Denkmaldatenbank

Fragmente der Fassade, des translozierten Kaisersaals und des Frühstückssaals des Grand Hotel Esplanade

Obj.-Dok.-Nr. 09050255
Bezirk Mitte
Ortsteil Tiergarten
Adressen Bellevuestraße 1
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Hotel
Datierung 1907-1909
Umbau 1911-1912, 1949, 1996
Entwurf Rehnig, Otto (Architekt)
Ausführung Boswau und Knauer (Baufirma)
Bauherr Deutsche Hotel AG

Zwischen der neuen Potsdamer Straße, die zum Kulturforum führt, und der Bellevuestraße erstreckt sich das Sony-Center, das 1995-2000 von Helmut Jahn errichtet wurde. Der Architekt importierte ein bisher in Berlin nicht bekanntes amerikanisches städtebauliches Modell. Die kaleidoskopisch aufgebrochenen Baublöcke gruppieren sich um ein ovales Forum, das von einem gewaltigen, nachts beleuchteten Zeltdach überspannt wird. Am Potsdamer Platz ordnete Helmut Jahn ein vollkommen verglastes Hochhaus an. In die Stahl-Glas-Architektur des Sony-Centers sind die Reste eines prächtigen Grandhotels integriert. Das 1907-09 und 1911-12 von Otto Rehnig erbaute Hotel Esplanade), Bellevuestraße 1, das vor allem dem preußischen Adel und der Oberschicht des Kaiserreichs als Unterkunft diente, gehörte zu den größten Hotels des wilhelminischen Berlin. (1) Es umfasste gediegene Appartements mit 600 Betten, einen Wohntrakt für die mitgebrachte Dienerschaft und repräsentative Festsäle, zum Beispiel den Wintergarten und den Palmenhof. 1944 wurde das Hotel Esplanade größtenteils zerstört. Jedoch blieb ein Gebäuderest erhalten, der 1949-50 zu einem Tanzlokal umgestaltet wurde. Das Gebäude stand der Verbreiterung der Potsdamer Straße und dem Neubau des Sony-Centers im Weg, sodass entschieden wurde, nur den straßenseitigen Gebäudeteil zu erhalten, während die historischen Festsäle ins Innere des Quartiers versetzt wurden. An der Bellevuestraße sieht man, in die Glashaut des Sony-Centers einbezogen, einen Fassadenrest, der auf die Geschichte des Ortes verweist. Die seitlichen Abschnitte des Fragments zeigen die in der Nachkriegszeit angebrachte Verkleidung, bestehend aus Spaltklinkern und geputzten Wandspiegeln, während in der Mitte die stark beschädigte Front des alten Grandhotels freigelegt wurde. Die großen Balkonfenster und die kleineren Rundbogenfenster zwischen paarweise angeordneten Halbsäulen lassen eine reiche neubarocke Gestaltung erahnen. Der rückwärtige Gebäudeteil des Grandhotels mit dem prächtigen Kaisersaal wurde 1996 auf Luftkissen hinter das straßenseitige Gebäudefragment verschoben und bis 2002 restauriert. Die Wände des Kaisersaals werden durch ionische Pilaster gegliedert, die große Wandspiegel umrahmen. An der Stirnseite ist ein Gemälde Kaiser Wilhelms II. angebracht. Der Frühstückssaal im Stil des Rokoko, geschmückt mit Stuckarbeiten nach französischen Vorbildern des 18. Jahrhunderts, konnte nur durch eine museale Inszenierung gerettet werden. Am alten Standort blieben zwei Innenwände stehen, die, durch eine Verglasung geschützt, eine Freifläche einfassen, sodass die Grenzen zwischen Innen- und Außenraum aufgehoben sind. Die übrigen Wände wurden zusammen mit der Stuckdecke demontiert und in einen großen Glaskasten versetzt, der sich dem Forum des Sony-Centers zuwendet. Dort wird der Frühstücksaal, für alle sichtbar, in einem fragmentarischen, aufgeschnittenen Zustand präsentiert.


1) Hotel Esplanade in Berlin. In: Baugewerks-Zeitung 41 (1909), S. 13-15, 19-20; Moderner Luxus im Hotel Esplanande zu Berlin. In: Die Bauwelt 3 (1912), Heft 13, S. 14-15; Das Hotel Esplanade in Berlin. Architekt: Otto Rehnig, Berlin. In: Deutsche Bauzeitung 47 (1913), S. 753-754, 756-757, 761-767, 777-781, 792-793; Damm-Etienne, Paul: Das Hotelwesen. Leipzig 1910, S. 33-34, 48-50, 60-62, 75-76; Kunz, Fritz: Der Hotelbau von heute. Stuttgart 1930, S. 87; BusB VIII B, S. 11-13, 41; Wille, Klaus-Dieter: Hotel Esplanade, Bellevuestraße 16-18a. In: Geschichtslandschaft 1989, S. 214-219.

Literatur:

  • Wille, Klaus-Dieter/ Hotel Esplanade =Geschichtslandschaft,Tiergarten 1, 1989 / Seite 214-219 (dort weitere Lit.)
  • Topographie Mitte/Tiergarten, 2005 / Seite 116

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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