Denkmaldatenbank
S-Bahnhof Bellevue
09050369 | |
Bezirk | Mitte |
Ortsteil | Hansaviertel |
Adressen | Bartningallee |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Bahnhof (S) |
Datierung | 1879-1882 |
Umbau | 1932, 1950 |
Entwurf | Jacobsthal, Johann Eduard (Architekt) |
Ausführung | C. Krause und Co. (Baufirma) |
Bauherr | Berliner Stadteisenbahn |
Der 1878-80 erbaute S-Bahnhof Bellevue an der Bartningallee verkörpert beispielhaft den Bautyp des doppelgeschossigen Viaduktbahnhofs, dessen Aufbau trotz Londoner Vorbilder damals weitgehend neuartig war. (1) Vor allem die beengten innerstädtischen Verhältnisse verhinderten den Bau freistehender Empfangsgebäude der Stadtbahn, sodass man alle notwendigen Betriebs- und Abfertigungseinrichtungen im verbreiterten Viaduktunterbau unterbrachte. Die Bahnhöfe Bellevue und Hackescher Markt sind die letzten überlieferten Vertreter der alten Berliner Stadtbahnhöfe. Die architektonisch anspruchsvollen Bahnhöfe entstanden unter Mitwirkung von Johannes Vollmer und Johann Eduard Jacobsthal, während Ernst Dircksen den Bau der Stadtbahnlinie leitete. Auch beim Bahnhof Bellevue zog man Johann Eduard Jacobsthal heran, weil die Nähe zum vornehmen Hansaviertel und zum Schloss Bellevue eine besondere Gestaltung erforderte. Vom Eingangsbereich führen Treppenaufgänge zum Mittelbahnsteig, der mit einer auf dem Viadukt aufsitzenden Bahnsteighalle versehen ist. Über dem Bahnsteig wölbt sich eine filigrane eiserne Hallenkonstruktion aus segmentbogenförmigen Dachbindern und horizontal gespannten Zugankern. Die Fenster der Seitenwände, das Satteloberlicht und die verglasten Schürzen an den Hallenenden sorgen für ausreichend Tageslicht, sodass der Architektur etwas von ihrer massiven Schwere genommen wird. Dieser Eindruck entsteht, wenn man den massiven Unterbau und die wuchtigen Wandpfeiler aus Backstein betrachtet, die im Bogen-Pfeiler-Rhythmus des Stadtbahnviadukts die Lasten der Bahnsteighalle ableiten. Die reich verzierten Aufsätze der Wandpfeiler und Eckpylone sind nicht erhalten. Im Zuge der Elektrifizierung der Stadtbahn nahm man 1926-28 eine sachliche Überformung der Bahnhofsgebäude vor, die auch den S-Bahnhof Bellevue betraf. (2) Außerdem fügte man eine zusätzliche Bahnsteigüberdachung auf Stahlstützen an, die ebenso wie die leuchtend chromgelbe Fliesenverkleidung der neu gestalteten Empfangshalle den sachlichen Stil der 1920er Jahre verrät. Bei einer gründlichen Sanierung 1995-97 konnten die architektonischen und funktionalen Qualitäten des S-Bahnhofs Bellevue zurückgewonnen werden.
(1) Die Berliner Stadt-Eisenbahn. In: Zeitschrift für Bauwesen 35 (1885), Sp. 452, 468-469, Atlas, Tafel 7; BusB 1896, Bd. 1, S. 226; Krings, Ulrich: Die Stammstrecke der Berliner Stadtbahn, eine technische, urbanistische und architektonische Leistung des 19. Jahrhunderts. In: Die Berliner S-Bahn. Gesellschaftsgeschichte eines industriellen Verkehrsmittels. Berlin 1983, S. 73-82, hier S. 75; Schmidt, Hartwig und Eilhardt, Eva-Maria: Die Bauwerke der Berliner S-Bahn. Die Stadtbahn. Berlin 1984, S. 52-65; BusB X B (2), S. 148.
In London bestand seit den 1860er Jahren eine ebenfalls zum Teil auf Viadukten geführte Stadteisenbahn, die London Catham & Dover Railway. Der von Johannes Vollmer entworfene Stadtbahnhof Börse (heute S-Bahnhof Hackescher Markt) ist mit einer ähnlich konstruierten und gestalteten Bahnsteighalle wie der S-Bahnhof Bellevue ausgestattet.
(2) Bei der Ausbesserung der eisernen Bauteile der Halle wurde die Halleneindeckung aus verzinktem Wellblech durch ein Pappdach auf Holzschalen ersetzt. Die querliegenden Raupenoberlichter wurden beseitigt, um ein längsgerichtetes, durchgehendes Satteloberlicht auszubilden. 1931-32 hat man alle Brückenbauwerke der Stadtbahn erneuert. Das betraf auch die Unterführung der Klopstockstraße und der Brückenallee (heute Bartningallee).
Literatur:
- BusB I 1896 / Seite 226
- BusB X B 2 1984 / Seite 49, 42, 148
- Zeitschrift für Bauwesen 35 (1885) / Seite 452, 468f.
- Zentralblatt der Bauverwaltung 17 (1897) / Seite 200-202
- Die Berliner S-Bahn. Gesellschaftgeschichte eines industriellen Verkehrsmittels, Berlin 1982Schmidt, Stadtbahn, 1984 / Seite Literaturangaben
- Katamon Exposé / Seite 193
- Topographie Mitte/Tiergarten, 2005
Kontakt
Juliane Stamm
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