Denkmaldatenbank
Wohnhaus Birkenstraße 17 Havelberger Straße 31
09050256 | |
Bezirk | Mitte |
Ortsteil | Moabit |
Adressen | Birkenstraße 17 Havelberger Straße 31 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Wohnhaus |
Datierung | 1874-1875 |
Umbau | 1881, 1889, 1896, 1956 |
Entwurf | Otzen, Johannes (Architekt) |
Bauherr | Baugesellschaft am Kleinen Tiergarten |
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite begann das Gelände der Baugesellschaft "Am kleinen Tiergarte". Die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs haben dort große Lücken in die Bebauung gerissen. Besonders gestört erscheint der Stadtraum am Kreuzungspunkt der Birkenstraße, der Perleberger Straße und der Havelberger Straße. Von den drei repräsentativen Eckhäusern, die zu den ersten Bauvorhaben der Baugesellschaft gehörten und denen die Aufgabe zukam, für das Erschließungsprojekt zu werben, blieb lediglich das Miethaus Birkenstraße 17/Havelberger Straße 31 (1) erhalten. Erbaut 1874-75, zählt es zu den Gebäuden, für die Johannes Otzen als Teilhaber der Baugesellschaft verantwortlich zeichnete. Obwohl Otzen nicht als Planverfasser in den Bauakten auftaucht, scheint der künstlerische Entwurf von ihm zu stammen. (2) Darauf deuten seine drei auf der Berliner Bauausstellung 1874 vorgestellten Wohnhäuser, die stilistische Übereinstimmungen aufweisen. (3) Mit seiner ausgefallenen Backsteinarchitektur hebt sich das Mietshaus von den benachbarten Gebäuden, die einst mit Stuckfassaden geschmückt waren, deutlich ab. Die Fassadengestaltung mit Ziegelsichtmauerwerk und sparsam eingesetzten farbigen Ornamenten ist charakteristisch für Johannes Otzen, der aus Hannover nach Berlin gekommen war und dort bei Conrad Wilhelm Hase die für die Hannoversche Schule typische neogotische Backsteinarchitektur kennengelernt hatte. Beim Eckhaus in Moabit ist jedoch kein bestimmendes Stilmuster erkennbar, sodass der eigenständige Entwurf damals als "modern" bezeichnet werden konnte. (4) Die nur mit Gesimsen und flachen Risaliten gegliederten Backsteinfassaden, das sehr steile, schiefergedeckte Halbmansarddach, die stehenden Dachgauben, die rundbogigen Fensterformate des letzten Geschosses sowie der Backsteinschmuck mit Sternmuster und Zickzackmotiv vereinen sich zu einer ungewöhnlichen, damals unüblichen Architektur. Die stumpfe Ecke wurde durch einen Risalit mit Rundbogenmotiv betont. Die 1881 angefügte Haube wurde 1956 abgebrochen und 2003 ergänzt. Mit der Aufteilung der vier Geschosse in viele kleine Wohnbereiche mit am Mittelflur aufgereihten Küchen und Stuben gehörte der Bau freilich zu den kasernenartigen Mietshäusern der Gründerzeit. Durch die Verbindung einzelner Wohneinheiten ist die ursprüngliche Raumaufteilung heute verändert.
1) Monke 1968, Bd. 1, S. 31-32, 109-110, Bd. 2, Abb. 14, 192, 194; Bahns, Jörn: Johannes Otzen 1839-1911. Beiträge zur Baukunst des 19. Jahrhunderts. München 1971, S. 12, 23-24, 95-96, Abb. 2-4.
2) Aus den Bauakten ist eine Beteiligung Otzens nicht nachweisbar; die Baueingabepläne sind von dem Architekten der Gesellschaft, Bernhard Wieck, unterzeichnet.
3) Zu den drei bekannten Mietshäusern, die Johannes Otzen für die spekulative Moabiter Unternehmung entwarf, zählen das kriegszerstörte Eckmietshaus Birkenstraße 16 und Perleberger Straße 47 sowie das verändert erhaltende Eckhaus Rathenower Straße 27 und Perleberger Straße 22. Hach 1925, S. 12, zählt diese drei Gebäude als Werke Otzens auf.
4) zitiert nach Bahns, Jörn: Johannes Otzen 1839-1911. Beiträge zur Baukunst des 19. Jahrhunderts . München 1971, S. 230.
Literatur:
- Monke, Grundrißentwicklung des Berliner Mietshauses, 1968 / Seite 31-32, 109-110, 123
- Bahns/ Johannes Otzen, 1971 / Seite 195-196
- Steindorff, H., Vorlageblätter für das Studium der Baukunst, Heft III, 1876 / Seite 265f.
- Katamon Exposé
- Topographie Mitte/Tiergarten, 2005
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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