Denkmaldatenbank

Kornversuchsspeicher

Obj.-Dok.-Nr. 09050425
Bezirk Mitte
Ortsteil Moabit
Adressen Hedwig-Porschütz-Straße 20
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Speicher
Datierung 1897-1898
Umbau um 1915
Ausführung Streubel, R. (Baufirma)
Bauherr Landwirtschaftliche Hauptgenossenschaft

Östlich der Kieler Brücke erweitert sich der Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal zu dem länglichen Becken des Nordhafens. Auf dem brachliegenden Gelände des früheren Hamburg-Lehrter Güterbahnhofs am Südufer des Kanals, Hedwig-Poschütz-Straße 20, steht ein technikgeschichtlich bemerkenswerter sechsgeschossiger roter Backsteinbau. Das kastenförmige Gebäude mit flachem Wirtschaftsanbau wurde 1897-98 von der Baufirma Hermann Streubel als Kornversuchsspeicher errichtet. (1) Mit dem Standort am Kai des Berlin-Spandauer Schiffahrtskanals bestand eine hervorragende Anbindung an das Wasserstraßennetz und die Eisenbahn. Die Errichtung des Kornhauses, das auch der normalen Lebensmittelversorgung der Großstadt Berlin diente, fällt in die Frühzeit des modernen industriellen Speicherbaus, als es galt, neue, aus den USA kommende Lagermethoden zu erproben. Zweck des Kornversuchsspeichers war die wissenschaftliche Untersuchung der Getreidelagerung, die vergleichende Bewertung der Silo- und Schüttbodenspeicherung und die Erprobung moderner Maschinentechnik. (2) Das Gebäude, das zunächst dem Institut für Gärungsgewerbe, später der Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung in Berlin-Wedding angegliedert war, verfügte über fünf Schüttböden und vier Silos mit einem Gesamtfassungsvermögen von 1.130 t Getreide. (3) Die Technik der Schüttbodenspeicherung wurde in diesem Gebäude optimiert. Um den Hohlraum des Speichers besser ausnutzen zu können, wurde das Getreide nicht in flachen Beeten geschüttet, sondern zwischen Bretterwänden aufbewahrt, sodass auch kleinere Getreideposten getrennt gelagert werden konnten. Während der ältere Kornversuchsspeicher eine herkömmliche Konstruktion mit hölzernen Stützen aufweist, wird der 1915 erbaute gleich hohe Erweiterungstrakt von einem modernen Eisenbetonskelett getragen. Das sichtbare Betonraster hebt sich deutlich vom unverputzten Füllmauerwerk ab.


(1) Bork: Versuchs-Kornhaus auf dem Hamburger Bahnhofe in Berlin. In: Zeitschrift für Bauwesen (49) 1899, Sp. 237-250; Handbuch der Architektur. Vierter Teil. Entwerfen, Anlage und Einrichtung der Gebäude. 3. Halbband. Gebäude für die Zwecke der Landwirtschaft und der Lebensmittel-Versorgung. Heft 1. Landwirtschaftliche Gebäude und verwandte Anlagen. Leipzig 1913, S. 243-247; Das Versuchskornhaus am Nordhafen zu Berlin. In: Hoffmann, J. Friedrich: Die Getreidespeicher, ihre bautechnische und maschinentechnische Einrichtung wie Fördermaschinen, Lüfter und Luftwerk [...]. Berlin 1916, S. 360-370; Buhle, M: Getreidespeicher. In: Industriebau (12) 1921, S. 80.

(2) Die maschinelle Ausstattung wurde von der Fa. Rudolf Dinglinger in Köthen (Anhalt) geliefert.

(3) Vgl. Institut für Gährungsgewerbe, in: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Berlin. Bezirk Mitte, Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen. Berlin 2003, S. 198.

Literatur:

  • Zeitschrift für Bauwesen 49 (1899) / Seite 238-250
  • Handbuch der Architektur, Bd. 3, T. IV, H. 1, Leipzig 1913 / Seite 243-247
  • Hoffmann, J. F.: Die Getreidespeicher,..., Berlin 1916 / Seite 360-370
  • Katamon Exposé / Seite 309
  • Topographie Mitte/Tiergarten, 2005

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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