Denkmaldatenbank
Schloß Bellevue
09050346,T | |
Bezirk | Mitte |
Ortsteil | Tiergarten |
Adressen | Spreeweg 1 Bellevue-Ufer |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Schloss |
Entwurf | 1784 |
Datierung | 1785-1786 |
Umbau | 1791, 1934-1935, 1938-1939, 1954-1959, 1986-1987 |
Entwurf | Boumann d. J., Michael Philipp Daniel (Architekt) |
Entwurf | Baumgarten d. Ä., Paul (Architekt) |
Entwurf & Ausführung | Eckstein, Christian & Heymüller, Johann Gottlieb |
Entwurf | Langhans d. Ä., Carl Gotthard |
Entwurf | Schonert, Erich |
Entwurf | Metz, Carl |
Entwurf | Schwennicke, Carl-Heinz |
Entwurf | Meitinger, Otto |
Bauherr | August Ferdinand von Preußen (Prinz) |
Das Schloss Bellevue an der Spree am nördlichen Rand des Tiergartens, Spreeweg 1 und Bellevue-Ufer, dient heute als Residenz des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland. Prinz August Ferdinand von Preußen, der jüngste Bruder Friedrichs des Großen, ließ das Schloß 1785 von Michael Philipp Daniel Boumann als Sommersitz erbauen. (1) In die Dreiflügelanlage nach französischem Muster wurde eine frühere Lederfabrik einbezogen, ein zweistöckiges Gebäude am Spreeufer, das den rechten Seitenflügel des Schlosses bildet. (2) Durch den ausdrücklichen Wunsch des Bauherrn, das ältere, seit 1764 bestehende Gebäude zu erhalten, waren Richtung und Lage des Schlosses innerhalb des Tiergartens vorgegeben. Das Schloss Bellevue war der erste klassizistische Schlossbau in Preußen. Michael Philipp Daniel Boumann orientierte sich am Schloss in Wörlitz, das 1769-73 von Friedrich Wilhelm v. Erdmannsdorff im neuen klassizistischen Stil nach englischen Vorbildern erbaut worden war. Der Hauptbau, das Corps de Logis, umfasst zwei Geschosse sowie ein eingeschobenes Mezzaningeschoss. Verputzte Fassaden mit einer einfachen, zurückhaltenden Gliederung unter einem schlichten Walmdach sind für den frühen Klassizismus typisch. Der Mittelrisalit wird durch korinthische Pilaster und einem Dreiecksgiebel hervorgehoben, enthielt aber ursprünglich keinen Eingang. Das Schloss konnte damals nur durch die Torbögen der Seitenrisalite betreten werden. Über dem Gebälk des Mittelrisalits ist in vergoldeten Lettern "Bellevue" zu lesen. Das anfangs leere Giebelfeld wurde 1790 mit einer Uhr und rahmenden Relieffiguren von Christian Eckstein und Johann Gottlob Heymüller versehen. Die Personifikationen von Ackerbau, Jagd und Fischzucht erinnern an die einstige ländliche Umgebung des Schlosses. An der zum Garten gerichteten Rückseite wird die zurückhaltende, vornehme Gestaltung fortgesetzt. In der Mittelachse ist über vier rustizierten Wandpfeilern ein Balkon ausgebildet, während eine Streifenquaderung die Seitenrisalite hervorhebt. Die niedrigen dreigeschossigen Seitenflügel, die den Cour d´honneur einfassen, sind ganz schlicht gehalten. Die alten Mansarddächer hat man 1938-39 durch flache Walmdächer ersetzt. Dem Spreeflügel ist ein Torhaus vorgelagert.Einen ovalen, die ganze Gebäudetiefe einnehmenden Festsaal im Obergeschoss des Mittelbaus fügte 1791 Carl Gotthard Langhans ein. Acht eingestellte korinthische Säulen trugen ein flaches Gewölbe. An den Längsseiten waren Kamine ausgebildet, gerahmt von Atlanten auf Hermenpfeilern, während sich in den vom Oval ausgesparten Zwickeln die Eingangstüren öffneten. Die Supraporten in Form von Rundnischen mit Sphingen, die Pilaster und Säulen sowie die Wandflächen in einer fein abgestimmten Farbgebung gaben dem Saal eine vornehme Note.
Um das Schloss als Museum für Deutsche Volkskunde nutzen zu können, veränderte Erich Schonert 1934-35 das Innere. (3) Schon 1938-39 folgt der nächste Umbau, verbunden mit erheblichen Eingriffen, nachdem das Schloss Bellevue zum Gästehaus des Deutschen Reichs bestimmt worden war. Paul Baumgarten d. Ä. fügte an den linken Seitenflügel einen L-förmigen Erweiterungsbau an und verlegte den Haupteingang zum Mittelrisalit, wo er sich noch heute befindet. (4) Das Schloss erhielt eine repräsentative Ausstattung unter Verwendung wertvoller Kunstgegenstände verschiedener Zeiten.
Im Zweiten Weltkrieg wurde besonders der Hauptbau des Schlosses Bellevue mit dem Langhanssaal durch Bomben stark zerstört. Die Flügel erlitten nur leichte Beschädigungen.
Beim Wiederaufbau 1954-59 unter Leitung von Carl Mertz wurde abermals versucht, repräsentative Innenräume zu gestalten, denn das Schloss Bellevue sollte den Berliner Amtssitz des Bundespräsidenten aufnehmen. (5) Der Langhaussaal wurde 1954-59 in alter Form wieder hergestellt. Die von Carl-Heinz Schwennicke entworfene Ausstattung des Schlosses zeichnete sich durch eine eigentümliche Mischung konservativer und moderner Elemente aus. Die Materialien und Formen atmeten den Geist der 1950er Jahre, auch wenn auf die sachliche Klarheit des zeitgenössischen Designs verzichtet wurde. Das bezeugen nur noch zwei Salons im Obergeschoss. Alle anderen Innenräume wurden 1986-87 durch Otto Meitinger in einem abstrahierend klassizistischen Stil neu gestaltet, wobei man die Säle und Empfangsräume dem noblen Charakter des Langhanssaals anglich.
(1) Bormann, Richard: Die Bau- und Kunstdenkmäler von Berlin. Berlin 1893, S. 308-309; BusB 1896, Bd. 1, S. 395-396; Krieger, Bogdan: Das Königliche Schloß Bellevue und sein Erbauer Prinz Ferdinand von Preußen. Berlin 1906; Weinitz, F.: Schloß Bellevue. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 24 (1907), S. 108-112; Hackmann, Hans: Das Schloß Bellevue und seine Stellung in der Architekturgeschichte Berlins. Diss. Halle 1915; Schonert, Erich: Das Schloß Bellevue und seine Geschichte. Berlin 1936; Wirth 1955, S. 114-124; BusB III, S. 64; Pahlmann, Manfred A.: Schloß Bellevue, Spreeweg 1. In: Geschichtslandschaft 1989, S. 51-62; Tietz, Jürgen: Schloss Bellevue. Amtssitz des Bundespräsidenten. In: Hauptstadt Berlin. Denkmalpflege für Parlament, Regierung und Diplomatie 1990-2000. Berlin 2000, S. 25-27; Dehio Berlin 2000, S. 424-425.
(2) Die Lederfabrik wurde 1764 von Kommerzienrat Schneider errichtet und später von Freiherr von der Horst, einem Minister Friedrichs des Großen, zum Wohnhaus umgebaut.
(3) Schonert, Erich: Das Schloß Bellevue und sein Umbau zum Museum. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 55 (1935), S. 843-851; Hahm, Konrad: Der Neuaufbau des Staatlichen Museums für Deutsche Volkskunde im Schloß Bellevue, Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 55 (1935), S. 851-854; BusB III, S. 64.
(4) v. Marées: Das Gästehaus des Reiches. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 60 (1940), S. 1-40; Luther, Kurt: Das Gästehaus des Reiches. Schloß Bellevue zu Berlin. In: Baugilde 23 (1941), S. 87-97; BusB III, S. 64. Der Erweiterungsbau wurde in der Nachkriegszeit wieder beseitigt.
(5) Schloß Bellevue. Der künftige Amtssitz des Bundespräsidenten. In: Bauwelt 50 (1959), S. 860-867; Mertz, Carl: Schloß Bellevue. Ausbau als Berliner Sitz des Bundespräsidenten. In: Die Bauverwaltung 8 (1959), S. 343-352; BusB III, S. 64.
Literatur:
- Zentralblatt der Bauverwaltung 55 (1935) / Seite 843-851
- Hellwag, Fritz: Aus dem Gästehaus des Dritten Reiches, in: Die Kunst 41 (1939) 3 / Seite 58-61
- Inventar Tiergarten, 1955 / Seite 114-124 (-127 mit Schloßpark, dort w. Lit.)
- Pahlmann, Manfred A.: Schloß Bellevue, in: Geschichtslandschaft, Tiergarten 1, 1989 / Seite 51-61
- Nustede, Iris: Nobel-klassizistisches Schloß mit vielen Funktionsmängeln, in: Volksblatt Berlin, 01.11.1985 / Seite .
- Schwerk, Ekkehard: Für Spötter wird das Bellevue "bayrisch klassizierend", in: Tagesspiegel, 21.12.1986 / Seite .
- Schulz, Bernhard: Rückkehr zum Klassizismus, in: Tagesspiegel, 08.12.1987 / Seite .
- Topographie Mitte/Tiergarten, 2005 / Seite 104-106
- Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Schlösser, Herrenhäuser und Gutsanlegen in Berlin, Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin, Bd. 46, Berlin 2016 / Seite 230-239
Teilobjekt Leuchterfigur "Junger Mann"
Teil-Nr. | 09050346,T,001 |
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Datierung | um 1785-1787?, nach 1980 |
Entwurf & Ausführung | Eckstein, Johannes (?) |
Teilobjekt Leuchterfigur "schöner älterer Mann"
Teil-Nr. | 09050346,T,002 |
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Sachbegriff | Plastik |
Datierung | vor 1763?, nach 1980 |
Entwurf & Ausführung | Heymüller, Johann Matthias Gottlieb (?) (Bildhauer) |
Teilobjekt Leuchterfigur "dickerer älterer Mann"
Teil-Nr. | 09050346,T,003 |
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Sachbegriff | Plastik |
Datierung | vor 1763?, nach 1980 |
Entwurf & Ausführung | Heymüller, Johann Matthias Gottlieb (?) (Bildhauer) |
Teilobjekt Leuchterfigur "Junger Mann mit zwei Leuchtkörperhaltern"
Teil-Nr. | 09050346,T,004 |
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Sachbegriff | Plastik |
Datierung | um 1785-1787?, nach 1980 |
Entwurf & Ausführung | Eckstein, Johannes (?) |
Teilobjekt 4 Gruppen Leuchterträger vor der Fassade von Schloß Bellevue
Teil-Nr. | 09050346,T,005 |
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Sachbegriff | Plastik |
Datierung | um 1785-1787?, 1954/1960 |
Entwurf & Ausführung | Eckstein, Johannes (?) (Bildhauer) |
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
- Tel.: (030) 90259-3653
- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
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