Denkmaldatenbank

Akademie der Künste

Obj.-Dok.-Nr. 09050388,T
Bezirk Mitte
Ortsteil Hansaviertel
Adressen Hanseatenweg 10
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Verwaltungsgebäude & Ausstellungsgebäude & Kongressgebäude
Entwurf 1958
Datierung 1959-1960
Entwurf Düttmann, Werner (Architekt)
Ausführung Arge Philipp Holzmann AG (Baugesellschaft)
Ausführung Grün und Bilfinger AG (Baugesellschaft)
Ausführung Wayss und Freytag AG (Baugesellschaft)
Bauherr Präsident der Akademie der Künste

Im Grünraum südlich der Bartningallee stehen verschiedenartige Mehrfamilienhäuser. (1) Die drei- und viergeschossigen Bauten der Architekten Franz Schuster, Max Taut, Kai Fisker und Otto Senn leiten zur Akademie der Künste über, die am Hanseatenweg 10, nahe dem Englischen Garten, das Ausstellungsgelände abschließt. (2) Die Baugruppe entstand 1958-60 im Anschluss an die Interbau, nachdem der in Berlin geborene, aber in den USA lebende Industrielle Henry H. Reichhold durch eine großzügige Schenkung den Neubau ermöglicht hatte. Werner Düttmann entwarf für die 1954 im Westteil Berlins neu gegründete Akademie der Künste ein vielgestaltiges Gebäude, das mit seinen unterschiedlichen Gebäudeteilen auf umfangreiche und vielfältige Nutzungsanforderungen reagierte. (3) Auch eine politische Aussage war mit dem Gebäude verbunden, denn die Akademie der Künste sollte in ihrer weltoffenen Modernität auch ein Sinnbild des freiheitlichen westlichen Geisteslebens sein. Werner Düttmann griff nicht auf hergebrachte Bautypen zurück, sondern gestaltete mit großer künstlerischer Souveränität ein modernes Kunst- und Ausstellungshaus, wobei er Stil und Raumdisposition einer im 20. Jahrhundert bis dahin nicht gestellten Bauaufgabe prägte. Das für Vorträge, Diskussionsveranstaltungen, Konzerte, Theateraufführungen, Ausstellungen und Kongresse gedachte Gebäude besteht aus drei unterschiedlichen Bauteilen: Dem gepflasterten Vorplatz am Hanseatenweg wendet sich die kubische Ausstellungshalle zu. Das Obergeschoss, verkleidet mit mächtigen Waschbetonplatten, scheint zu schweben, denn es ruht auf einem zurückgesetzten und weitgehend verglasten Erdgeschoss. Der Architekt übernahm ein Motiv aus dem Fabrikbau, das Sheddach, um den Ausstellungsbereich zu belichten. (4) Die Räume im Obergeschoss öffnen sich mit Glaswänden zu einem rechteckigen Atriumhof, der als Skulpturenhof in das Ausstellungskonzept integriert ist. An das Ausstellungsgebäude schließt sich das fensterlose, in den Boden eingetiefte Studio an, das mit seinen schiefwinkligen Backsteinwänden und den geknickten, schräg gegeneinander versetzten Dachflächen an expressive Architekturvisionen der 1920er Jahre und an die Architektur von Hans Scharoun, die dort ihren Ursprung hatte, denken lässt. Das Studio beherbergt einen variablen Saal für größere Veranstaltungen und Darbietungen. An der Rückseite des Ausstellungsgebäudes ist das blau gestrichene Atelier- und Verwaltungshaus angeordnet, das Arbeitsräume, Büros, Sitzungssäle und Atelierwohnungen enthält. Die Sheddächer sorgen für eine spannungsvolle Silhouette. Werner Düttmann verwendet wechselnde Materialien, vor allem Schiefer, Holz, Industrieparkett, handgestrichene Ziegel, Klinker und Beton, um bei den Besuchern keine Ehrfurcht vor Kunst und Künstlern aufkommen zu lassen, denn mit den naturnahen Boden- und Wandverkleidungen wirken die Räume wie einfache, schlichte Werkstätten. Die Bronzeplastik "Reclining Figure" von Henry Moore vor dem Haupteingang bezeugt die Weltoffenheit der Akademie und ihrer Mitglieder, denn sie gehörte zu den ersten Arbeiten des damals noch umstrittenen avantgardistischen englischen Bildhauers, die in Deutschland im öffentlichen Raum Aufstellung fanden. (5)


(1) BusB IV B, S. 556-559; Dolff-Bonekämper 1999, S. 83-93.

(2) Akademie der Künste in Berlin. Bildbericht vom neuen Haus am Tiergarten. In: Bauwelt 51 (1960), S. 762; v. Buttlar, Herbert und Scharoun, Hans: Akademie der Künste in Berlin. In: Bauwelt 51 (1960), S. 1131-1143; Akademie der Künste, Berlin. In: Deutsche Bauzeitung, 66 (1961), S. 930-935; Pahlmann, Manfred A.: Akademie der Künste, Hanseatenweg 10. In: Geschichtslandschaft 1989, S. 63-70; Düttmann, Martina: Das Haus der Akademie der Künste. In: Werner Düttmann, verliebt ins Bauen. Architekt für Berlin 1921-1983. Bearb. v. Haila Ochs. Basel-Berlin-Boston 1990, S. 60-83; Schirren, Matthias: Das Akademie-Gebäude Werner Düttmanns und die Philharmonie Hans Scharouns. In: "Die Kunst hat nie ein Mensch allein besessen". Ausstellungskatalog. Berlin 1996, S. 655 ff.; Dolff-Bonekämper 1999, S. 94-107; Dehio Berlin 2000, S. 431.

(3) Die Akademie der Künste war 1696 von Kurfürst Friedrich III gegründet worden. Die Spaltung Berlins führte in der Nachkriegszeit zu unterschiedlichen Neugründungen. Im Ostteil Berlins bildete sich 1950 die Deutsche Akademie der Künste, der Westen antwortete 1954 mit einer eigenen Akademie der Künste. Die beiden Einrichtungen wurden 1993 vereinigt. Der Hauptsitz der Akademie befindet sich seit 2003 am Pariser Platz. Dort, auf dem alten Grundstück, errichtete Günter Behnisch 2001-03 ein neues Akademiegebäude.

(4) Die Akademie der Künste ist das älteste Beispiel für die Verwendung von Sheds im Museumsbau. Das Motiv wurde von Walter Gropius übernommen, der 1964 das Bauhaus-Archiv entwarf, aber auch von Hans Scharoun, der über dem Lesesaal der 1967-78 erbauten Staatsbibliothek an der Potsdamer Straße Sheddächer anordnete.

(5) Endlich/Wurlitzer 1990, S. 153; Throl 1998, S. 18-19.

Literatur:

  • Bauwelt 49 (1958) / Seite 689
  • Bauwelt 50 (1959) / Seite 1431
  • Bauwelt 51 (1960) / Seite 738, 762f., 1130ff.
  • Akademie der Künste. Die Mitglieder und ihr Werk, 1960Baumeister, Architekten, Stadtplaner, 1987 / Seite 581-584
  • Pahlmann, Manfred A./ Akademie der Künste in
    Geschichtslandschaft, Tiergarten 1, 1989 / Seite 63-70
  • Werner Düttmann - Verliebt ins Bauen, 1990 / Seite 60-83
  • Reclam Berlin, 1991 / Seite 197
  • Dehio, Berlin, 1994 / Seite 233
  • Architekturführer Berlin, 1994 / Seite Nr.173
  • Topographie Mitte/Tiergarten, 2005 / Seite 190f.

Teilobjekt Liegende (Bronzefigur auf Sockel)

Teil-Nr. 09050388,T,001
Sachbegriff Plastik
Datierung 1956
Entwurf & Ausführung Moore, Henry (Bildhauer)

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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