Denkmaldatenbank

Mietshaus, Druckerei Potsdamer Straße 91

Obj.-Dok.-Nr. 09050412
Bezirk Mitte
Ortsteil Tiergarten
Adressen Potsdamer Straße 91
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Mietshaus & Druckerei
Entwurf 1845
Datierung 1860-1861
Umbau 1883, 1922
Entwurf & Ausführung Willmann, Johann Daniel (Zimmermeister)
Ausführung Krebs, R.
Bauherr Willmann, Johann Daniel (Zimmermeister)

Das Haus Potsdamer Straße 91 gehört zu den Willmannschen Häusern, für die der Zimmermeister Johann Daniel Willmann bereits in den 1840er Jahren Bauanträge gestellt hatte. (1) Auch hier musste der Baubeginn solange zurückgestellt werden, bis der Verlauf des Landwehrkanals feststand. Erst 1860 begann Johann Daniel Willmann mit dem Bau des viergeschossigen Vorderhauses und des zugehörigen Seitenflügels. Maurermeister J. Friedmann und Zimmermeister Otto Bock übernahmen die Ausführung. Das 1861 fertig gestellte Haus verfügte über Drei- und Vierzimmerwohnungen mit Bad und Innentoilette. Von besonderem Wert ist die gut erhaltene Stuckfassade, die 1883 überformt wurde, aber mit ihrer horizontalen Gliederung noch die spätklassizistische Fassung erkennen lässt. Die Neugestaltung stammt von Ratsmaurermeister R. Krebs. Zusammen mit dem hohen Mansarddach gibt der neue Dekor dem Haus einen Anflug des heiteren französischen Klassizismus. Die Aufwertung der Straßenfassade stand im Zusammenhang mit dem Bau eines Hofgebäudes. Das Berliner Lithographische Institut Julius Moser, das seit 1872 seinen Sitz im verlängerten Seitenflügel hatte, ließ 1882-83 im Hof ein neues Produktionsgebäude errichten. (2) Durchschreitet man die prachtvoll dekorierte Durchfahrt des Vorderhauses, so fällt der Blick, eingeengt von Brandwänden und Seitengebäuden, auf die fünfgeschossige Ziegelfassade des winkelförmigen Druckereigebäudes. Die damalige Bauordnung ließ eine dichte Hofbebauung auf der schmalen, sehr tiefen Parzelle zu. Gegenüber dem älteren Druckereigebäude auf der linken Seite, einem viergeschossigen Putzbau, entstand 1872 ein dreigeschossiges Wohnhaus mit stuckierten Fensterverdachungen, das heute als Hotel genutzt wird. Die Mischnutzung mit dichtgedrängten Wohn- und Gewerbebauten ist ein anschauliches Beispiel für die Verstädterung der Schöneberger Vorstadt nach der Eingemeindung 1861 und nach dem anschließenden gründerzeitlichen Aufschwung.


(1) Das 1860-61 errichtete Gebäude ist das drittälteste erhaltene Haus der Potsdamer Straße im Ortsteil Tiergarten. Neben Nr. 73 (1855-56), Nr. 75 (1857, abgestuckt) und Nr. 97 (1863) ist es das letzte Zeugnis für die ursprüngliche Bebauung der Gegend mit kleinen spätklassizistischen Mietshäusern.

(2) Das Berliner Lithographische Institut Julius Moser hatte sich auf geographische Lithographien spezialisiert. Angeschlossen war ein Landkartenverlag sowie eine Dampf-Schnellpressendruckerei. Bis 2002 hat sich dieser Traditionsstandort mit einem Licht- und Fotopausereiunternehmen erhalten.

Literatur:

  • Topographie Mitte/Tiergarten, 2005 / Seite 153

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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