Denkmaldatenbank
Heilige-Geist-Kirche
09050334 | |
Bezirk | Mitte |
Ortsteil | Moabit |
Adressen | Perleberger Straße 36 Birkenstraße 60 |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Kirche ev. & Pfarrhaus & Gemeindehaus |
Entwurf | 1900 |
Datierung | 1905-1910 |
Ausführung | Widmayer, August (Architekt & Maurermeister) |
Entwurf | Dinklage und Paulus (Architekt) |
Bauherr | Gemeinde-Kirchenrat St. Johannis |
Die 1905-06 von August Dinklage und Ernst Paulus errichtete Heilige-Geist-Kirche auf dem spitzwinkligen Eckgrundstück Perleberger Straße 36/Birkenstraße 60-61 bildet den städtebaulichen Mittelpunkt des Stephankiezes. (1) Die geschickt in die dreieckige Grundstücksspitze hineinkomponierte evangelische Pfarrkirche hatte das Gebiet zwischen Turmstraße und Stephanplatz zu versorgen, in dem die Bevölkerung zur Jahrhundertwende stark angewachsen war. Während das Kirchengebäude bereits 1906 eingeweiht werden konnte, entstand das rückwärtige Pfarr- und Gemeindehaus mit Kopfbauten an der Perleberger Straße und Birkenstraße erst 1910. August Dinklage und Ernst Paulus, die in Moabit mehrere Kirchen schufen, machten sich einen Namen, indem sie moderne Elemente und neue Ideen in den Kirchenbau aufnahmen. (2) Heilige-Geist-Kirche und Gemeindehaus, einheitlich mit rotem Backstein verkleidet, gruppieren sich zu einem ausgewogenen Ensemble, das den Kreuzungsbereich beherrscht. Die städtebauliche Disposition ruft mittelalterliche Stadtbilder in Erinnerung. Dem großen sechseckigen Kirchenraum ist ein wuchtiger, 78 m hoher Turm vorgelegt. In freier Manier kombinierten die Architekten Elemente der norddeutschen Backsteingotik, wobei zwei runde Treppentürme den Haupteingang am Kirchturm flankieren, während Radfenster, Blendfelder und steile Giebel die Seitenfronten schmücken. Über dem Zentralraum, der allseitig von Emporen umgeben ist, spannt sich ein sechsteiliges Sternrippengewölbe. M. Goetze schuf die in den Putz geschnittenen Bilder aus der Apostelgeschichte, die an der Emporenbrüstung zu sehen sind. Altar, Kanzel und Orgel sind an einer Seite konzentriert übereinander angeordnet. Mit diesem richtungsweisenden Aufbau, der an die Kanzelaltäre evangelischer Kirchen des 18. Jahrhunderts erinnert, und dem Zentralbaugedanken gehört die Heilige-Geist-Kirche zu den fortschrittlichsten Kirchenbauten des wilhelminischen Berlin.
(1) Die neue Johanniskirche in Moabit-Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 25 (1905), S. 509-510; Schmidt, Carl: Evangelische Kirchen und kirchliches Gemeindeleben in Moabit. Berlin 1925, Nr. 3; Hach 1925, S. 13-14; Wirth 1955, S. 55-56; Kühne/Stephani 1978, S. 274-275; BusB VI, S. 112, 386; Dehio Berlin 2000, S. 422. Die Gemeindekirche erhielt ihren Namen, der von der gotischen Kapelle zum Heiligen Geist in der Spandauer Straße übernommen wurde, erst 1907.
(2) In Moabit entwarfen August Dinklage und Ernst Paulus zwischen 1905 und 1911 weitere Kirchen und Pfarrhäuser: 1904-10 die Reformationskirche, Beusselstraße 35, Ecke Wiclefstraße 33-35; 1905-06 das Pfarr- und Gemeindehaus der Heilandskirche, Ottostraße 16; 1909-12 die Erlöserkirche, Levetzowstraße 1-2, Ecke Wikingerufer 9-9 A. Auch in der Bautechnik erwiesen sich Dinklage & Paulus als Neuerer. So wurden die Gewölbe der Kirche mit einer Wärmedämmung aus Korkstein nach dem System Grünzweig & Hartmann isoliert. Nur die Grunewaldkirche (1902-04) hatte vorher in Berlin eine solche Bauausführung erhalten.
Literatur:
- Inventar Tiergarten, 1955 / Seite 48-50 (dort weitere Lit.)
- Zentralblatt der Bauverwaltung 25 (1905) / Seite 509f
- Katamon Exposé / Seite 266f.
- Topographie Mitte/Tiergarten, 2005
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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