Denkmaldatenbank
Landwehrkanal
09050364,T | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf & Mitte & Friedrichshain-Kreuzberg & Neukölln |
Ortsteil | Westend & Tiergarten & Kreuzberg & Neukölln |
Adressen | Salzufer & Corneliusstraße & Hallesches Ufer & Maybachufer & Herkulesufer & Lützowufer & Müller-Breslau-Straße & Reichpietschufer & Schöneberger Ufer & Tiergartenufer |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Kanal & Uferbefestigung |
Entwurf | 1841 |
Datierung | 1845-1850 |
Umbau | 1883-1890, 1936-1940 |
Entwurf | Lenné, Peter Joseph (Architekt & Stadtplaner) |
Ausführung | Helfft, Johann Jacob (Baumeister) |
Bauherr | Stadt Berlin |
Der knapp elf Kilometer lange Landwehrkanal ist die älteste künstlich angelegte Wasserstraße Berlins; er zweigt in Kreuzberg am Schlesischen Tor vom Oberlauf der Spree ab, verläuft nach Südwesten durch die Bezirke Neukölln und Tiergarten und mündet am Spreekreuz in Charlottenburg in die Unterspree. (1) Die 1845-50 nach Entwurf von Peter Joseph Lenné und unter der technischen Leitung des Ingenieurs Johann Jacob Helfft ausgeführte Schiffbarmachung des ehemaligen Landwehrgrabens gehörte zu den großen städtebaulichen Maßnahmen, die Lenné seit den 1830er Jahren für die Stadt Berlin und ihre Umgebung umgesetzt hat. (2) Der Landwehrkanal, 1883-90 auf seine heutige Breite ausgebaut, wurde als dringend benötigter Verkehrsweg zum Motor für die bauliche Entwicklung in seiner unmittelbaren Umgebung. Insbesondere in Charlottenburg war er in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine maßgebliche Voraussetzung dafür, dass sich im nördlich gelegenen Spreebogen bedeutende Industrieunternehmen ansiedelten und den gesamten Nordosten der damaligen Stadt nachhaltig prägten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der in weiten Teilen beschädigte Kanal bis 1955 instand gesetzt und diente unter anderem dem Transport von Trümmerschutt. (3) Heute wird der Landwehrkanal nur noch für die Freizeitschifffahrt genutzt und ist mit seinen begrünten Uferstreifen und Promenaden ein wertvolles innerstädtisches Naherholungsgebiet. (4)
Der ehemalige Landwehrgraben, in seinem westlichen Teil auch als Weiden- oder Schafgraben bezeichnet, war im 15. Jahrhundert zur Entwässerung der Feldflur an der südlichen Weichbildgrenze Berlins mit gewundenem Verlauf angelegt worden. Diesem Graben folgte der Ausbau des Kanals weitgehend - nur vorhandene Bebauung, Brücken und Straßen (5) wurden bei der Planung berücksichtigt -, wodurch sich die natürliche, flussähnliche Wirkung der künstlichen Wasserstraße ergab. Neben der landschaftlichen Gestaltung hatte der Gartenkünstler Lenné bei dem Projekt auch wirtschaftliche und wassertechnische Aspekte im Blick: Der Landwehrkanal diente sowohl der Entlastung des Schiffsverkehrs auf der Spree und als Transportweg, der notwendig geworden war für die sich ausbreitende Industrie und die Entwicklung neuer Wohngebiete, aber auch dem Hochwasserschutz, der Entwässerung und als Vorfluter. (6) Wegen des Höhenunterschieds zwischen Ober- und Unterspree und um den Grundwasserspiegel für die Bäume des Tiergartens nicht zu stark absinken zu lassen, hatte Lenné zwei Schleusen eingeplant und den Querschnitt des Kanals mit einer Tiefe von etwa 1,5 Metern und einer Breite von zehn Metern festgelegt. Das heutige Erscheinungsbild des Landwehrkanals entstand beim Ausbau 1883-90, als man den Kanal auf 22 Meter verbreiterte und die Wassertiefe auf 1,75 Meter erhöhte. (7) Dabei wurde das südliche Kanalufer mit Quadermauerwerk befestigt, mit Treppen und gusseisernen Geländern versehen, das nördliche Ufer dagegen im ursprünglichen Zustand belassen. Neubauten ersetzten die ersten hölzernen Klappbrücken, von denen die meisten jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört und nach 1945 erneuert wurden. (8)
(1) Im Gesamtverlauf des Landwehrgrabens gehören zum Denkmalbestand die Uferbefestigungen mit Auf- und Abgängen sowie die begrünten Uferstreifen mit Baumpflanzungen und Geländern ebenso wie die Oberschleuse mit Flutgraben südlich der Oberbaumbrücke und die Unterschleuse am Zoologischen Garten. Siehe auch Denkmalliste und Denkmaltopographien Kreuzberg und Tiergarten. Vgl. ZfB 2 (1852), Sp. 481-495; Hinz, Gerhard: Peter Joseph Lenné und seine bedeutenden Schöpfungen in Berlin und Potsdam, Berlin 1937, S. 193-198; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil X, Bd. B (2), Fernverkehr, Berlin-München-Düsseldorf 1984, S. 216-219, 261 f.; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil XI, Berlin 1972, S. 133-140; Natzschka, Werner: Berlin und seine Wasserstraßen, Berlin 1971, S. 64-69, 89 f., 118, Abb. 42, 70, 71; Schmidt, Hartwig: Das Tiergartenviertel, Baugeschichte eines Berliner Villenviertels, Teil 1: 1790-1870, Berlin 1981, S. 132-134; Thiemann, Eckhard/Desczyk, Dieter/Metzing, Horstpeter: Berlin und seine Brücken, Berlin 2003, S. 147 f.
(2) Umgestaltungsmaßnahmen des Tiergartens zwischen 1833 und 1844: Neugestaltung des Fasaneriegeländes in Seepark und Hippodrom, Zoologischer Garten, Veränderungen zum Landschaftspark, Trockenlegen des Elsbruchs zum Neuen See. Vgl. Hinz Gerhard: Peter Joseph Lenné und seine bedeutenden Schöpfungen in Berlin und Potsdam, Berlin 1937, S. 139 ff.; Wendland, Folkwin: Der Große Tiergarten in Berlin, Seine Geschichte und Entwicklung in fünf Jahrhunderten, Berlin 1993, S. 164 ff.
(3) Ein in den 1950er Jahren begonnener Ausbau für größere Schiffe war mit dem Bau der Berliner Mauer 1961 obsolet geworden. Vgl. www.wsa-b/landwehrkanal/geschichte/index.html (4) Seit 2007 gibt es umfangreiche Schäden an den Uferbefestigungen, die nach einem sechs Jahre dauernden Mediationsverfahren unter Beteiligung des Wasser- und Schifffahrtsamtes sowie mehrerer Bürgerinitiativen in den kommenden Jahrzehnten durch nachhaltige, umwelt- und denkmalgerechte Sanierungsmaßnahmen beseitigt werden sollen. Vgl. www.wsa-b/landwehrkanal/geschichte/index.html ; Neumann, Peter: Sanierung des Landwehrkanals verzögert sich. In: Berliner Zeitung, 10.05.2017.
(5) Straßenbrücken mussten den Kanal möglichst im rechten Winkel überqueren. Ursprünglich gab es 12 Holzklappenbrücken und zwei Drehbrücken für die Eisenbahnlinien. Vgl. ZfB 2 (1852), Sp. 488. (6) Lenné: "(.) der immer mehr sich erweiternden Industrie eine bequeme Fahrstraße zu verschaffen (.), ohne denselben nie die Hoffnung vorhanden sein kann." Vgl. Schmidt, Hartwig: Das Tiergartenviertel, Baugeschichte eines Berliner Villenviertels, Teil 1: 1790-1870, Berlin 1981, S. 132.
(7) Die beiden Schleusen wurden 1936-40 verbreitert; eine Vertiefung des Kanals auf zwei Meter wurde erst nach 1945 ausgeführt. Vgl. Natzschka, Werner: Berlin und seine Wasserstraßen, Berlin 1971, S. 118. (8) Die ältesten Brücken am Landwehrkanal sind die Hallesches Tor-Brücke (1876), die Baerwaldbrücke (1878), die Admiralbrücke (1882), die Schlesische Brücke (1896). Am Anhalter Steg wurde 2001 der Mittelbogen der ehemaligen Marschallbrücke (1888) eingesetzt. Vgl. Thiemann/Desczyk/Metzing 2003, S. 148.
Literatur:
- BusB X B 2 1984 / Seite 216ff., 225, 227, 236, 238f., 247, 249f., 261f.
- BusB I/II 1877 / Seite 23 f
- BusB II/III 1896 / Seite 77-81
- Helfft, J. J. in Zeitschrift für Bauwesen 2 (1852) / Seite 482-495
- Natzschka/ Berlin und seine Wasserstraßen, 1971 / Seite 64-69, 74, 89f., 118, 124, 150f. 160, 187, 195
- Kloos, Rudolf, Die Berliner Gewässer, Berlin 1978 / Seite 12
- Kloos, Rudolf, Die Verkehrswasserwirtschaft, Berlin 1981 / Seite 3, 9, 15
- Schmidt, Tiergartenviertel, 1981 / Seite 132-134
- Peter Joseph Lenné, Volkspark und Arkadien, Ausstellungskatalog, Berlin 1989 / Seite 75ff.
- Weinland, Martina, Wasserbrücken in Berlin, Berlin 1994 / Seite 17
- Hahn-Hantke, Gisela: Neue Passagen. Stadtgeschichte am Landwehrkanal, Berlin 1996 / Seite .
- Hecker, Manfred: Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin. Bezirk Kreuzberg. Karten und Pläne, Berlin 1980 / Seite .
- Karwelat, Jürgen: Geschichte am Landwehrkanal, Berlin 1984 / Seite .
- Reinisch, Ulrich: Stadtplanung im Konflikt zwischen absolutistischen Ordnungsanspruch und bürgerlich-kapitalistischen Interessen - Peter Joseph Lennés Wirken als Stadtplaner von Berlin, in: Peter Joseph Lenné. Gartenkunst im 19. Jahrhundert, Beiträge zur / Seite .
- Lorenz, Werner; May, Roland; Staroste, Hubert: Ingenieurbauführer Berlin, Petersberg 2020 / Seite 22-25
Teilobjekt Unterschleuse
Teil-Nr. | 09050364,T,001 |
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Sachbegriff | Wasserstraße & Schleuse |
Datierung | 1845-1850 |
Umbau | 1940, 1954 |
Entwurf | Lenné, Peter Joseph (Architekt) |
Entwurf | Helfft, Johann Jacob (Baumeister) |
Adressen | Müller-Breslau-Straße & Tiergartenstraße |
Literatur:
- Zeitschrift für Bauwesen 2 (1852) / Seite Sp. 482-495 (Helfft)
- BusB I 1896 / Seite 86f.
- BusB X B 2 1984 / Seite 217, 265
- Natzschka/ Berlin und seine Wasserstraßen, 1971 / Seite 84, 120, 131, 145, 147
Teilobjekt Rohbrücke
Teil-Nr. | 09050364,T,002 |
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Sachbegriff | Rohrbrücke |
Datierung | 1877 |
Adressen | Landwehrkanal & Fraenkelufer & Planufer |
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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