Denkmaldatenbank

Siedlung Buch

Obj.-Dok.-Nr. 09050604
Bezirk Pankow
Ortsteil Buch
Adressen Siedlungsstraße
1, 2, 4, 6, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 24, 26, 28, 30, 32, 34, 36, 38, 40, 44, 46, 47, 48

Lindenberger Weg 16, 18, 20, 22

Karower Chaussee 21, 23
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Reihenhaus & Siedlung
Entwurf 1919
Datierung 1921-1922
Entwurf Hoffmann, Ludwig
Bauherr Stadt Berlin

Westlich des Klinikgeländes liegt die einzige Wohnsiedlung, die Ludwig Hoffmann gebaut hat und die eines der frühesten Beispiele kommunal geförderten Wohnungsbaus unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg darstellt. (1) Bei der 1919-22 errichteten Städtischen Siedlung Buch, Siedlungsstraße 1, 2/8, 9-48 mit mehr als 50 Reihen- und Doppelhäusern sowie Ställen und Nutzgärten zur Selbstversorgung folgte Hoffmann den um die Jahrhundertwende in England entwickelten wohn- und lebensreformerischen Konzepten der Gartenstadtbewegung. (2) Darüber hinaus gestaltete er die auf einem spitz zulaufenden Grundstück zwischen Karower Chaussee und Lindenberger Weg gelegene Kleinhaussiedlung als geschlossene Anlage in einer heimatverbundenen Architektursprache und verlieh ihr damit einen ländlich-malerischen Charakter. Mit typisierten Grundrissen und Bauelementen schuf er jedoch zugleich ein frühes Zeugnis für die Rationalisierung des Bauens, das weitgehend in seiner originalen Bausubstanz erhalten ist. (3)

Zu den typischen gartenstädtischen Elementen, wie sie vor allem in den Wohnsiedlungen aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und der Frühzeit der Weimarer Republik zu finden sind, gehören in Buch die großen Siedlungsgärten mit Kleinviehställen sowie eine durch die platzartige Erweiterung der Straße geschaffene Gemeinschaftsfläche. Die Architektur der eingeschossigen verputzten Häuser mit neobarocken Elementen - hohe Mansarddächer mit roter Biberschwanz-Deckung, breite Zwerchhäuser, Frontgiebel und Schleppgauben sowie Sprossenfenster mit Klappläden und Haustüren mit gekreuzten Fenstersprossen - orientierte Hoffmann sowohl an süddeutschen Vorbildern wie auch an den von Paul Mebes propagierten Bauten der Zeit um 1800. (4) Deren schlichte und bodenständige Formen erzeugen eine behagliche Atmosphäre, wie sie bis weit in die 1920er Jahre im Wohnhausbau populär war. Die Kleinwohnungen in den Doppel- und Reihenhäusern, die in der Mehrzahl zwei bis drei, einige wenige vier und fünf Zimmer haben, sind in vier Haustypen angeordnet. Entlang der mittigen, als Sackgasse angelegten Siedlungsstraße reihen sich die Hausgruppen nach einem strengen System. Jeweils gleiche Haustypen stehen sich gegenüber, je ein Doppelwohnhaus mit breitem Dreiecksgiebel schließt als Point de vue die beiden Enden der Straße ab.


(1) Die Wohnungsnot in Berlin und seinen Vororten war nach dem Ersten Weltkrieg rapide angestiegen. 1919 fehlten etwa 100.000-130.000 Wohnungen, vor allem Kleinwohnungen. 1918 wurde der "Wohnungsverband Groß-Berlin" gegründet, der den Wohnungsbau mit Baukostenzuschüssen förderte. Vgl. Geschichte der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft in Berlin. Hg. vom Verband Berliner Wohnungsbaugenossenschaften und -gesellschaften e.V. Berlin 1957, S. 88. Auch die Bucher Siedlung wurde mit 2,5 Millionen Mark von der Stadt Berlin mitfinanziert. Sie war ursprünglich für Kriegsbeschädigte geplant, wurde jedoch später überwiegend von Ärzten, Beamten und Angestellten der Bucher Krankenhausanlagen bezogen. Vgl. Deutsche Bauzeitung 53 (1919), S. 516.

(2) Ebenezer Howard beschrieb in seinen beiden Büchern, "To-Morrow: A Peaceful Path to Real Reform" (1898) und "Garden Cities of Tomorrow" (1902) seine Vorstellungen von einer idealen Siedlung, einer autarken Stadt im Grünen. Bereits 1902 wurde in Berlin die deutsche Gartenstadtgesellschaft gegründet, ab 1909 entstanden in Dresden-Hellerau und in Essen-Margaretenhöhe die ersten Siedlungen, die insbesondere den Zielen der Lage im Grünen und der Selbstversorgung folgten.

(3) Von den 56 Reihenhäusern sind noch 51 erhalten. Die Häuser Siedlungsstraße 3, 5 und 7 wurden im Krieg zerstört, das Doppelwohnhaus Karower Chaussee 25 für den Bau einer Kaufhalle um 1975 abgerissen, die Haushälfte Karower Chaussee 23 durch Ladeneinbau verändert. Vgl. Deutsche Bauzeitung 53 (1919), S. 516; Viergutz 1989, S. 79-80; Städtische Siedlung Buch. Information für die Bewohner der Siedlung. Hg. v. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz u. Bezirksamt Pankow (unveröff. Broschüre). Berlin (o. J. ); Döhl 2004, S. 363.

(4) Mebes, Paul: Um 1800. Architektur und Handwerk im letzten Jahrhundert ihrer traditionellen Entwicklung. München 1908.

Literatur:

  • Viergutz, Volker, Bauten von Ludwig Hoffmann in Berlin-Buch Gemeindeblatt der Stadt Berlin, 1919 / Seite S. 381 und 410
  • Gemeindeblatt der Stadt Berlin, 1921 / Seite S. 86
  • Topographie Buch, 2010 / Seite 104

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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