Denkmaldatenbank

Verwaltungsgebäude der Berlin-Hamburger Eisenbahngesellschaft

Obj.-Dok.-Nr. 09050269
Bezirk Mitte
Ortsteil Moabit
Adressen Invalidenstraße 52

Heidestraße
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Verwaltungsgebäude
Fertigstellung 1874-1875
Umbau 1896, 1953
Entwurf Neuhaus, Georg Ernst Friedrich (Architekt)
Entwurf Kessler (Architekt)
Bauherr Berlin-Hamburger-Eisenbahngesellschaft

Dreißig Jahre nach der Eröffnung des Hamburger Bahnhofs bezog die Berlin-Hamburger Eisenbahngesellschaft ein neues Verwaltungsgebäude. (1) Das vornehme dreigeschossige Gebäude an der Invalidenstraße 52, Ecke Heidestraße, wurde 1874-75 nach einem Entwurf von Friedrich Neuhaus errichtet. Die reich geschmückte Straßenfassade und die aufwendige Ausstattung verweisen auf die Wirtschaftskraft der Aktiengesellschaft, die als eine der wenigen Eisenbahngesellschaften die Gründerkrise gut überstanden hatte und aufgrund ihrer Geschäftsbeziehung zum Hamburger Seehandel am Güterverkehr hervorragend verdiente. Nach der Verstaatlichung der Berlin-Hamburger Eisenbahn ließen mehrfache Umbauten und Erweiterungen einen ausgedehnten Gebäudekomplex entstehen, der heute vom Landessozialgericht genutzt wird. (2) Dem Stilempfinden der Zeit entsprach nicht mehr der strenge klassizistische Baustil, der beim benachbarten Hamburger Bahnhof gewählt worden war, sondern der prächtige Renaissancestil. Friedrich Neuhaus orientierte sich vor allem an italienischen Vorbildern. Mit dem kräftig rustizierten Sockel- und Erdgeschoss, dem hervorgehobenen Mittelrisalit und dem reichen Bauschmuck wirkt das Verwaltungsgebäude vornehm und repräsentativ. Im Mittelrisalit öffnen sich drei große Rundbogenfenster, darüber folgt ein Dreiecksgiebel, der von Sandsteinskulpturen bekrönt wird. In der Mitte sieht man drei allegorische Figuren, die für Handel, Gewerbe und Eisenbahnverkehr stehen, während an den Seiten mächtige Löwen die Wappen von Hamburg und Berlin halten. Durch das prächtige Portal betritt man ein aufwendig gestaltetes Treppenhaus mit geschwungenem Treppenlauf, gusseisernen Säulen, Pilastern, Oberlicht und einem reich verzierten schmiedeeisernen Geländer. Im Sitzungssaal des Obergeschosses findet man eine reich gegliederte Kassettendecke. Die Deckenmalereien mit allegorischen Darstellungen von Handel und Verkehr stammen von Ernst Johannes Schaller und Moritz Meurer. Die Decke wurde 1878 nach dem Tode von Friedrich Neuhaus eingebaut, wobei das Direktorium der Eisenbahngesellschaft die bekannten Architekten Martin Gropius und Heino Schmieden für die Gestaltung heranzog. (3)


1) Overmann: 90 Jahre Berlin-Hamburger Bahn. In: Die Reichsbahn 12 (1936), S. 1060; Wirth 1955, S. 61; Schwarz 1981, Bd. 2, S. 52; Kühne 1988, S. 77-80; Dehio Berlin 2000, S. 429-430.

2) Zunächst entstand 1896 ein rückwärtiger Erweiterungsbau, der 1906 um ein Geschoss erhöht und 1933-35 mit einem Verbindungsbau nach Plänen von Kühl und Krüger versehen wurde. Nach der Verstaatlichung der Hamburger Bahn wurde das Gebäude von der Königlichen Ministerial-, Militär- und Baukommission genutzt, danach diente es der Preußischen Bau- und Finanzdirektion als Amtssitz.

3) Architektonisches Skizzenbuch 1879, Teil I, Bd. 1 und Teil II, Bd. 1; Schwarz 1981, Bd. 2, S. 52; Kieling, Uwe: Berliner Privatarchitekten und Eisenbahnbaumeister im 19. Jahrhundert. Berlin 1988, S. 24.

Literatur:

  • Inventar Tiergarten, 1955 / Seite 61
  • Topographie Mitte/Tiergarten, 2005 / Seite 307

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen