Denkmaldatenbank

Ensemble Tierärztliche Hochschule

Obj.-Dok.-Nr. 09055029
Bezirk Mitte
Ortsteil Mitte
Adressen Luisenstraße 56

Hannoversche Straße 23, 25, 26, 27, 28

Philippstraße 12, 13
Denkmalart Ensemble
Sachbegriff Bauwerksensemble

Auf dem ausgedehnten Parkgelände östlich der Luisenstraße 56 (Liste Nr. 18) zwischen Hannoverscher Straße und Philippstraße sowie den rückwärtigen Grundstücksgrenzen der Friedrich-, Reinhardt- und Schumannstraße besteht seit über zweihundert Jahren die Königliche Tierarzneischule Berlin beziehungsweise ihre Nachfolgeorganisationen mit ihrem im Laufe der Jahre gewachsenen Bestand an Forschungs-, Unterrichts- und Stallgebäuden. (1)

Bereits seit 1767 bestand der Plan, in Berlin eine École vétérinaire zu gründen. Erst im Jahre 1787, als König Friedrich Wilhelm II. den Oberstallmeister Graf von Lindenau mit der Einrichtung einer Tierarzneischule für die preußische Kavallerie beauftragte, konnte das Vorhaben verwirklicht werden. Für die Anlage der Schule wurde der Gräflich-Reußsche Garten angekauft, der damals als einer der schönsten Gärten in Berlin galt. Auf diesem Grundstück ließ Friedrich Wilhelm II. nach den Plänen des Oberbaudirektors Carl Gotthard Langhans die notwendigen Bauten für die "Vieh Arzney Schule" errichten. Auf dem westlichen Gartengelände erbaute Langhans 1790 das noch bestehende Anatomiegebäude, auf der östlichen Pankeseite, dem späteren Klinikhof zwischen Panke, Hannoverschen und Philippstraße, entstanden die Wirtschafts- und Stallgebäude sowie das Wohn- und Lehrgebäude. Die Schule wurde am 1. Juni 1790 eröffnet.

In der Gründungsperiode hatte man die von der Panke durchzogene, barocke Gartenanlage mit ihrem regelmäßigen Wegesystem weitgehend belassen und die notwendigen Koppeln anstelle der Parterres und Boskettzonen angelegt. Mit dem Bau des neuen Lehr- und Wohngebäudes von Ludwig Ferdinand Hesse zwischen 1838 und 1840 an der Luisenstraße wurde auch der Park im Sinne neuerer ästhetischer Vorstellungen in einen Landschaftspark umgewandelt.

Die Entwicklung von Lehre und Forschung, besonders die Aufwertung der Schule zur Tierärztlichen Hochschule im Jahre 1887 erforderten den Bau weiterer Klinik-, Forschungs- und Wirtschaftsbauten. Die neuen Institutsbauten haben den ursprünglich weiträumigen Charakter der Gartenanlage immer weiter eingeengt und beeinträchtigt. Um 1900 war die städtebauliche Entwicklung in diesem Bereich jedoch abgeschlossen. Nach den zum Teil erheblichen Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges begann 1946 der Wiederaufbau. Die Bebauungsstruktur sowie der Gartengrundriss blieben jedoch weitgehend bestehen. Entscheidende Auswirkungen auf die Grünanlage hatte die Umleitung der Panke. Sie wurde vom Bezirk Wedding kommend durch Rohre direkt in die Spree geleitet, wodurch der gesamte Südabschnitt trockenfiel. Im Bereich der Veterinärmedizinischen Fakultät ist das Flussbett noch erhalten geblieben und wieder revitalisiert worden.


(1) Vgl. Bau- und Kunstdenkmale in der DDR I, S. 319-321; BusB 1896, Bd. II, S. 280-281; Schütz 1890; 175 Jahre Veterinärmedizinische Fakultät Berlin. 1790-1965, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der HU Berlin, Sonderband 1965.

Literatur:

  • Wendland/ Berlins Gärten und Parke, 1979 / Seite S.262 ff.
  • Nicolai, Residenzstädte, 1769 / Seite Bd. 2, S.701
  • Hesse, L. F./ Die Thierarzneischule in Berlin, Allgemeine Bauzeitung 8 (1843) / Seite S. 21-26
  • Topographie Mitte/Mitte, 2003 / Seite 612-620

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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