Denkmaldatenbank
Schwerbelastungskörper
09055087 | |
Bezirk | Tempelhof-Schöneberg |
Ortsteil | Tempelhof |
Adressen | General-Pape-Straße 100 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Versuchsarchitektur |
Datierung | 1941-1942 |
Ausführung | Dyckerhoff und Widmann (Bauunternehmen) |
Bauherr | Generalbauinspektion für die Reichshauptstadt (GBI) |
Am nördlichen Ende der General-Pape-Straße, nahe der Kolonnenbrücke, erinnert ein riesiger Betonblock an die gigantomanischen Planungen Albert Speers zur Umgestaltung Berlins. (1) Im Auftrag der nationalsozialistischen Machthaber entwarf Albert Speer, seit 1937 Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt, die gewaltige Nord-Süd-Achse, an der die wichtigen politischen, militärischen und wirtschaftlichen Einrichtungen der deutschen Hauptstadt konzentriert werden sollten. Mit dem 1941/42 ausgeführten Großbelastungskörper sollte die Tragfähigkeit des Untergrunds für die Monumentalbauten der Nord-Süd-Achse, insbesondere für den Triumphbogen untersucht werden. Albert Speer hatte den Triumphbogen, unter Verwendung einer Skizze Adolf Hitlers aus den 1920er Jahren, als Gegenstück zur Großen Halle konzipiert. Die Planung war 1936/37 beendet. Der Triumphbogen, gedacht als Ehrenmal für die Toten des Ersten Weltkriegs, sollte 117 Meter hoch werden und den Platz an der Kreuzung der Nord-Süd-Achse mit der zum Flughafen Tempelhof führenden Querachse betonen.
Um das Setzungsverhalten des Bodens einschätzen zu können, wurde eine aufwendige Versuchsanlage aufgebaut. In der Nähe des geplanten Standorts ließ die mit den Bodenuntersuchungen beauftragte Deutsche Gesellschaft für Bodenmechanik (Degebo) den 12.650 Tonnen schweren Großbelastungskörper aufstellen. Die Herstellung des Belastungskörpers übernahm die Firma Dyckerhoff & Widmann. Er besteht aus einem bis zur Gründungstiefe von 18,2 Meter auf eine Mergelschicht reichenden Betonzylinder von 13 Metern Durchmesser, der einen zylindrischen Belastungskörper mit Messkammern und den Messgeräten aufnahm. Über der Erdoberfläche wurde darauf ein fünf Meter auskragender Belastungskopf mit einer Gesamthöhe von 14 Metern aufgesetzt. Bis zum 1. Juni 1944 nutzte die Degebo den Großbelastungskörper für Belastungsmessungen, doch die Auswertung wurde erst 1948 vorgenommen, als lange feststand, dass Hitlers Triumphbogen nie gebaut werden würde. Ergebnis der Untersuchung war, dass der Grund der Belastung durch den Triumphbogen nicht in der gewünschten Stabilität standgehalten hätte und weitere Verdichtungsmaßnahmen notwendig gewesen wären. Die Degewo führte auf dem Gelände noch bis 1977 Belastungsmessungen durch. Der Großbelastungskörper ist der einzige gebaute Rest, der im geplanten Verlauf der Nord-Süd-Achse auf die megalomanischen Absichten der nationalsozialistischen Stadtplanung hinweist.
1) Dehio Berlin 2006, S. 514; Donath 2004, S. 174-175; Der Schwerbelastungskörper. Das mysteriöse Erbe der Reichshauptstadt, hrsg. v. Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg von Berlin, Berlin 2005.
Literatur:
- Reichardt/ Schäche: Von Berlin nach Germania, 1985 / Seite 61
- Topographie Tempelhof, 2007 / Seite 95f.
- Verloren - gefährdet - geschützt, Berlin 1988 / Seite 137
- Weihsmann, Helmut: Bauen untern Hakenkreuz. Architektur des Untergangs, Wien, 1998 / Seite 278
- Dehio, Berlin, 2000 / Seite 415
- Lorenz, Werner; May, Roland; Staroste, Hubert: Ingenieurbauführer Berlin, Petersberg 2020 / Seite 320f.
- BA Tempelhof-Schöneberg (Hrsg.): Der Schwerbelastungskörper. Mysteriöses Erbe der Reichshauptstadt, Berlin 2015
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