Denkmaldatenbank
Kaserne des 1. Garde-Feld-Artillerie-Regiments
09050324 | |
Bezirk | Mitte |
Ortsteil | Moabit |
Adressen | Kruppstraße 4 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Kaserne |
Entwurf | 1877 |
Datierung | 1878-1879 |
Umbau | 1936, 1955 |
Entwurf | Appelius, Oskar & Heimerdinger, Otto & La Pierre & Voigtel, Gustav (Architekt) |
Ausführung | Garnisonbauamt |
Bauherr | Reichsfiskus |
Die drei großen Mannschaftsgebäude an der Kruppstraße 3-4 bilden den Kern der Baugruppe, die neben den Unterkunftsgebäuden mehrere Geschützschuppen, Reithäuser, Pferdeställe und eine Offizierspeiseanstalt umfasst. Hinter den Putzfassaden mit ihren geraden Fensterstürzen verbergen sich die ältesten erhaltenen Gebäude des Militärgeländes in Moabit. An der Hofseite zeigen unverputzte Backsteinfassaden mit ihren farbigen Ornamenten aus roten und gelben Ziegeln, mit Rundbogenfries und wehrhaftem Zinnenkranz den Kasernenbaustil des letzten Drittels des 19. Jahrhunderts. Nach Vorgaben von Gustav Voigtel aus dem Kriegsministerium entwarf Garnison-Bauinspektor Otto Heimerdinger die Kasernenanlage, die 1878-81 unter der Bauleitung der Garnison-Bauinspektoren Oskar Appelius und La Pierre ausgeführt wurde. Nach der 1955 abgebrochenen Kaserne des 2. Garde-Ulanen-Regiments, die südlich des Exerzierplatzes an der Invalidenstraße bereits 1848 fertig gestellt worden war, war die Kaserne des 1. Garde-Feld-Artillerie-Regiments der zweite große Kasernenbau in Moabit. Die erhaltenen Backsteinfassaden dokumentieren den hohen architektonischen Standard, den der Militärbau im wilhelminischen Berlin erlangte. Die Militärverwaltung hatte die schwierige Aufgabe, bei begrenzten Mitteln, engen Ausführungsrichtlinien und nicht zuletzt unter Beachtung des vorgegebenen wehrhaften Burgenstils den Kasernen- und Depotgebäuden Eintönigkeit und Kargheit zu nehmen. Nach den nüchternen, einfarbigen und von einem einfachen Blendrahmenwerk bestimmten Backsteinbauten der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden Ende der 1870er Jahre zunehmend farbige und lebhaft gestaltete Kasernen in Berlin. Zu ihnen gehören auch die Gebäude der Garde-Feld-Artillerie mit ihren roten und gelben Backsteinverkleidungen, wobei die Architekten versuchten, die Hauptachsen der Gebäude, den Sockel und das Kranzgesims durch einen dunklen Ziegelton besonders hervorzuheben. Das Blendrahmenwerk der älteren Kasernen ist auch hier zu finden, nur wird die Gliederung durch den Farbkontrast sehr viel plastischer. (1)
Die Front an der Kruppstraße zeigt sich ein ganz anderes Bild. Eine 1934-36 vorgenommene Neugestaltung, die mit Zwischenbauten, einer pfeilergestützten hohen Übergangsbrücke, einheitlichem Putz und monotoner Fensterreihung die drei Kasernen additiv zu einem monumentalen Ganzen zusammenfügt hat, lässt die nationalsozialistische Baugesinnung deutlich erkennen. Die umgebauten Kasernen waren für die zwischenzeitliche Nutzung als Kriegsakademie bestimmt, bevor eine neue Akademie im Rahmen der gigantischen Hauptstadtplanung an der Nord-Süd-Achse entstehen sollte. (2) Da in Moabit an dieser Stelle ein großer Neubau für das Wachregiment "Großdeutschland" geplant war, (3) nahm man lediglich eine Neugestaltung der straßenseitigen Fassaden vor. (4) Die Gebäudegruppe wurde 1952-56 in eine Polizeikaserne umgebaut. (5) Für die rückwärtigen Sporteinrichtungen mussten die alten Reithäuser und Pferdeställe abgebrochen werden. Dabei entstand ein neues Unterkunfts- und Direktionsgebäude an der Perleberger Straße sowie ein von Bruno Grimmek entworfenes Wirtschaftsgebäude an der Feldzeugmeisterstraße mit Verwaltungsräumen, Kantine und der zentralen Heizungsanlage. Das gesamte Areal dient seitdem verschiedenen Einrichtungen der Berliner Polizei.
1) Klinkott 1988, S. 345.
2) BusB III, S. 99; Schäche 1991, S. 367; Becker/Jacob/Hellweg/Schmoll 1991, S. 71-72.
3) 1939 erfolgte an der Rathenower Straße die Grundsteinlegung für den ersten Bauabschnitt der Heeresanlage für das Regiment Großdeutschland. Die gigantische Anlage sollte den gesamten militärfiskalischen Bereich zwischen Rathenower, Perleberger, Lehrter Straße und Invalidenstraße umfassen. Außer einigen unbedeutenden Abbrüchen von Nebengebäuden im Bereich der Kasernen des IV. Garde-Regiments zu Fuß, Rathenower Straße und Seidlitzstraße, sind keine weiteren Maßnahmen im Rahmen der geplanten Neubauten vorgenommen worden.
4) Verantwortlich waren die Regierungsbauräte Kleinau, Bunge und Dahl vom Heeresbauamt I.
5) BusB III, S. 91.
Literatur:
- BusB II/III 1896 / Seite 394
- Inventar Tiergarten, 1955 / Seite 101-102
- Katamon Exposé / Seite 242ff.
- Topographie Mitte/Tiergarten, 2005
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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