Denkmaldatenbank
Ledigenheim für Männer
09050243 | |
Bezirk | Mitte |
Ortsteil | Moabit |
Adressen | Waldenserstraße 31 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Arbeiterwohnheim & Ledigenheim |
Datierung | 1913-1914 |
Umbau | 1967, 1975 |
Entwurf | Kohtz, Otto (Architekt) |
Ausführung | Morin, Georges (Bildhauer) |
Ausführung | Held und Francke (Baugeschäft) |
Bauherr | Verein Ledigenheim |
Das (...) Haus Waldenserstraße 31 löst sich vollkommen von der üblichen Mietshausarchitektur. (1) Das Haus Wichern wurde 1913-14 von Otto Kohtz unter der Bauleitung von Emil Schütze als Ledigenheim für unverheiratete Arbeiter errichtet. Die Wohnanlage, die sich mit Vorderhaus, lang gestrecktem Seitenflügel und zwei Querflügeln um zwei begrünte Höfe gruppiert, beeindruckt durch ihre originelle künstlerische Gestaltung. Die hergebrachte Gliederung mit Giebeln, Gesimsen und Erkern ersetzte Otto Kohtz durch eine moderne, vom Reformwohnungsbau beeinflusste Struktur, die ihre Spannung aus der Komposition unterschiedlicher Materialien mit neuartigen Gliederungselementen erhält. Über dem bossierten dunklen Werksteinsockel erhebt sich eine helle, glatt verputzte Straßenfront. Bemerkenswert ist die Fensteranordnung. In die flächige Fassade sind drei vertikale Achsen mit konvex vorgewölbten, paarweise angeordneten Fenstern eingetieft. Die ebenfalls vorgewölbten Brüstungen erzeugen ein wellenförmig fließendes Moment, das zu den Fensterachsen spannungsvoll in Kontrast tritt. Die Brüstungsflächen sind mit Szenen aus dem Handwerker- und Arbeiterleben bemalt, die an die Arbeitswelt der Bewohner des Ledigenheims erinnern. In Duktus und Farbigkeit klingt die barocke Lüftlmalerei Süddeutschlands an. Das Ledigenheim, benannt nach Johann Hinrich Wichern, dem Gründer der Inneren Mission, dokumentiert die von privaten Vereinen getragene soziale Fürsorge im deutschen Kaiserreich. Alleinstehende wohnungslose Männer hatten bisher als "Schlafgänger" einen Übernachtungsplatz in den beengten Arbeiterwohnungen suchen müssen. Um diese Notstände zu überwinden, bot das Wohnheim 202 möblierte Zimmer an. Im Erdgeschoss war zudem eine öffentliche Speisehalle eingerichtet. Im Dachgeschoss gab es Brause- und Wannenbäder und als besondere Attraktion einen begrünten Dachgarten mit Schwimmbecken. Nach umfangreichen Umbauten 1983-85 für ein Jugenddorf des Diakonischen Werks blieb von der Grundrissteilung und der Ausstattung nichts mehr übrig. Über der seitlichen Durchfahrt befindet sich ein figürliches Relief, außerdem eine Erinnerungstafel mit dem Bildnis des Kaisers, die an die Einweihung des Ledigenwohnheims zum 25-jährigen Regierungsjubiläum Wilhelms II. erinnert. Beide Bildhauerarbeiten schuf Georges Morin.
1) [Das Ledigenheim Waldenserstraße 31 zu Berlin] in: Moderne Bauformen 14 (1915), S. 249-256; Ledigenheim in der Waldenserstraße in Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung 39 (1919), S. 162-163; Hegemann, Werner: Otto Kohtz. Berlin-Leipzig-Wien 1930, Tafel 6; Dehio Berlin 2000, S. 430.
Literatur:
- Moderne Bauformen 14 (1915) / Seite 249-256
- Dehio, Berlin, 1994 / Seite 232
- Baumeister, Architekten, Stadtplaner, 1987 / Seite 633
- Katamon Exposé / Seite 278f.
- Topographie Mitte/Tiergarten, 2005
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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