Denkmaldatenbank
Loeser, Wolff GmbH
09050309 | |
Bezirk | Mitte |
Ortsteil | Tiergarten |
Adressen | Potsdamer Straße 58 Schöneberger Ufer 47 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Geschäftshaus |
Datierung | 1928-1929 |
Umbau | 1974-1981 |
Entwurf & Ausführung | Biebendt, Albert (Architekt) |
Bauherr | Sommerguth-Loeser, Lucie (Regierungsratwitwe) |
Gleich hinter der Potsdamer Brücke besetzt das 1928-29 erbaute Geschäftshaus Loeser & Wolff das große Eckgrundstück Potsdamer Straße 58 und Schöneberger Ufer 47. (1) Der dominante Eckbau, der aufgrund seiner kompakten Gestalt als "Loeserburg" bezeichnet wurde, leitet zur straßenbegleitenden Bebauung südlich des Landwehrkanals über. Albert Biebendt entwarf die Verwaltungszentrale der traditionsreichen Zigarrenfabrik Loeser & Wolff im dynamisch expressiven Geschäftshausstil des Neuen Bauens. (2) Mit sechs Geschossen nimmt der mit hellen Mainsandsteinplatten verkleidete Stahlskelettbau die benachbarte Blockrandbebauung auf, während die Ecke weithin sichtbar mit einem zurückgesetzten sieben Geschoss betont wird. Dem Architekten gelang es, mit abgerundeten Ecken, mit der Bandgliederung der Werksteinbrüstungen und mit den seriell aufgereihten Fensterformaten der Straßenfront eine ungemein schnittige und stromlinienförmige Wirkung zu verleihen. Die effektvoll fließenden Linien, verbunden mit einer heute nicht mehr vorhandenen Lichtarchitektur versprachen nicht nur dem Bauherrn eine wirkungsvolle Reklame, sondern waren auch ein Sinnbild für das rasant wachsende großstädtische Tempo der 1920er Jahre. (3) Die moderne Großstadtarchitektur hatte dem Bewegungsfluss des Verkehrs zu folgen: (4) Fließende, die Horizontale betonenden Formen waren gefragt, so wie sie Erich Mendelsohn beim Umbau des Mossehauses 1922, die Brüder Luckhardt und Alfons Anker beim Geschäftshaus Telschow 1928 am Potsdamer Platz und Emil Fahrenkamp beim Shellhaus 1932 programmatisch demonstrierten. Modernität verkündet gleichfalls das mit Glas und funkelnden Metallprofilen gestaltete Erdgeschoss mit Läden. (5) Am gut erhaltenen Haupteingang an der Potsdamer Straße findet man Bronze und neuzeitliche Metalle wie Nirosta-Stahl, die im Zusammenklang mit der edlen Natursteinverkleidung aus verschiedenfarbigem Marmor der Eingangshalle und dem Treppenhaus eine mondäne Eleganz geben. (6) Neben einer Dachterrasse für den Aufenthalt der Angestellten des Unternehmens galt als Besonderheit, dass die Autos in der unterirdischen Hofgarage Platz sparend auf einer Drehscheibe parken konnten. Das Gebäude wurde 2003-04 aufgestockt.
Die brachliegenden Flächen südlich des Landwehrkanals, die noch lange nach dem Zweiten Weltkrieg von der enormen Zerstörung der Stadt zeugten, konnten teilweise erst im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 1987 bebaut werden. Dabei entstand 1984-85 ein Wohnkomplex, der die Blockkante an der Potsdamer Straße wieder aufnimmt und mit einem zehngeschossig erhöhten Eckbau das Gegenstück zur "Loeserburg" bildet. (7)
1) Biebendt, Albert: Geschäftshaus der Firma Loeser & Wolff an der Potsdamer Brücke in Berlin. In: Deutsche Bauzeitung 64 (1930), S. 361-366; Domany, Franz: Die Konstruktion des Geschäftshauses Loeser & Wolff in Berlin. In: Deutsche Bauzeitung 64 (1930), Beilage Konstruktion und Ausführung, S. 92-97; Moderner Berliner Zweckbau. Bd. 1. Verwaltungsgebäude. Hrsg. v. Hermann Werner. Berlin-Leipzig 1932, S. 9; Wirth 1955, S. 264; BusB X, S. 200; Dehio Berlin 2000, S. 442.
Die gründerzeitliche Bebauung des Grundstücks wurde 1928 abgerissen. Dazu gehörte die auch die 1875-76 in einem Wohnhaus eingerichtete Synagoge Potsdamer Straße 26, siehe Synagogen in Berlin. Zur Geschichte einer zerstörten Architektur. Hrsg. von Rolf Bothe. Berlin 1983, Bd. 1, S. 40, Bd. 2, S.18-19
2) Bernhard Loeser gründete 1865 zusammen mit Karl Wolff ein Tabakgeschäft. 1901 bestanden allein in Berlin 65 Geschäfte. Die jüdische Firma wurde 1937 "arisiert".
3) Die heutigen Werksteinlisenen zur Ecke waren ursprünglich mit fast haushohen Lichtkästen verkleidet, siehe Salmony, Alfred: Moderne Lichtreklame im Hochbauwesen. In: Industriebau 22 (1931), S. 22.
4) Hüter 1988, S. 329.
5) Bei Umbauten der 1970er Jahre ging viel von der ursprünglichen Gestaltung verloren.
6) Obermüller, Hermann: Metalle in neuzeitlicher Anwendung. In: Deutsche Bauzeitung 67 (1933), S. 265, 267.
7) Internationale Bauausstellung Berlin 1987. Projektübersicht. Berlin 1987, S. 80-81. Die mit weißen Fliesen verkleidete Rasterfassade stammt von Jürgen Sawade, der mit Christoph Hilmer, Heinz Sattler und Georg Heinrichs die Wohnanlage entwarf.
Literatur:
- Deutsche Bauzeitung 64 (1930) / Seite 361-366 & 92-97 (Konstruktion)
- Der Industriebau 22 (1931) / Seite 22 (Lichreklame)
- Inventar Tiergarten, 1955 / Seite 264
- BusB IX 1971 / Seite 200
- Dehio, Berlin, 1994 / Seite 477
- Katamon Exposé / Seite 145
- Topographie Mitte/Tiergarten, 2005
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
- Tel.: (030) 90259-3653
- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
Verkehrsanbindungen
-
U-Bahn
-
Bus
-
Jüdenstr.
- 248
- 300
-
Nikolaiviertel
- 147
- N8
- N40
- N60
- N65
-
Jüdenstr.