Denkmaldatenbank
Hafen Tempelhof
09055129,T | |
Bezirk | Tempelhof-Schöneberg |
Ortsteil | Tempelhof |
Adressen | Tempelhofer Damm 227, 229, 231, 233, 235 |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Hafen |
Datierung | 1901-1906 |
Entwurf | Havestadt, Christian & Contag, Max (Architekt) |
Das Tempelhofer Industriegebiet, das sich zu beiden Seiten des Teltowkanals erstreckt, beginnt westlich des Tempelhofer und Mariendorfer Damms. Der Hafen Tempelhof mit dem Lagerhaus, Tempelhofer Damm 227/235, bildete den Hauptumschlagplatz für den Güterverkehr im Süden Berlins. Das rechteckige, von Kaimauern eingefasste Wasserbecken wurde 1901-06 zusammen mit dem Teltowkanal angelegt. Über die schmale Einfahrt führte ursprünglich eine Leinpfadbrücke mit dem Gleis der Treidellokomotive, die vom Ufer aus die Schiffe durch den Kanal zog. Im größten Hafen des Teltowkanals konnten gleichzeitig zehn bis zwölf Kähne entladen werden. Die Westseite war für den Umschlag von Baustoffen ausgelegt. Der Hafen war eine Schnittstelle für den Warenumschlag zwischen Schiff und Eisenbahn, denn es bestand Gleisanschluss an die Ringbahn und die Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn. 1962 wurde die Hafeneinfahrt verbreitert, um den Schiffen das Wenden zu erleichtern, denn der westliche Teil des Teltowkanals auf DDR-Gebiet war für den Schiffsverkehr gesperrt.
Um dem Speichermangel abzuhelfen, der zur Jahrhundertwende in Berlin herrschte, und um den Kanalverkehr zu beleben, beschloss der Kreis Teltow, am Tempelhofer Hafen ein eigenes Lagerhaus zu betreiben. Der Standort in Tempelhof wurde ausgewählt, weil der Teltowkanal hier am nächsten an die Berliner Innenstadt heranreicht. Das 1906-08 von Havestadt & Contag unter Mitwirkung von Oberingenieur Wiig, Architekt Schmidt und Ingenieur Braun an der Nordseite des Hafens errichtete Lagerhaus mit einer Aufnahmefähigkeit von 14.000 t diente als Speicher für Stückgut, Getreide und unverzollte Waren. (1) Die tragende Konstruktion besteht aus Eisenbeton. (2) Das Lagerhaus wurde funktional angelegt und mit modernster Technik ausgestattet, erhielt aber eine Umhüllung, mit der es wie ein jahrhundertealtes Gebäude wirkt. Der Sockel aus Tuffstein und Basaltlava, die verputzten Wandflächen, die beiden Fachwerkgiebel und das steile Mansarddach erinnern an Fachwerkspeicher des 18. Jahrhunderts. An der Rückseite ist eine überdachte Laderampe ausgebildet, an der Hafenseite verläuft ein Eisenbahngleis. Das Löschen der Waren vom Schiff zum Waggon und umgekehrt übernahmen vier halbhüftige Portalkräne, die erhalten, aber nicht mehr in Betrieb sind. Eine Laufschiene der Kranbahn ruht auf einer Auskragung an der Längswand des Lagerhauses, die andere Laufschiene ist auf der Kaimauer befestigt. Mit einem Schiffsbecherwerk konnte Schüttgut entladen werden. Über Lastenaufzüge, Becherwerke und Bandförderanlagen wurden die Waren im Speicher verteilt. Der Mitteltrakt zwischen den beiden Giebelachsen enthielt die Becherwerke für die Getreideförderung. Daher ist in diesem Bereich das Dach über die seitlichen Dachabschnitte hinausgeführt. Der Speicher besaß ein technisch ausgeklügeltes automatisches Getreideverteilungssystem: Die Becherwerke hoben das Getreide bis zum vierten Geschoss, von wo es auf eine selbsttätige Waage im dritten Geschoss fiel. Im zweiten Geschoss durchlief das Getreide eine Reinigungsmaschine, um dann durch schräge Fallrohre in den Keller zu gelangen. Von dort brachten die beiden Hauptbecherwerke das Korn bis unter das Dach, wo es durch Trichter auf die im Dachgeschoss angeordneten Bandförderanlagen fiel, welche die waagerechte Verteilung besorgten. (3) Das Lagerhaus am Teltowkanal wurde 1945 beschädigt und 1951 wieder aufgebaut. Heute steht das Gebäude größtenteils leer.
(1) Wiig: Der Teltowkanalspeicher am Tempelhofer Hafen, in: Zeitschrift für Bauwesen 58 (1908), Spalte 649-674; [Speicher am Tempelhofer Hafen], in: Berliner Architekturwelt 11 (1909), S. 93-94; Meyer, Martin: Eisenbeton. Die ästhetische Durchbildung der Betonbauwerke, in: Der Profanbau 6 (1910), S. 57, 59-60; Buhle, M.: Getreidespeicher, in: Der Industriebau 12 (1921), S. 79-80; Adler, Leonhard: Die Schiffahrtsstraßen und Hafenanlagen Berlins, in: Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins 75 (1923), S. 336; BusB X B (2), S. 234-235; Tempelhof - Bauten, Straßen, Plätze 1992, S. 42-43; Köhler 2000, S. 43-44.
(2) Die tragende Konstruktion besteht aus Eisenbeton, die Unterzüge der Decken sind durch Bulbeisen verstärkt. Das Dach wird von einem Holzdachstuhl getragen.
(3) Alle Maschinen und Getreidefördergeräte sind demontiert. Die Schüttlöcher und Klappen sind teilweise noch vorhanden, aber verschlossen.
Literatur:
- Topographie Tempelhof, 2007 / Seite 137f.
Teilobjekt Lagergebäude
Teil-Nr. | 09055129,T,001 |
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Sachbegriff | Lagergebäude |
Baubeginn | 1906 |
Entwurf | Havestadt und Contag (Königlicher Baurat) |
Ausführung | Held und Francke AG (Bauunternehmen) |
Bauherr | Teltowkanal-Bauverwaltung Wilmersdorf |
Literatur:
- BusB X B 2 1984 / Seite 234-235, Abb. 300-303, 268
- Havestadt und Contag in
Berliner Architekturwelt 11 (1909) / Seite 93f., Abb. 96-97 - Wiig, Teltowkanalspeicher am Tempelhofer Hafen in
Zeitschrift für Bauwesen 58 (1908) / Seite Spalten 649-674 - Mayer, Martin/ Die ästhetische Durchbildung der Betonbauwerke in
Der Profanbau 6 (1910) 2 / Seite 52 & 59-60 () - Buhle, M./ Getreidespeicher in
Der Industriebau 12 (1921) / Seite 79-80 - Kaufmann, G., Die Bulbeisendecke in
Der Profanbau 7 (1911) 18 / Seite 529-531 - Marquart, Wasserstraßen, Wasserkräfte und Industrieanlagen in
Bautechnik 1 (1923) / Seite 390 - Havestadt und Contag in
Deutsche Bauhütte 16 (1912) 8 / Seite Der Betonbau, S. 8
Teilobjekt Hafen
Teil-Nr. | 09055129,T,002 |
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Sachbegriff | Hafen |
Kontakt
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