Denkmaldatenbank

Zu den großstädtischen Vergnügungs- und Geschäftshäusern gehörte das (...) Gebäude Potsdamer Straße 116. (1) Im Umfeld des Potsdamer Platzes entstanden um die Jahrhundertwende eine Vielzahl von Wein- und Bierhäusern mit riesigen, aufwendig ausgestatteten Restaurant- und Festsälen. Auch bei diesem 1905-06 von Rudolph Zahn erbauten Wohn- und Geschäftshaus war das gesamte Erdgeschoss, das mit Seitenflügeln und Quergebäude zwei Gartenhöfe umschloss, Restaurants, Clubräumen und einem Fest- und Tanzsaal vorbehalten. Den Hauptteil nahm das Restaurant "Fürst Bülow" ein, das sich mit drei breiten Korbbogenfenstern und Werksteinverkleidung bemerkbar machte. Von der Geschäftsnutzung des Erdgeschosses abgesetzt, zeigen sich die oberen Wohngeschosse des Vorderhauses im noblen palladianischen Stil niederländischer Stadtpalais. Bis zum vierten Geschoss greifen hellrote Backsteinpilaster vor, um dann auf ein mächtiges Sandsteingesims zu stoßen. Oberhalb folgt das letzte Geschoss mit hufeisenförmigen Loggien, ehemals in der Mitte bekrönt von einem Dreiecksgiebel. Fein gearbeitete Reliefs mit tanzenden Figuren am Erker betonen die Gaststätteneinrichtung im Erdgeschoss. Im Innern unterstreicht ein reich ausgestaltetes Vestibül und Treppenhaus in zeittypischen Jugendstilformen den vornehmen Charakter des Hauses. Nach dem vollständigen Verlust der berühmten Veranstaltungshäuser am Potsdamer Platz ist hier ein letztes Stück der Berliner Vergnügungskultur bewahrt.

1) [Wohn- und Geschäftshaus Potsdamerstraße 45, Berlin] in: Berliner Architekturwelt 9 (1907), S. 55-56, 273-274; Geschäfts- und Wohnhaus, Berlin, Potsdamerstr. 45. In: Baugewerks-Zeitung 39 (1907), S. 935; BusB VIII B, S. 105.