Bau- und Kunstdenkmale Berlin I, Berlin 1983 / Seite 212 ff.
  • Topographie Mitte, 2003 / Seite 319 f., 331
  • Goralczyk, Peter: Der Platz der Akademie, Berlin 1987 / Seite .
  • Behr, Adalbert: Bauen in Berlin 1973-1987, Leipzig 1987 / Seite 85-90
  • Dremps, Laurenz: Der schönste Platz Berlins - Der Gendarmenmarkt in Geschichte und Gegegenwart, Berlin 1993 / Seite 9
  • Korn, Roland; Weise, Klaus: Berlin - Bauten unserer Tage, Berlin 1985 / Seite 6
  • Hagen, Ursula: ...das Schauspielhaus in der Mitte, in: Neues Deutschland, 4./5. April 1987 / Seite 8
  • Mugay, Peter: Riesige Greifen vor Grünauer Schmiede, in: Neue Zeit, Nr. 81, 03. April 1976 / Seite 3
  • Mugay, Peter: Hugenotten brachten Wohlstand und milderten die rauhen Sitten, in: Neue Zeit, Nr. 77, 02. April 1983
  • Schulz, Gerhard: Blick auf den Platz der Akademie, in: Berliner Zeitung, Nr. 114, 13. Mai 1976

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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