Denkmaldatenbank
Reichsversicherungsamt
09050344 | |
Bezirk | Mitte |
Ortsteil | Tiergarten |
Adressen | Reichpietschufer 50 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Versicherungsgebäude & Mietshaus |
Datierung | 1891-1894 |
Umbau | 1928, 1983 |
Entwurf | Busse, August Wilhelm Martin Heinrich (Architekt) |
Ausführung | Held und Francke (Baufirma) |
Bauherr | Reichsversicherungsamt |
Mit einer mächtigen Sandsteinfassade wendet sich das 1891-94 von August Busse erbaute Reichsversicherungsamt, Reichpietschufer 50-54, dem Landwehrkanal zu. (1) Die Behörde beaufsichtigte die Berufsgenossenschaften, Invaliditäts- und Altersversicherungsanstalten, die sich auf der Grundlage der ab 1884 erlassenen Arbeitsschutzgesetze gebildet hatten. Das Verwaltungsgebäude erstreckte sich ursprünglich über zwei hintereinander liegende Innenhöfe. Davon blieb nur der Haupttrakt am Landwehrkanal erhalten, während die Hofgebäude 1982 abgerissen wurden. Das stattliche Vorderhaus enthielt Sitzungszimmer, Büros, Plenarsaal, Konferenzsaal und die Wohnung des Präsidenten. Mit dem Mittelrisalit, bekrönt von einem Dreiecksgiebel, und den turmartigen, wuchtigen Eckrisaliten wiederholt das Reichsversicherungsamt architektonische Motive des Reichstagsgebäudes. August Busse orientierte sich am wilhelminischen "Reichsstil", den Paul Wallot mit seinem Reichstagsgebäude begründet hatte. Die meisten Bauformen sind der oberitalienischen Hochrenaissance entlehnt. Das betrifft zum Beispiel das rustizierte Sockelgeschoss mit seinen hohen Rundbogenportalen oder das abgewandelte Palladio-Motiv der Rundbogenfenster des Mittelrisalits. Das Relief des Giebelfelds zeigt ein von Löwen bewachtes Reichswappen, wobei die Kartusche den Dreiecksgiebel sprengt. Nicht nur die Fassade, auch die eindrucksvolle Treppenhalle mit steinernen Säulen, Gewänden und Treppengeländern erinnert an italienische Palazzi des 16. Jahrhunderts. Das großartige schmiedeeiserne Portal mit seinem filigranen floralen Dekor ist bereits vom Jugendstil inspiriert. Ähnlich sind die schmiedeeisernen Geländer in den seitlichen Treppenhäusern gestaltet. Hinter dem Vorderhaus errichteten James Stirling und Michael Wilford 1984-87 das Wissenschaftszentrum Berlin, das zu den herausragenden Beispielen postmoderner Architektur gehört. Um den Innenhof gruppieren sich vier Bauteile, rosa und blau gestreift, die, wenn auch verfremdet, Bautypen der europäischen Architekturgeschichte zitieren.
(1) [Architekten-Verein zu Berlin] in: Deutsche Bauzeitung 29 (1895), S. 383-384; BusB 1896, Bd. 2, S. 78-79; Wirth 1955, S. 68-69; Dehio Berlin 2000, S. 431.
Literatur:
- BusB II/III 1896 / Seite 78
- Inventar Tiergarten, 1955 / Seite 68
- Dehio, Berlin, 1994 / Seite 232
- Reclam Berlin, 1991 / Seite 210
- Katamon Exposé / Seite 133
- Architekturführer Berlin, 1994 / Seite 127
- Topographie Mitte/Tiergarten, 2005
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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