Denkmaldatenbank
Norddeutsche Kühlerfabrik
09055111 | |
Bezirk | Tempelhof-Schöneberg |
Ortsteil | Tempelhof |
Adressen | Oberlandstraße 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Verwaltungsgebäude & Fabrikgebäude |
Entwurf | 1918 |
Datierung | 1919 |
Umbau | 1964 |
Entwurf & Ausführung | Krämer, Jean (Architekt) |
Bauherr | Industriebau AG (Bauunternehmen) |
Nördlich der Teilestraße und der Stadtautobahn reicht das Industriegebiet bis an die Ringbahn und den Flughafen Tempelhof heran. Die Grundstücke in diesem Bereich verfügen über keinen Zugang zum Teltowkanal, sie werden durch die Oberlandstraße erschlossen, die aus der Germaniastraße hervorgeht und parallel zur Ringbahn verläuft. Die Bebauung setzte vor dem Ersten Weltkrieg ein. Einen hohen künstlerischen Wert besitzt die 1918-19 erbaute Norddeutsche Kühlerfabrik an der Oberlandstraße 52-65, in der Kühler für Flugzeug- und Automobilmotoren hergestellt wurden. (1) Es handelt sich um das erste Werk, das Jean Krämer, bis 1918 Büroleiter bei Peter Behrens, als selbstständiger Architekt ausführte. Die architektonische Gestaltung ist noch stark von Peter Behrens beeinflusst. Das lang gestreckte, zweigeschossige Gebäude mit Souterrain besteht aus dem fünfachsigen Verwaltungstrakt und dem unmittelbar anschließenden Produktionsflügel, die durch eine monumentale, straffe Fassadenausbildung mit hervortretenden Mauerpfeilern und einem durchlaufenden Gebälk zu einer Einheit zusammengefügt sind. Um eine Aufstockung des Gebäudes zu ermöglichen, die aber niemals ausgeführt wurde, bildete Jean Krämer ein tragendes Stahlskelett aus, das außen mit roten Klinkern umkleidet wurde. Dass der linke Gebäudetrakt die Verwaltung aufnahm, sieht man an der Attika, dem imposanten, mit Kalkstein eingefassten Haupteingang und den dreigeteilten Fenstern. Das Bauwerk überzeugt durch seine sorgfältig gestalteten Details. Dazu gehören die kunstvoll geschmiedeten Schutzgitter vor den Souterrainfenstern und die Fensterpfeiler, die über zwei Geschosse durchlaufen und dabei die Fensterbrüstungen in einzelne Felder unterteilen. Die beeindruckende neoklassizistische Ausstattung des Verwaltungstrakts ist vollständig erhalten geblieben. Der Eingangsbereich und die Treppenhalle sind mit kannelierten ionischen Pilastern aus dunkel gebeiztem Holz, die sich kontrastreich von gerahmten Wandfeldern abheben, und einer kräftig gegliederten Kassettendecke repräsentativ ausgestaltet. Hinter einer Pfeilerstellung öffnet sich der Treppenaufgang zum Obergeschoss. Pilastergliederung, Decke und Marmorboden sind einem strengen Raster unterworfen. Das Gebäude wurde 1932 von der Chemischen Fabrik Albert Mendel AG übernommen, aus der später die Chemische Fabrik Tempelhof Preuß & Temmler hervorging. Im Zweiten Weltkrieg wurden drei Achsen des Produktionsflügels zerstört. Die Chemische Fabrik Tempelhof stellte medizinische Präparate her und betrieb einen Arzneimittelversand. 1992 musste die Produktion eingestellt werden. Heute beherbergt das Gebäude kleinere Gewerbebetriebe.
(1) Lassen, Heinz: Das Verwaltungsgebäude eines industriellen Großbetriebes, in: Innen-Dekoration 34 (1923), S. 284, 286-288; Osborn, Max: Jean Krämer, in: Neue Baukunst 2 (1926), Heft 18, S. 1-3, 37-45; Osborn, Max: Jean Krämer (= Neue Werkkunst), Berlin, Leipzig, Wien 1927, Tafeln 10-12; Hildebrandt/Lemburg/Wewel 1988, S. 82-83; Tempelhof und seine Industrie 2000, S. 55-58, 185-186; Dehio Berlin 2000, S. 414.
Literatur:
- Hildebrand, Lemburg, Wewel/ Historische Bauwerke, 1988 / Seite 82-83
- Topographie Tempelhof, 2007 / Seite 148f.
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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